Personal: 3 Grundsätze für nachhaltige HR ohne Greenwashing

Personalabteilungen sind angesichts fehlender Fachkräfte in vielen Branchen besonders gefordert. Aktuell warnt sogar Arbeitgeberpräsident Dulger vor den massiven Folgen des Fachkräftemangels. Unternehmen sollten sich daher attraktiv aufstellen. Wie schaffen sie das? Zum Beispiel mit einer nachhaltigen Unternehmenskultur. Drei Grundsätze der GLS Mitarbeiterentwicklung.

„Human Resources, HR oder Humankapital sind bereits schlechte Bezeichnungen“, sagt GLS Bank Personalchefin Janina Zajic. Recht gibt ihr eine Jury aus sechs Sprachwissenschaftler*innen, die 2004 das Wort „Humankapital“ zum „Unwort des Jahres“ gekürt haben.

Bei der GLS Bank heißt die Personalabteilung deswegen auch Mitarbeiterentwicklung (MEW). „Wir legen den Fokus auf den Menschen – und beachten dabei die Lebensgrundlagen aller“, sagt Zajic.

Dieser Ansatz hat sich bei der GLS Bank bewährt. Sogar Menschen aus der Finanzbranche, die weitaus höhere Gehälter gewohnt sind, sind zur sozial-ökologischen Bank gewechselt. Angesprochen hat sie die Idee, Finanzen und eine nachhaltige Welt zu verbinden. Geblieben sind sie, weil sie hier ihr Berufs- und Privatleben immer wieder neu gestalten können.

Fachkräftemangel ist bedrohlich

Das ist ein Vorteil bei der Suche nach kompetenten Mitarbeiter*innen in Zeiten des Fachkräftemangels. Dieser ist aktuell so bedrohlich, dass sogar Arbeitsgeberpräsident Rainer Dulger warnt: „Wir werden wahrscheinlich in den nächsten zehn Jahren einen Wohlstandsverlust hinnehmen müssen.” Ein wichtiges Momentum für Personalabteilungen, um die Unternehmenskultur in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken, ohne Greenwashing zu betreiben. Wie das geht, zeigen die Grundsätze und Bespiele aus der Personalabteilung der GLS Bank.

1. Grundsatz für nachhaltige HR

Das Mindset muss stimmen. Mitarbeiter*innen müssen ganzheitlich betrachtet werden.

„Personalerinnen und Personaler sollten den oder die Einzelne stärken und idealerweise eine Verbindung zwischen der persönlichen Lebenssituation und den Arbeitstätigkeiten schaffen“, sagt Personalchefin Janina Zajic. Menschen und ihre Talente dürfen keineswegs neben Maschinen, Infrastruktur und Software als nicht-materielles Produktionsgut oder eben „Humankapital” gesehen werden.

Dabei ist Personalchefin Zajic vor allem das Mittel der Selbstwirksamkeit wichtig: „Nur wer Sinnhaftigkeit im eigenen Tun erlebt und diese mit dem Wirken im Unternehmen in Einklang bringt, wer sich als Mensch ganzheitlich mit seiner Vielfalt und Verletzlichkeit einbringen darf, wird ein Unternehmen erfolgreich vorantreiben.“ Sprich, nachhaltige Personalarbeit muss langfristig ökonomisch, sozial und ökologisch sein.

2. Grundsatz für nachhaltige HR

Die Geschäftsführung muss den Unternehmenszweck nachhaltig ausrichten.

Ist die Personalabteilung entscheidend, um das Mindset im Unternehmen zu bestimmen? Nur bedingt, so Zajic. Die wichtigste Voraussetzung für eine nachhaltige Personalarbeit sei, dass die Geschäftsführung den Unternehmenszweck nachhaltig ausrichtet. Andernfalls droht die „Trendfalle“.

„Mitarbeiter*innen spüren sofort, ob die Ausrichtung und Angebote ernst gemeint sind“, sagt Zajic. Also: Einfach Plakate mit tollen Sprüchen aufzukleben oder die gewünschte Unternehmenskultur in den gängigen Kommunikationskanälen zu verbreiten – etwa bei Stellenanzeigen, Werbung, Linkedin oder Instagram, könnte sogar kontraproduktiv sein. Sollte hier ein Unterschied zwischen Wunsch und Realität entstehen, kann das zu innerer Distanz der Mitarbeitenden führen. Erst wenn Nachhaltigkeit gelebt wird, kann ein Unternehmen damit auch außerhalb erfolgreich werben.

3. Grundsatz für nachhaltige HR

Es muss praktische Maßnahmen geben, die das Verständnis der nachhaltigen Personalarbeit untermauern.

Stimmen sowohl Mindset als auch Ausrichtung der Geschäftsführung, kann es in die praktische Umsetzung gehen. Hier stellt sich die Frage: Was können Unternehmen tun, um nachhaltig zu sein? Ein paar praktische Beispiele aus der GLS Bank.

Gesundheit
Regelmäßig werden Workshops zum Thema Gesundheit angeboten. Dabei sind sowohl Körper als auch Psyche integriert gedacht. Es gibt Wanderungen, Sitzungen mit Coaches, Wiedereingliederungsmaßnahmen, einen kostenlosen Zugang zu einem Online-Fitnessstudio, Massagen und Erstattung gesundheitlicher Hilfsmittel wie etwa eine Arbeitsplatzbrille – um nur eine Auswahl zu nennen. Wichtig ist hier, dass alle Bedürfnisse willkommen geheißen werden und es spezielle Ansprechpartner*innen für das Thema gibt.

