GLS-Kreditprojekt: Vollkornbäckerei cibaria – mehr als nur gutes Brot

Kernige Roggensonnen, zartblättrige Croissants, knusprige Apfelbrötchen, frische Sahneschnitten bei der Vollkornbäckerei cibaria in Münster schmecken nicht nur gut. Das wiederholt ausgezeichnete Unternehmen legt auch Wert auf regionale Wirtschaftskreisläufe, ökologische Produktion und übernimmt soziale Verantwortung. Wir haben bei Geschäftsführerin Rike Kappler nachgefragt.

Frau Kappler, Sie sind Geschäftsführerin der cibaria GmbH und von Anfang an dabei. Wie kam es zur Gründung der Bäckerei in Münster?

Als ich in den 1980er Jahren die Gründung der Vollkornbäckerei plante, hatte ich zuvor Philosophie und Publizistik studiert. Ich wollte mich der Praxis zuwenden und etwas Sinnvolles tun. Brot ist ein Grundnahrungsmittel, das reizte mich. Und die Entwicklung außergewöhnlich guter Produkte. Mein Ziel war es dann, ein Unternehmen aufzubauen, das regional und ökologisch erfolgreich wirtschaftet, das Arbeitsplätze für Frauen schafft und zeigt, dass das ökologisch Richtige auch das ökonomisch Vernünftige ist.

Bio-Produkte kann man heute fast überall kaufen. Was macht die Backwaren von cibaria besonders?

Brote, Brötchen, Snacks und Kuchen von cibaria sind unverwechselbar im Geschmack. Das hat seinen Grund in der Produktentwicklung, aber vor allem auch in der Produktion. Bei uns wird das Getreide täglich frisch gemahlen, das ist eine Frische, die man schmeckt.  Außerdem geben wir dem Teig in unserer Backstube die Zeit, die er braucht, um zu reifen. Lange Teigführungen garantieren eine hohe Bekömmlichkeit und ein saftiges Brot. Was uns außerdem wichtig ist: Die Rohstoffe haben nicht nur Bio-Qualität, sondern sie stammen aus regionaler Landwirtschaft. Wir kaufen unser Getreide bei den Bio-Bauern im Münsterland – das sind Informationen, die unsere Kundinnen und Kunden ebenfalls bekommen. Denn diese wollen sich zwar gesund ernähren, achten aber auch immer stärker darauf, unter welchen Bedingungen produziert wird.

Welche Bedeutung hat eine ökologische Orientierung für Ihr Unternehmen, auch über die Verwendung von biologischen Rohstoffen hinaus?

Die ökologische Ausrichtung ist für uns eine Qualität, die wir auch von unseren Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern erwarten.  Gemeinsam zeigen wir in Zeiten der Globalisierung, dass es eine andere und lokale Weise des Wirtschaftens gibt, die die Umwelt schont und die Wirtschaft der Region stärkt. Die Bank als „Lieferant für Geld“ nehmen wir da nicht aus.

Inwiefern ist es einem Betrieb wie cibaria möglich, regionale Wirtschaftskreisläufe zu fördern?

Sämtliches Getreide beziehen wir wie gesagt von Bio-Bauern aus dem Münsterland. Damit stärken wir die lokalen landwirtschaftlichen Betriebe, wir ermöglichen, dass sie hier einen fairen Preis für ihre Rohstoffe erzielen und ihren Beitrag zum Schutz der Natur und zum Erhalt der Artenvielfalt leisten können. Es macht Sinn, nicht das Billigste, sondern das Nächste einzukaufen. Restbrote geben wir, sofern sie nicht an soziale Projekte in der Stadt weitergegeben werden, an einen Naturlandhof zurück, der seine Bentheimer Schweine damirt füttert. Der Schinken liegt dann wieder auf unseren belegten Brötchen…

Welche soziale Ziele verfolgen Sie?

Von Anfang an war es uns wichtig, Arbeitsplätze für Frauen und Ausbildungsplätze für Mädchen in einem traditionellen Handwerksbetrieb zu schaffen. Für uns sind Auszubildende keine Billigst-Arbeitskräfte. Jede, die nach der Ausbildung weiter bei cibaria beschäftigt sein möchte, wurde in der Vergangenheit übernommen. Dass wir individuelle Arbeitszeitregelungen – auch in der Produktion – verhandeln, ist zwar aufwändig in der Personalentwicklung, aber im Sinne der Familienorientierung unverzichtbar.
Unsere soziale Verantwortung zeigen wir auch mit einem umfangreichen Sponsoring für soziale Projekte in der Stadt. So fördern wir das Jugendtheaterprojekt cactus, das Frauenhaus, verschiedene Beratungsstellen und liefern Restbrote an die Bahnhofsmission und die Flüchtlingshilfe und sind immer wieder als Sponsorinnen bei Veranstaltungen dabei.

Wie kamen Sie zu der Zusammenarbeit mit der GLS Bank?

Wir wollten mit einer Bank zusammenarbeiten, die über ökologische Kompetenz verfügt und für die nachhaltiges Wirtschaften kein Fremdwort ist. In der Vergangenheit habe ich oft erlebt, dass Menschen in konventionellen Banken die Besonderheiten der Naturkostbranche schwer vermittelbar ist. Ein Beispiel: Als ökologisch arbeitender Handwerksbetrieb haben wir immer höhere Personalkosten als eine konventionelle Bäckerei, das ist kein betriebswirtschaftliches Manko, sondern macht im Gesamtzusammenhang Sinn. Handarbeit spielt in unserem Betrieb eine ganz andere Rolle. Ein Faktor wie dieser sorgt bei der GLS Bank zum Beispiel nicht für Irritation.

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  1. Übernommener Kommentar*

    Eine gute Sache, nur dass mir die Schweine immer sehr leid tun, wenn sie getötet werden, und mir was von ihnen dann übrig bleibt, einfach nicht schmeckt, auch wenn es zum Glück ein Biohof in der Region ist, wie oben erwähnt, wo die Reste verfüttert werden. Dies ist ja auch relativ ein gut gemeinter Ansatz, angesichts unserer unsäglichen Gewohnheiten des Vegwerfens, des Mülls überhaupt. Also: Insgesamt ein recht guter Ansatz.

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