In einem Sachbuch wird der “Homo donator”, also der gebende Mensch, dem wesentlich bekannteren “Homo oeconomicus”, dem Wirtschaftsmenschen, gegenübergestellt. “Die Politik der Gabe” ist ein Buch des Soziologen Frank Adloff. Darin wird die ohne Kalkül erbrachte Gabe als unterschätzter Wert in der Gesellschaft dargestellt.
Das ist übrigens auch für die interessant, die sich für Soziales interessieren. Zum Beispiel wenn es um die Bewertung von Care-Arbeiten geht. Sind wir von Natur aus gebende Menschen? Ist das Geben für uns sogar essentiell? „Meine These ist, dass es eine Art von Prosozialität, eine Neigung zum Geben gibt. Ohne sie wären wir eigentlich in uns gekehrt, voller Misstrauen und würden uns überhaupt nicht für andere öffnen. Es würde nichts an Gemeinsamem entstehen können.“
Was gibt der Mensch? Zum Beispiel Unterricht an einer Obdachlosenuni. Das ist eine Geschichte aus Berlin, sie könnte so ähnlich aber in jeder Großstadt spielen: “Die Obdachenlosenuni richtet sich an jene, die sonst nirgendwo mehr willkommen sind. Damit rührt sie damit eines der großen gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit an. Denn die Abgehängten werden immer mehr. “
In Städten wie Hamburg kommen viele Obdachlose aus Osteuropa. Sie können dort meist nicht einmal am Winternotprogramm teilnehmen. Beim Spiegel gab es einen langen und unbedingt lesenswerten Artikel über den “Arbeiterstrich” für Osteuropäer, über Ausbeutung und scheiternde Hoffnungen, mit denen Deutsche auch etwas zu tun haben: “Als Bulgariens Wirtschaft abstürzt, zieht Stanimir Panow nach Hamburg-Wilhelmsburg. Er hofft auf ein besseres Leben, doch er landet auf dem sogenannten Arbeiterstrich – in einem System der Ausbeutung, von dem deutsche Verbraucher massiv profitieren.”
Ein Buch über Eliten – auch das sind Menschen
Zum Schluss noch einmal ein Buch, wieder ist es von einem Soziologen. Michael Hartmann: “Die Abgehobenen – wie die Eliten die Demokratie gefährden”, das sich u.a. mit der Frage beschäftigt, wie die Elite diverser werden kann. In dem gleich folgenden Artikel ist unter Anderem von einer Arbeiterquote die Rede. In der taz gab es ein Interview mit Michael Hartmann. Wir zitieren daraus einen Passus, in dem es um die Frauenquote geht, weil er ein wunderbares Beispiel für die alte Grundregel “Es ist kompliziert” ist: :“Bei Männern ist das Verhältnis von Herkunft aus dem obersten Milieu gegenüber Herkunft aus dem untersten Milieu knapp 3 zu 1, bei Frauen mehr als 5 zu 1. Meine Erklärung dafür ist: Wo man jemanden reinnimmt, der nicht den üblichen Kriterien entspricht – also kein Mann ist –, da muss der Rest halt umso mehr stimmen. Wenn eine Frau also noch einen Arbeiterhintergrund hat, dann wird es in der Regel nicht funktionieren. Sondern eher da, wo man etwas wiedererkennt. Wenn es schon nicht das Geschlecht ist, dann zumindest die soziale Herkunft.”
Und schnell noch ein Nachtrag: Nicola Wessinghage mit „Sozial schwach – Karriere eines Unworts“, das endet in einer sinnvollen Aufforderung.
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