Der Mikrofinanzsektor ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Viele Anleger*innen ziehen Mikrofinanz für das eigene Portfolio bislang jedoch nicht in Betracht. Eine Investition in den 2015 aufgelegten GLS AI – Mikrofinanzfonds eignet sich aber für Menschen, die besonderen Wert auf die soziale Wirkung ihrer Investments legen. Davon ist Katharina Lange, Analystin im Research-Team der GLS Investments, überzeugt.
Das Team rund um Katharina Lange steckt jede Menge Arbeit in das Thema “Soziale Wirkung von Mikrofinanz”. Wie genau die kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Mikrofinanzsektor aussieht, warum sie so wichtig ist und was Katharina Lange über das aktuelle Jahr im Mikrofinanzsektor denkt, erfahrt ihr in diesem Interview.
Geldanlage – da denken wir an Aktien und Anleihen, passive und aktive Investmentfonds, Börsenhandel. In den Mikrofinanzsektor investieren: Das ziehen viele nicht in Betracht. Warum sollten sie das aber tun?
Katharina: Anleger*innen können mit Investitionen in Mikrofinanz ihr Geld nachhaltig und sinnvoll einsetzen, zu einer positiven sozialen Wirkung beitragen und dabei fast unabhängig von den Bewegungen am Kapitalmarkt investieren. Der GLS AI – Mikrofinanzfonds kann also als Diversifikationsbaustein im eigenen Portfolio dienen.
Wie genau sieht diese positive Wirkung aus?
Katharina: Ziel unseres Mikrofinanzfonds ist es, weltweit Menschen den Zugang zu verlässlichen und bedarfsgerechten Finanzdienstleistungen wie Leih- und Sparmöglichkeiten anzubieten. Viele Staaten u.a. im globalen Süden verfügen nur über sehr rudimentäre soziale Sicherungssysteme. Die Menschen sind daher gezwungen, selbst für sich und ihre Familien vorzusorgen. Landwirt*innen beispielsweise müssen mit großen saisonalen Unterschieden bei den Geldflüssen umgehen. Kleine Kredite können helfen, diese abzufedern. Daneben sind Sparangebote besonders wichtig: Sicher verwahrte Ersparnisse können im Fall von Ernteausfällen, Krankheiten oder Todesfällen als wichtiges Sicherheitsnetz dienen. Eine ähnliche Funktion haben Mikroversicherungen.
Das kann ich nachvollziehen, aber wie genau trägt die Investition der GLS Anleger*innen dazu bei?
Katharina: Mit den Geldern der Anleger*innen refinanzieren wir lokale Mikrofinanzinstitute, die wiederum Kleinstkredite an Endkund*innen im Globalen Süden vergeben. Diese Mikrofinanzinstitute wählen wir nach strengen Kriterien aus. Es wird nur in Institute investiert, die sich durch besondere soziale und ökologische Geschäftstätigkeiten auszeichnen. Um sicherzustellen, dass die Menschen und deren Umfeld durch Mikrofinanzdienstleistungen nicht geschädigt werden, definieren wir strenge Ausschluss- und Positivkriterien. Kürzlich haben wir diese an aktuelle Erkenntnisse angepasst.
Warum wurden die Kriterien angepasst?
Katharina: Seit der Auflage des GLS AI – Mikrofinanzfonds 2015 beobachten wir einige Veränderungen im Mikrofinanzsektor. Die Zunahme digitaler Angebote, die Corona-Pandemie und die Überschuldungskrise in Kambodscha warfen und werfen neue Fragen auf. Um sicherzustellen, dass wir Geld weiterhin dorthin bringen, wo es am stärksten unter sozial-ökologischen Gesichtspunkten benötigt wird, setzen wir uns daher kontinuierlich mit aktuellen Erkenntnissen zu Chancen und Herausforderungen im Mikrofinanzsektor auseinander. Auf Grundlage einer zweiten Studie des Südwind Instituts und in Zusammenarbeit mit dem Anlagebeirat haben wir schließlich unsere Kriterien überarbeitet.
Was hat sich verändert? Sind die Kriterien jetzt noch strenger?
Katharina: Die Positivkriterien konnten wir auf sechs relevante Kriterien straffen und ihren inhaltlichen Anspruch schärfen. Positiv bewertet werden beispielsweise Institute, die spezielle Beratungen und Schulungen für Endkund*innen anbieten, zum Beispiel in der nachhaltigen Landwirtschaft, oder die Finanzdienstleistungen für erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen bieten.
Bei unseren Ausschlusskriterien haben wir den Anspruch an das Engagement der Mikrofinanzinstitute für Kundenschutz nachgeschärft. Übersättigte Märkte sind erstmals als explizites Ausschlusskriterium formuliert. Es gab in unserem neuen Anlagebeirat Globale Verantwortung ausführliche Diskussionen zu überschuldeten Endkund*innen und übersättigten Mikrofinanzmärkten.
Was macht der Anlagebeirat? Wer ist Mitglied?
Katharina: Der Anlagebeirat – Globale Verantwortung hat sich im vergangenen Jahr als Gremium aus externen Expert*innen und Mitarbeitenden der GLS Investments neu zusammengesetzt. Neben bekannten Gesichtern aus dem bisherigen Beirat wie Caroline Kremer, Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft, sind auch neue Expert*innen wie Dr. Annette Massmann, langjährige Vorständin der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung, hinzu gekommen.