Flexible Arbeitszeiten und Vereinbarkeit von Familie
Mitarbeitende der GLS Bank können nach Absprache mit ihren Führungskräften ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten. Dabei sind viele Modelle von 20 bis 80 Prozent einer Vollzeitstelle denk- und machbar. Hinzu kommt die örtliche Flexibilität. Nach den Erfahrungen der Corona-Zeit suchen auch wir als Bank einen geeigneten Modus, wie Homeoffice und Büroarbeit am besten kombiniert werden kann. Dabei steht es allen Mitarbeitenden, die nicht lokal gebunden sind, frei, eine für sich passende Variante zu finden. Aktuell ist die Mehrheit der Bankmitarbeiter*innen zwei bis drei Tage im Homeoffice und die restliche Zeit im Büro.

Mobilität
Die GLS Bank zahlt allen Kolleg*innen ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr zu ihrer Wohnungsstätte. Damit wird der Anreiz geschaffen, möglichst kein Auto zu nutzen oder gar zu besitzen. Tatsächlich gibt es viele Radfahrer*innen unter dem Kollegium. Diejenigen mit einer weiten und schweißtreibenden Anfahrt können die Dusche im Keller nutzen, bevor sie an den Arbeitsplatz gehen. Außerdem gibt es einen Fuhrpark mit E-Autos und E-Fahrrädern, die sich alle leihen können.

Finanzen
Angestellte erhalten ein Grundgehalt, das fürs Leben reicht. Hinzu kommen Zuschläge für die Berufsjahre und die Qualifikation. Eltern erhalten einen Kinderzuschlag, es gibt betriebliche Altersvorsorgen mit sozial-ökologischen Partnern, es gibt Sabbaticals und demnächst wird ein Zeitwertkonto eingeführt. Damit können individuelle Auszeiten geplant und finanziert werden.

Nahrung
Es gibt eine Kooperation für Biokisten, das Essen in der Kantine ist biologisch zertifiziert. Rund um die Uhr liegen gesunde Snacks parat. Außerdem liegt immer kostenlos Obst bereit, und in jeder Küche steht ein Kaffeevollautomat sowie Wasser.

Fazit:

Bei der Nachhaltigkeit der Personalarbeit geht es vor allem darum, Mitarbeitende als Menschen in all ihren Facetten wahrzunehmen, zu fördern und zu stützen. Ob das gelingt, hängt besonders an der Geschäftsführung. Sie muss den Unternehmenszwecks konsequent nachhaltig ausrichten. Das ist zum Einen gut für die ökologische Transformation der Wirtschaft. Zum Anderen hilft es Unternehmen in der aktuellen Lage gut ausgebildete Fachkräfte dauerhaft für sich zu gewinnen. Mit den richtigen Impulsen an die Unternehmensspitze können also Mitarbeitende im Personal zu Treibern der Nachhaltigkeit werden.

Was denkt ihr? Schreibt uns gerne!

Oder habt ihr Interesse an einer Ausbildung bei uns? Dann schaut euch diesen Blog-Artikel unbedingt an:

Azubis bei der GLS Bank: Die etwas andere Art

 

Diesen Artikel teilen

2 Antworten zu „Personal: 3 Grundsätze für nachhaltige HR ohne Greenwashing“

  1. Avatar von Urs E. Gattiker, #DrKPI #Pagetracker

    Danke für diesen interessanten Beitrag.

    Dieser zeigt sehr schön, dass es darum geht den Mitarbeitern Wertschätzung mit Taten und nicht nur mit Worten zu zeigen. Auf Neudeutsch „behaviors speak louder than words.“

    Auch hier ist was die GLS macht sicherlich eine „competitive advantage“ Konkurrenzvorteil. Primärer Grund is sicherlich, da dies viele Unternehmen noch nicht tun. Doch auch wenn dies ab heute viele Firmen tun würden, ist dies kein Vorteil mehr. Auch löst dies unser Fachkräfteproblem für die Wirtschaft insgesamt nicht.
    Trotzdem, was die GLS Bank macht tönt grossartig und möge sie die Früchte ihrer Arbeit ernten.

    Neugierig bin ich welche Personalkennzahlen die GLS Bank um den Erfolg in Sachen Mitarbeiterentwicklung (andere nennen es People and Culture) zu messen:

    https://drkpi.com/de/hr-barcamp-zuerich-messen-was-sinn-macht/

    Mit freundlichen Grüßen
    Urs
    DrKPI

    PS. Aber ich weiss nicht ob das wichtig ist, ob 6 Sprachwissenschaftler:innen ein Wort als Unwort bezeichnen oder nicht, um dieses „schlecht“ zu machen.“

    Das Zitat als Satz hier mit 34 Wörtern (9 davon mit 7 oder mehr Buchstaben) finde ich ein wenig kompliziert:
    „Nur wer Sinnhaftigkeit im eigenen Tun erlebt und diese mit dem Wirken im Unternehmen in Einklang bringt, wer sich als Mensch ganzheitlich mit seiner Vielfalt und Verletzlichkeit einbringen darf, wird ein Unternehmen erfolgreich vorantreiben.“

  2. Avatar von Oliver Schmitt
    Oliver Schmitt

    |

    Sehr guter Artikel, danke dafür. Und dafür dass die GLS Bank mit gutem Beispiel vorangeht.
    In der öffentlichen Diskussion über den »Fachkräftemangel« wird allerdings gerne verdrängt, dass sehr viele Tätigkeiten anstrengend, stressig und mies bezahlt sind. Und wen soll es wundern, dass Knochenjobs schwer zu besetzen sind? Da hilft auch Mitarbeiterentwicklung nichts.
    Hier ein guter Artikel dazu aus meinem Lieblingsmedium Perspective Daily, das ich hiermit aufs Wärmste empfehle:
    https://perspective-daily.de/article/2189-flughafenchaos-das-problem-liegt-im-system/gY5wKwNI

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere aktuelle Themen