Gartnisch 2 ist eine integrative Wohnanlage für junge Erwachsene mit Behinderung. Sie bietet den Bewohnern ein liebevolles Zuhause und ermöglicht ihnen ein selbstständiges Leben in der Gemeinschaft. Die GLS Bank finanzierte 2008 den Umbau von Gartnisch 2 in Halle/Westfalen. Wir haben uns mit der Heimleiterin Angelika Kuhlmann unterhalten.
1. Wie kam es zu der Idee, mit Gartnisch 2 auch integratives Wohnen in der Stadt zu ermöglichen? Wie viele Menschen leben dort?
Angelika Kuhlmann: Wir sind ursprünglich mit dem Laibach-Hof eine Kinder- und Jugendeinrichtung für seelenpflege-bedürftige Menschen. Eltern, gesetzliche Betreuer und unsere jungen Erwachsenen traten immer wieder mit dem Wunsch an uns heran, ein Angebot über die Kinder- und Jugendzeit hinaus zu entwickeln. So konzeptionierte sich nach mehreren Jahren der Entwicklung und Planung ein neues Angebot für junge Erwachsene mit Beeinträchtigungen. Auf dem stimmungsvollen Gelände des jahrelang dem Verfall preisgegebenen Denkmals „Stodieks Hof“ in Halle-Gartnisch entstand in Zusammenarbeit mit der Stadt Halle ein integratives Wohnangebot. Gebaut wurden vier barrierefreie Wohnungen und drei individuelle kleine Wohngruppen mit zehn Plätzen. Zwei Frauen leben in einer Dachgeschosswohnung im Betreuten Wohnen. Es leben seit 2009 aktuell 17 Menschen mit und ohne Hilfebedarf zusammen. Den räumlichen Mittelpunkt bildet ein Nachbarschaftszentrum als Begegnungsort.
2. Heilpädagogische Ansätze stellen die Grundlage Ihrer Arbeit auf dem Laibach-Hof dar. Welche speziellen Angebote bietet Gartnisch 2 den jungen Menschen, die dort leben?
Angelika Kuhlmann: Der Laibach-Hof bietet eine sehr schützende Hülle in ländlicher Umgebung. In Gartnisch bekommen die jungen Menschen im Sinne der Verselbstständigung die Gelegenheit, sich den täglichen Herausforderungen in einer Stadt selbstständig zu stellen. Einkauf, Friseur- und Arztbesuch sind in unmittelbarer Umgebung ohne Begleitung und Unterstützung möglich – der „Haller Willem“, unsere Regionalbahn, vergrößert den Aktionsradius. Unser Mitarbeiter-Team im Trainingswohnbereich steht den Bewohnern dabei mit Rat und Tat zur Seite, soweit es sinnvoll und erforderlich ist. Das heilpädagogische Reiten und die tiergestützte Therapie werden weiterhin gern angenommen. Im Nachbarschaftszentrum findet das Leben in Gemeinschaft statt, so können Geburtstage und Feste gemeinsam gefeiert und mit anderen gespielt, gebastelt, gewebt und gehandarbeitet werden. Unser Musiktherapeut hat in diesem Jahr ein Requiem geschrieben. Er hat es gemeinsam mit unseren Bewohnern und Schülern der hiesigen Hauptschule anlässlich der Einweihung des Mahnmales zur Erinnerung an die Opfer eines Arbeitslagers aufgeführt.
3. Sie arbeiten jeden Tag mit Kindern und Jugendlichen mit Hilfebedarf zusammen. Sicherlich ein anstrengender Beruf, bei dem man sich jeden Tag aufs Neue auf die einzelnen Menschen und deren Bedürfnisse einstellen muss. Was gibt Ihnen Kraft für Ihre Arbeit?
Angelika Kuhlmann: Unsere Kraftquelle ist die Anthroposophie, das Leben im Rhythmus und das Lächeln der Menschen, für die wir uns verantwortlich fühlen und zeigen.
4. Der Laibach-Hof liegt in der Trägerschaft des Vereins ODILIA e.V. Welche Ziele verfolgt der Verein und wie arbeitet er?
Angelika Kuhlmann: Im Sinne unseres Leitbildes verfolgen wir das Ziel, Lebensräume zu eröffnen und weiter zu entwickeln. Wir möchten Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit geistigen, seelischen und körperlichen Behinderungen während ihrer Schul- und Berufsfindungszeit fördern, betreuen und ihre Lebenswege begleiten, bis sie einen ihnen angemessenen Lebens- und Arbeitsplatz gefunden haben. Besonders mit dem Trainingswohnen in der integrativen Wohnanlage und dem neuen Angebot des Betreuten Wohnens findet unser Ziel des inklusiven Lebens in Gemeinschaft mit Anderen konkrete Umsetzung.
5. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der GLS Bank?
Angelika Kuhlmann: Im Jahr 1999 erschien uns bei der Suche nach einer neuen Hausbank die Angebotspallette, der Hintergrund und die unseren Idealen nahe stehende Philosophie der GLS Bank am passendsten.
Frau Kuhlmann, wir bedanken uns sehr herzlich für das Gespräch!
Hier erfahren Sie mehr über Gartnisch 2 und den Laibach-Hof >>
Eine Kurzvorstellung von Gartnisch 2 finden Sie hier >>
Das Interview führte Heidrun Weinelt
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