Die ersten Bundesländer starten bald in die Ferien, da werden schon Koffer gepackt. Und ohne den Spaß verderben zu wollen – es ist doch etwas heikel, dieses Herumreisen.
Was gerade wieder neu untersucht wurde, das Ergebnis entlastet uns nicht, eher im Gegenteil: “Der Studie zufolge belegen Touristen aus Deutschland den dritten Platz in einem weltweiten Ranking der Treibhausgasverursacher. Mehr Emissionen produzieren nur Urlauber aus den USA und China.”
Noch präziser steht in der SZ: “Eine Flugreise ist das größte ökologische Verbrechen”, deutlicher geht es wohl nicht. “Eine Flugreise ist ökologisch so ziemlich das schlimmste Verbrechen, das eine einzelne Personen anrichten kann. Die Klimagasemissionen erwärmen die Erde mit verheerenden Folgen für Ökosysteme und Artenvielfalt. Fluglärm und Schadstoffe kommen noch dazu. Die Folgen sind tödlich. Und trotzdem reisen wir ungerührt.”
In der Zeit wird das Reisen weiter hinterfragt, warum machen wir das eigentlich, wenn wir doch wissen, wie falsch es ist? Denn wir wissen es ja alle, auch ohne die oben verlinkten Artikel gelesen zu haben. ”Schimpansen würden über uns Menschen wohl lachen – das schreibt Bestseller-Autor Yuval Harari in seinem Buch Eine kurze Geschichte der Menschheit. Die intelligenten Tiere schätzten ihr heimatliches soziales Umfeld sehr und würden sich niemals das ganze Jahr hindurch abrackern, um sich anschließend im Gebiet einer anderen Schimpansenhorde von der Anstrengung zu erholen, merkt Harari an.”
Das empfohlene Buch von Harari ist übrigens auch eine hervorragende Ferienlektüre für die Leserinnen und Leser dieser Kolumne, darin findet man Denkanstöße en gros, die Empfehlung greifen wir gerne auf.
Meike Winnemuth schreibt für Geo über den Tourismus an sich, also auch wieder über uns alle. Ihre Schlussfolgerung ähnelt denen in den oben verlinkten Texte. Aber sie nimmt schöne Umwege, um dort anzukommen: “Die Tragödie des Tourismus – von Hans Magnus Enzensberger ewig gültig zusammengefasst mit “Der Tourist zerstört das, was er sucht, indem er es findet” – hat sich in den letzten Jahren zu einem Problem verschärft, das Tourismusbehörden und -forscher unter der Modevokabel »Overtourism« führen. Jedes Jahr werden weltweit neue Allzeithochs in den Besucherzahlen erreicht, Städte wie Lissabon, Prag, Dubrovnik, Berlin und Athen, aber auch einst abgeschiedene Gegenden wie Island werden überrannt; ihre Bewohner fühlen sich wie unbezahlte Statisten in einem Freilichtmuseum, das bis eben noch ihr Zuhause war.“
Zum Schluss wenden wir uns von den Fernreisen ab, das ist wohl auch besser so. Wir bleiben im Lande und denken wirtschaftlich, immerhin ist das hier der Wirtschaftsteil. Wenn die Gemeinden an der Nordsee keinen Eintritt für den Strand mehr nehmen dürfen, weil widerständige Bürger erfolgreich dagegen klagen, dann dürfen wir also umsonst an den Strand. Das ist toll, aber in den Kassen der Gemeinden ist nichts mehr wie vorher. Und jetzt? Etwas Denksport zum Wochenende: “In der Wangerländer Gemeindekasse aber klafft nun ein Loch. Denn wenn 150.000 Strandbesucher im Jahr jeweils drei Euro bezahlen, dann macht das 450.000 Euro – und die fehlen.”
Der Wirtschaftsteil „kompakt“ ist eine Kolumne aus kuratierten Beiträgen der Wirtschaftsgazetten und Blogs von Maximilian Buddenbohm heute zum Thema Ferien.
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