Das Gremium berät die GLS Investments zur Weiterentwicklung des Mikrofinanzfonds, wie etwa jetzt in Bezug auf die aktuelle Anpassung der Kriterien, und trägt mit seiner entwicklungspolitischen Expertise dazu bei, dass der Fonds seiner Mission auch in Zukunft gerecht wird.
Wie übernimmt der Anlagebeirat global Verantwortung?
Katharina: Mit dem Zusatz „Globale Verantwortung“ im Namen und der neuen Zusammensetzung dieses Gremiums geht eine thematische Neuausrichtung einher. In Folge der Veränderungen des Finanzsektors erweitern wir den Tätigkeitsbereich des Beirats: Bislang war er vor allem für Themen rund um den GLS AI – Mikrofinanzfonds zuständig. Jetzt soll er die GLS Investments beraten, wie Geld über Mikrofinanzprodukte hinaus wirksam im Globalen Süden eingesetzt werden kann.
Damit möchten wir unsere Pionierrolle bei nachhaltigen Geldanlagen auch im Rahmen verantwortungsbewusster Investments im Globalen Süden schärfen. Denn fest steht: Alternative Assetklassen werden wegen ihres hohen Wirkpotenzials an Bedeutung gewinnen.
Wir beschäftigen uns weiter mit Möglichkeiten, Geld möglichst sinnvoll im Globalen Süden einzusetzen und Entwicklungsfelder investierbar zu machen
Katharina, wie blickst du auf das Jahr 2024 im Mikrofinanzsektor?
Katharina: Wie auch das vergangene Jahr ist dieses Jahr bereits jetzt durch Krieg und Leid geprägt. Die geopolitischen Risiken sind stark gestiegen. Dennoch haben sich die Partnerinstitute im GLS AI – Mikrofinanzfonds gut entwickelt und zeigen anhaltendes Wachstum. Bemerkenswert ist immer wieder, wie schnell sich die Menschen und die Mikrofinanzinstitute in den Krisen dem veränderten Marktumfeld anpassen können.
Wie sieht es in Sachen Nachhaltigkeit aus: Bleibt der GLS AI – Mikrofinanzfonds seiner Mission treu?
Katharina: Ja, das wird er. Wir sehen es als Auftrag unserer Anleger*innen an, der Mission des Fonds gerecht zu werden. Auch unabhängige Stellen wie der ECOreporter prüfen unseren Ansatz regelmäßig und verleihen uns Siegel für dessen Qualität.
Gleichzeitig wissen wir, dass wir uns kontinuierlich weiterentwickeln müssen, um dauerhaft höchste Qualität zu gewährleisten. So sind wir zu Beginn dieses Jahres zum Beispiel dem globalen Netzwerk Cerise+SPTF beigetreten. Mit den “Universal Standards for Social and Environmental Performance Management” definiert das Netzwerk seit 2012 Best Practices. Zudem bieten sie Instrumente an, die Institutionen dabei unterstützen, diese Standards zu erfüllen und ihre soziale sowie ökologische Leistung zu messen.
Ziel unserer Mitgliedschaft bei Cerise+SPTF ist, die entwickelten Marktstandards für den Mikrofinanzfonds umzusetzen und insbesondere durch die Partizipation in der “Social Investors Working Group” an deren kontinuierlicher Weiterentwicklung mitzuarbeiten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk, unseren Partner*innen und insbesondere mit allen Anleger*innen im GLS AI – Mikrofinanzfonds.
Headerfoto oben: In Indien verpackt Madhusmita Patro Lebensmittel in eine Papiertüte. Das Projekt wird von unserem Partner Annapurna begleitet. Foto: Annapurna
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Alleinige Grundlage für den Kauf von Fondsanteilen sind die Verkaufsunterlagen (Basisinformationsblatt, aktueller Verkaufsprospekt inklusive Anlagebedingungen, letztverfügbarer Halbjahres- und Jahresbericht). Eine aktuelle Version der Verkaufsunterlagen in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos in Papierfassung bei der Verwahrstelle, der Verwaltungsgesellschaft sowie im Internet unter www.ipconcept.com und www.gls-investments.de.
Das Investmentvermögen weist ein nicht auszuschließendes Risiko erhöhter Volatilität auf. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung und garantiert nicht notwendigerweise positive Entwicklungen in der Zukunft. Generell birgt jede Investition das Risiko eines Kapitalverlustes. Bei der Darstellung der Wertentwicklung handelt es sich um Nettowerte. Der Wert kann sich um individuell anfallende Depotkosten vermindern. Eine Investition ist mit Risiken verbunden. Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte den aktuellen Verkaufsunterlagen. Die Verwaltungsgesellschaft kann beschließen, die Vorkehrungen, die sie für den Vertrieb der Fonds getroffen hat, gemäß Artikel 93a der Richtlinie 2009/65/EG und Artikel 32a der Richtlinie 2011/61/EU aufzuheben. Weitere Informationen zu Anlegerrechten sind in deutscher Sprache auf der Homepage der Verwaltungsgesellschaft einsehbar.
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