Was 2012 mit einer Graswurzelkampagne an einer Universität in den USA begann, feiert heute weltweit große Erfolge – Go Fossil Free. 688 Institutionen aus 76 Ländern mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 5 Billionen US Dollar haben sich bereits verpflichtet*, einen Teil dieser Gelder aus Kohle-, Öl- und Gasunternehmen abzuziehen.
Marc Pfizenmaier vom GLS Nachhaltigkeitsresearch und Experte für nachhaltige Geldanlagen beschreibt die erfolgreiche Kampagne.
Kohlebann
Go Fossil Free ist ein Projekt der Nichtregierungsorganisation 350.org. Die Kampagne ist dezentral organisiert. Ihre Mitglieder fordern Pensionsfonds, öffentliche Vermögensverwalter, Universitäten, Städte und Kommunen auf, klimaschädliche Investitionen wie Kohle aus ihren Depots zu verbannen. Ihre Grundforderung ist das Divestment der Top 200 Kohle-, Öl- und Gasunternehmen innerhalb von 5 Jahren. Das hat gute Gründe: 2016 war nicht umsonst das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Und daran haben die Emissionen der Fossilen erheblichen Anteil.
Eine Kampagne nach der anderen
In Deutschland haben bisher drei Städte den Voll- oder Teilausstieg aus Kohle-, Öl- und Gasinvestitionen beschlossen. Vorreiter war 2015 die Stadt Münster, es folgten Berlin, Stuttgart, Hamburg, Frankfurt und Freiburg. Wer seine eigene Kampagne starten will, findet hier Tipps.
Jede Stadt verfolgt beim Ausstieg ihre eigene Strategie. Damit die getroffenen Entscheidungen auch wirklich umgesetzt werden, begleitet Fossil Free die Entwicklung konstruktiv und kritisch weiter. Die umgesetzten Kampagnen entfalten eine Strahlkraft und zeigen, dass Divestment nicht nur möglich, sondern notwendig ist.
Reinvestieren, aber sozial-ökologisch
Aber Divestment ist erst der Anfang: Wichtig ist, wohin die Gelder anschließend fließen. Damit es nicht heißt raus aus Kohle, rein in Zementwerke, was leider in den Anfängen vorkam. Inzwischen liegt der Fokus stärker auf dem Reinvestment. Die Institutionen sollten sorgfältig abwägen, wie sie sozial-ökologisch anlegen wollen. Dabei helfen Positiv- und Ausschlusskriterien. Unabhängige Expertinnen und Experten können bei der Auswahl der Investments entscheiden und so die Qualität sichern. Für fundierte Entscheidungen eigenen sich zudem die Bewertungen sozial-ökologischer Ratingagenturen.
GLS Bank Fossil Free
Schon früh und bewusst nahm die GLS Bank bei den erneuerbaren Energien eine Vorreiterrolle ein. Im Jahr 1989 hat sie den ersten Windkraftfonds Deutschlands aufgelegt. Weitere erneuerbare Energie Fonds folgten. Auf dem Dach der GLS Filiale Hamburg setzt das erste innerstädtische Windrad in der Hansestadt ein Zeichen für Erneuerbare. 2015 hat die GLS Bank die Paris Pledge unterzeichnet.
Bei der Geldanlage ist für die GLS Bank die Problematik „fossil“ schlichtweg keine: Unternehmen, selbst wenn sie nur einen sehr geringen Anteil ihres Umsatzes mit der Energieerzeugung oder der Förderung von Kohle- oder Ölbrennstoffen erwirtschaften, sind nicht für das GLS Anlageuniversum geeignet. Die GLS Anlage- und Finanzierungrundsätze zählen dagegen die erneuerbaren Energien zu den positiven Geschäftsfeldern, in die investiert werden kann. In der Neufassung 2017 wird die Energieerzeugung aus Kohle explizit ausgeschlossen. Damit setzt die GLS Bank ein Zeichen.
Nicht nur finanziell auch politisch wirksam
Aus der ganzheitlichen GLS Sicht macht sozial-ökologisch verantwortungsvolle Geldanlage natürlich nicht an der Kohledebatte halt, sondern setzt sich immer auch mit weiteren Kriterien auseinander. Deshalb begrüßt die GLS Bank die starke politische Wirkung der Divestment-Bewegung. Denn erstmals seit der Finanzkrise fragen wieder mehr Menschen: „Was macht eigentlich mein Geld?“
Auch interessant
Fossil Free im Alltag – (wie) geht das?
Interview von Marc mit FossilFree-Campaignerin Tine Langkamp, die im Alltag möglichst Fossil Free lebt.
* Stand Dezember 2016
Foto: GLS Archiv
Schreibe einen Kommentar