Katrin Seddig denkt in der taz über die Ausbildungsabbrecher nach – und denkt etwas weiter, als es in den Kommentaren auf Wirtschaftsseiten oft der Fall ist. “Die Jugendlichen meiner Zeit wollten Friseurin werden, Kindergärtnerin, Kfz-Mechaniker. Ich hatte eine Klassenkameradin, die hatte kein anderes Ziel, als Friseurin zu werden. Es war so, dass die Friseurinnen in der Kleinstadt jemand waren. Es war eine Ehre, sie zu kennen.”
In der Zeit gab es einen Artikel zur Digitalisierung oder Auflösung der Arbeit, zur künstlichen Intelligenz und den gesellschaftlichen Folgen. Da fällt ein bemerkenswertes Wort, ein Spitzname. Der könnte einmal in den Geschichtsbüchern landen, auf den Seiten zum Wandel der Arbeitswelt in unserem Jahrhundert: „Die neue Fabrik hat schon einen Spitznamen“, sagt ein Daimler-Arbeiter, der direkt neben der Baustelle seinen Arbeitsplatz hat: „Wir nennen sie die fear factory. „Die Fabrik der Angst.”
Den Punkt, dass die Sozialsysteme wegen des Wandels der Arbeit umgebaut werden müssen, den greift Sascha Lobo bei SPON auf, auch wenn er sich dem Thema etwas anders nähert: “Digitalisierung, Robotik und künstliche Intelligenz werden in den nächsten Jahren nicht die oft bedrohlich gezeichnete, superplötzliche, revolutionäre Totalveränderung der Arbeitsgesellschaft bewirken. Aber sie verstärken Kapitalismuseffekte, die wir längst kennen.”
Aber bevor es hier allzu theoretisch und prophetisch wird – ein Blick auf einen bestimmten Job, auf den des LKW-Fahrers. Also auf einen schweren Job. “Die Tristesse des Trucker-Daseins wird selten zu Worten und Geschichten. Schon weil die wenigsten osteuropäischen Fahrer Fremdsprachen können. Sie ist zu erahnen, wenn man Fotos von Frauen und Kindern auf den Smartphones der Fahrer sieht. Wenn man die Sonntags-Langeweile auf den großen Rastplätzen fast zu greifen können meint. Wenn Asphalt und Beton über Wochen zum Lebensraum werden und der Geruch von Gummi und Diesel dessen Atmosphäre.”
Der Wirtschaftsteil „kompakt“ ist eine Kolumne aus kuratierten Beiträgen der Wirtschaftsgazetten und Blogs von Maximilian Buddenbohm heute zum Thema Arbeit.
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