In der Zeit gibt es einen Gastbeitrag von Michael Kopatz, der das Buch “Ökoroutine” veröffentlicht hat. Es geht um Konsum und Regeln, um umweltfreundliches Verhalten und um die Widersprüche in uns allen: “Zugleich gelingt es offenbar vielen Menschen, mit krassen Widersprüchen zu leben. Sie lieben ihren Haushund und legen zugleich Billigwürstchen aus martialischer Tierhaltung auf den 800-Euro-Grill. Diese Form der gelebten Schizophrenie beherrschen auch viele Politiker. Sie fordern vehement Klimaschutz und lassen Jahr für Jahr neue Straßen und Fluglandebahnen bauen. Sie verabschieden Lärmschutzpläne, um gleich darauf Tempo-30-Zonen abzulehnen. Manche beklagen die Nitratbelastung des Grundwassers und fördern parallel Massentierhaltung und Fleischexport.”
Erlöst endlich die Konsumenten
Die Forderung aus dem Zeit-Artikel mit der Überschrift “Erlöst endlich die Konsumenten” findet sich ähnlich in der SZ, hier unter der Überschrift: “Setzt endlich Grenzen!”. Man ist sofort erleichtert, wenn das Wort Grenzen einmal nicht im Kontext mit der Migration verwendet wird, und dass es überhaupt verwendet wird, das liegt natürlich wieder an Herrn Kopatz. Auch die Ausrichtung des Textes ist ähnlich: “Was im Alltag oft fehlt, ist ein geeigneter Ordnungsrahmen, um es anders und besser zu machen. Was die Gesellschaft braucht, sind verbindliche Regeln, um dem zerstörerischen Konsumverhalten Grenzen setzen. Sie braucht Anreize zum Maßhalten und für einen verantwortungsvollen Lebensstil. Mit Verboten allein, etwa von klimaschädlichen Dieselautos, ist es da nicht getan. Für einen tief greifenden Wandel sind deutliche Signale aus Politik nötig.”
Mischen wir einfach mal die Überschriften, dann haben wir beim Thema Konsum und Verhalten also eine “Erlösung durch Grenzen”. Da mal drüber nachdenken, wie Herr Kempowski gesagt hätte.
Zum Schluss aber noch der Spiegel, in dem der Herr Kopatz nicht vorkommt. Hier wird es moralisch, wenn die Unmöglichkeit richtiger Konsumentscheidungen behandelt wird. Und es wird heute nicht weiter überraschen, wenn auch dieser Artikel bei Forderungen nach Regeln endet:
Der Artikel im Spiegel trägt die Überschrift “Wir reichen Sünder”, und wenn wir jetzt einfach weiter remixen, was SPON, die SZ und die Zeit da am selben Tag (!) zum Konsum und zu Regeln schlagzeilen, dann landen wir z.B. bei: “Erlöst uns Sünder durch Grenzen.“ Eine ganz erstaunliche Spielerei.
Der Wirtschaftsteil „kompakt“ ist eine Kolumne aus kuratierten Beiträgen der Wirtschaftsgazetten und Blogs von Maximilian Buddenbohm heute zum Thema Konsum und Regeln.
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