Maximal 18 Prozent dürfen jährlich als Zinszahlung für einen Mikrokredit berechnet werden. Das verkündete die Nationalbank in Kambodscha Mitte März 2017. Bisher lag die Zinsrate im südostasiatischen Königreich zwischen 20 und 30 Prozent.
Warum ist das ein Problem?
Aus den bisherigen 20 bis 30 Prozent deckten MFI unter anderem die Kosten für den Arbeitsaufwand einer Kreditvergabe – wie die individuelle Prüfung der Rückzahlungsfähigkeit und die nicht unerheblichen Kosten der manuellen Kreditüberwachung. Auch ein Risikoaufschlag ist eingepreist, der u.a. die Inflationsrate berücksichtigt. Der tatsächliche Zinsertrag lag i.d.R. bei den verbleibenden bis zu vier Prozent.
Etwa 1,9 Mio. der rund 15 Mio. Kambodschaner sind Mikrokreditkunden. Kleinstkredite in ländlichen Regionen bilden gut ein Drittel des gesamten Mikrokreditvolumens. Die durchschnittliche Kredithöhe beträgt 1.500 USD. Eben diese besonders geringen Kreditgrößen stehen nun in der Debatte, da der relative Verwaltungsaufwand deutlich höher ist als bei klassischen Krediten, wie sie die Industrienationen kennen.
Eine Eindämmung des Angebots ist zu erwarten: Einige MFI haben bereits einen Strategiewechsel hin zu größeren Mikrokrediten angekündigt und wollen eine Banklizenz erwerben. Dies führt zur Befürchtung, dass Menschen ohne Kreditsicherheiten keinen anderen Ausweg sehen, als sich informellen, unseriösen Geldquellen zu zuwenden.
Wie gehen wir damit um?
Der GLS AI – Mikrofinanzfonds ist derzeit mit einem Gesamtvolumen von 5,06 Mio. EUR in fünf kambodschanische MFI investiert. Das Fondsmanagement steht mit ihnen im engen Kontakt. Wie sind sie betroffen? Können wir bei der Kostenreduktion oder einer Neuausrichtung unterstützen? Es gibt bereits Bemühungen, Kosten einzusparen und die Produktivität zu erhöhen.
Stets den Anlegerschutz im Blick, beobachten wir die weiteren Entwicklungen genau. Die Empörung im Land über die politische Entscheidung ist in den vergangenen Wochen gewachsen und eine Überprüfung wird gefordert. Denn um das Ziel der Deckelung, Überschuldung zu verhindern, könnten andere Reformen wirksamer sein: Klare Gebührenstrukturen der Mikrofinanzanbieter oder die Einführung von Kundenschutzrichtlinien sind nur zwei Beispiele.
Foto: (CC BY-SA 2.0) von Allie_Caulfield
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