Der Wirtschaftsteil :: kompakt Nr. 313 Schweden

Der Wirtschaftsteil :: kompakt Nr. 313 - SchwedenEine weitere Ausgabe mit regionaler Sortierung, dieses Mal Schweden. Wir hätten auch Dänemark nehmen können, da gab es ebenfalls schon genug Links, es fällt also bereits beim Sammeln ein Dreh ins Skandinavische auf.

Flugscham

Der Artikel in der taz über die Flugscham der Schweden (flygskam) wurde gerade ziemlich oft geteilt, vielleicht reicht dieses Teilen sogar aus, um den Begriff als neues Fremdwort zu etablieren? Immerhin scheint es da eine gewisse Wirkung zu geben: “Erstmals seit Jahren zeigen aktuelle Zahlen eine Trendwende bei den Fluggastzahlen: Von Januar bis September drei Prozent weniger innerschwedische Flugreisen und auch ein leichter Rückgang bei den Charterflügen. Setze sich das fort, werde es Konsequenzen haben, sagt Jean-Marie Skoglund, Flugmarktanalytiker bei der staatlichen Transportbehörde: „Die Fluggesellschaften werden den Verkehr mindern. Manche Strecken werden eingestellt werden.

Bargeldlos

Regelmäßig liest man vom nahezu bargeldlosen Schweden, etwa bei SPON. Da werden natürlich Beispiele dargestellt, die für das deutsche Publikum besonders absurd klingen, man kann also tatsächlich eine Obdachlosenzeitung im Vorbeigehen am Straßenrand ohne Bargeld erwerben? Ja, man kann.

Kein Kleingeld dabei für den Obdachlosen? Kein Problem. Bei Johan in Malmö kann man auch swishen. Der Straßenzeitschriften-Verkäufer zeigt der Passantin ein Schild mit seiner Swish-Nummer. Sie zückt ihr Smartphone, öffnet die Bezahl-App, tippt die Nummer ein, überweist Johan 60 schwedische Kronen – und kriegt die neue “Faktum”-Ausgabe überreicht. Nur ein paar Sekunden hat es gedauert. Und ein mobiles Kartenlesegerät hat der Obdachlose auch immer mit dabei: “Viele Leute haben kein Bargeld mehr in der Tasche.

Einige interessante Ergänzungen dazu findet man bei der New York Times, etwa soziale Aspekte des bargeldlosen Verkehrs oder die Sache mit den Mikrochips: “Ask most people in Sweden how often they pay with cash, and the answer is “almost never.” A fifth of Swedes, in a country of 10 million people, do not use automated teller machines anymore. More than 4,000 Swedes have implanted microchips in their hands, allowing them to pay for rail travel and food, or enter keyless offices, with a wave. Restaurants, buses, parking lots and even pay toilets depend on clicks rather than cash.

Klimawandel

Es ist erst einmal nur eine Annahme, aber es spricht einiges dafür, dass in jeder dieser Auslandsausgaben ein Bericht zum Klimawandel vorkommen wird, und erfreuliche Meldungen werden es eher nicht sein. In Schweden kann man etwa nach dem Dürresommer einen Blick auf die Samen und ihre Rentiere werfen, der Guardian hat da etwas: “Although warmer summers help lichen [Flechten, MB] grow, warmer and wetter winters are increasingly leading to rainfall rather than snow during the coldest Arctic months. When temperatures fall back to below freezing, impenetrable sheets of ice form on ground that would normally be covered by a much softer crust of snow. This leaves the reindeer, who habitually feed by digging into the snow and then grazing on the lichen beneath, unable to smell the vital food source or dig down to get to it, leading to some herds starving to death.”

Citymaut

Zum Schluss zum Verkehr, da gibt es in der Zeit ein Interview mit Jonas Eliasson, der in Stockholm die Citymaut eingeführt hat. In der Einleitung wird ganz richtig festgestellt, dass dieses Wort in Deutschland eher Abwehr und wilde Diskussionen auslöst, das Gespräch erhellt dann einleuchtend, wie sich in einer Stadt ein anderes Meinungsbild ergeben kann: “Die Zahl der Autos sank während der Rushhour um 20 Prozent. Das war ein wesentlicher Grund, warum die Gebühr in Stockholm heute große Akzeptanz erfährt: Sie hat schnell nach der Einführung das gewünschte Ergebnis geliefert und den Stau reduziert. Das richtige Design für eine solche Gebühr zu entwickeln, ist allerdings nicht ganz leicht. Man darf das bloß nicht den Politikern überlassen.

Der Wirtschaftsteil „kompakt“ ist eine Kolumne aus kuratierten Beiträgen der Wirtschaftsgazetten und Blogs von Maximilian Buddenbohm.

Photo by Ferhat Deniz Fors on Unsplash

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