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Gemeingüter-Serie: Wissen

Wissen teilen heißt, Kapital schaffen. “Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen.“ (Benjamin Franklin)

Wissen ist im Gegensatz zu vielen anderen Gemeingütern nicht im eigentlichen Sinne knapp. Es lässt sich unbegrenzt vervielfältigen und kann nicht verbraucht werden. Im Gegenteil: Durch eine starke Vernetzung und die Kombination verschiedener Wissensbereiche kann neues Wissen entstehen. Besonders deutlich wird das im Internet. Zwei sehr bekannte Beispiele dafür, wie Nutzer ihre Inhalte miteinander teilen und weiterentwickeln, sind natürlich die Enzyklopädie Wikipedia und Open-Source-Lösungen zur Softwareentwicklung.

Es gibt aber auch eine gegenläufige Entwicklung. Durch Patente und Lizenzen werden zunehmend Eigentumsrechte geschaffen, das Wissensgut wird somit verknappt. Besonders weitreichende Folgen hat dies im Gesundheitssektor. Hier werden beispielsweise Aids-Medikamente mit teuren Lizenzen versehen. Dies führt vor allem in den Entwicklungsländern zu großem Leid, da die Kosten für eine ausreichende Versorgung nicht aufgebracht werden können. Zur Beseitigung solcher Situationen fordert das globalisierungskritische Netzwerk attac, dass „zumindest lebenswichtige Grundsatzpräparate von der Patentierbarkeit ausgenommen werden“.

Die besonderen Anforderungen an Gemeingüter werden auch daran deutlich, wie der Aufbau von Wissen gesteuert wird. Der Finanzierungsdruck auf Hochschulen kann dazu führen, dass bei Forschungsvorhaben vor allem die ökonomischen Erfolgsaussichten im Vordergrund stehen und nicht die konkreten Probleme einer Gesellschaft. Der Wert von Gemeingütern wird insofern nicht unbedingt in Unternehmensbilanzen oder im Bruttosozialprodukt erfasst. Und die Rendite besteht auch in nicht monetären Größen wie Arbeit, Lebensqualität und Frieden. Dafür ist eine Wertschätzung notwendig.

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