Kühe geben Milch, das ist bekannt; Kühe bzw. Rinder produzieren aber auch klimaschädliches Methan, dieser Aspekt wird uns zunehmend bewusst. Deshalb ist es durchaus interessant, der Frage nachzugehen, inwiefern Rinder dem Klima schaden.
Methan verbleibt 12 Jahre in der Atmosphäre, ist aber 28-mal klimaschädlicher als CO2, das sich bis zu 100 Jahre in der Atmosphäre halten kann. Es wird davon ausgegangen, dass Methan zu 30 Prozent zum Klimawandel beiträgt. Aufgrund der verhältnismäßigen Kurzlebigkeit von Methan steht die Reduktion von CO2 mehr im Fokus der Diskussion, wenn es darum geht, Emissionen einzusparen. Doch sind 30 Prozent allerhand – und daher lohnt es sich, einen Blick auf die Quelle der tierischen Klimagase zu werfen.
Emissionen der Landwirtschaft
Laut Erhebungen des Thünen-Instituts macht die Landwirtschaft 7,6 Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen aus. Methan und Lachgas haben mit rund 80 Prozent den überwiegenden Anteil daran. Sie wiederum entstehen vorrangig durch die Milchkuh- und Rinderhaltung. Einer Kuh entweichen durchschnittlich 191 Liter Methan pro Tag. Hinzu kommt das Düngen von Ackerflächen durch Stickstoff oder Gülle, die ebenfalls für Lachgas und Methan sorgen.
Bezieht man allerdings die gesamte Emissionskette mit ein, zum Beispiel die Transportwege in der Weiterverarbeitung und des Imports und Exports sowie die Beschaffung des Futters, sind Ernährung & Landwirtschaft für ein Drittel der gesamten Emissionen weltweit verantwortlich.
Mehr als zwei Drittel der weltweiten Agrarflächen werden als Weidefläche für Tiere verwendet, die übrigen Ackerflächen dienen zur Futtermittel- und Nahrungsproduktion. Diese Flächen werden auch durch Trockenlegung von Mooren und Rodung von Wäldern gewonnen – damit gehen natürliche Kohlenstoffspeicher der Natur verloren.
Da der Verzehr von tierischen Produkten mit steigendem Wohlstand weltweit an Popularität gewinnt, wird dieser Anteil mit aller Wahrscheinlichkeit weiter steigen. Für den Klimaschutz einen Hebel an der Rinderhaltung und an unserer täglichen Ernährung anzusetzen, ist demnach einleuchtend. Doch wo sind die Stellschrauben?
Klima ist, was Du isst…?
Omnivor, flexitarisch, pesketarisch, vegetarisch, vegan – die Vielfalt der Ernährungsformen ist groß. Doch wie wirken sie auf das Klima und ist fleischlose bzw. Rind-lose Ernährung immer besser?
Wie in vielen Fragen ist die Antwort auch hier von komplexer Natur, denn Rinderhaltung ist nicht gleich Rinderhaltung und vegan nicht gleich vegan.
Grundsätzlich wird angenommen, dass eine fleischreduzierte Ernährung klimafreundlicher ist als eine fleischlastige. So liegt dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes die Annahme zugrunde, dass eine fleischkonsumierende Person 1.730 Kilogramm CO2 pro Jahr verursacht. Das sind 450 Kilogramm mehr als bei Vegetarier*innen und 690 Kilogramm mehr als Veganer*innen. Sehr wichtig zu beachten ist, dass die Erhebung dieser Zahlen auf einer ansonsten regionalen, saisonalen, biologischen Ernährung mit eher seltener Tiefkühlkost beruht.
Gut fürs Klima: regional und saisonal
Und hier ist der Knackpunkt: Transportwege. Wer sich klimafreundlich ernähren möchte, lässt nicht nur tierische Produkte außen vor, sondern greift nur gelegentlich auf Produkte zurück, die einen weiten Weg hinter sich haben. Leider gibt es noch keine einheitliche Bestimmung für das Kriterium Regionalität und liegt so eher im Ermessen der Verbraucher*innen.
Gleiches gilt für saisonale Produkte. Klimafreundlich ist, was in der eigenen Region der Saison entspricht. Erdbeeren im Januar oder regionale Äpfel aus der energieintensiven Lagerung im frühen Sommer gehören in Deutschland also nicht dazu.
Was tierische Lebensmittel aber besonders klima-unfreundlich macht, ist die ineffiziente Umsetzung von pflanzlichem Protein in tierisches Protein. So wird davon ausgegangen, dass im Falle von Fleisch 90 % der Energie nicht mehr im Lebensmittel auf unserem Esstisch enthalten ist. Diese benötigt das Tier nämlich für seine eigene Lebenserhaltung und Bewegung. Beachtlich ist auch, dass so immer noch über die Hälfte des weltweisen Gesamtproteins aus pflanzlichen Quellen stammt!
Ganz ohne Rind geht es (noch) nicht
Rund die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland halten Rinder, nicht ganz ein Viertel hält Milchvieh. Insbesondere weil sich viele Betriebe in der Vergangenheit zunehmend auf wenige Agrarprodukte spezialisiert haben und so ausschließlich Rinder zur Fleisch- oder zur Milchgewinnung halten, stellt die Rinderhaltung die wichtigste Einkommensquelle für viele Betriebe dar. Dieser Umstand führt vor Augen, dass die Rinderhaltung zurzeit – und trotz einer zunehmenden Zahl an Vegetarier*innen – ein kaum wegzudenkendes Standbein der deutschen Landwirtschaft ist. Die nächsten Jahre sind jedoch entscheidend im Kampf gegen den Klimawandel.
Was also tun?
Zwar wird derzeit erforscht, welche Rinderart möglichst wenig Methan ausstößt, jedoch dürfte die Umstellung in den Betrieben länger auf sich warten lassen und der Effekt wäre mit einer gleichbleibenden Anzahl an Rindern fraglich. Abgesehen von einem rückläufigen Konsum tierischer Produkte und der Züchtung „methanarmer“ Kühe, kann auch ein Unterschied durch die Art der Haltung und Fütterung gemacht werden.
Die Stallhaltung ist energieintensiv (zusätzlich kaum artgerecht) und die Herstellung von Kraftfutter aus Südamerika ist Hauptursache von Grünlandumbruch und Waldrodungen. Der zuvor gebundene Kohlenstoff wird klimaschädigend in die Atmosphäre freigesetzt, was als sogenannte Landnutzungsänderung in die Klimabilanzierung eingeht. Auf den umgebrochenen Flächen wird künstlicher Dünger ausgebracht, der energieintensiv hergestellt und nach der Ausbringung in Lachgas umgewandelt wird. Wichtig für die CO2-Bilanz von Fleisch ist nicht nur der Verdauungstrakt der Rinder, sondern die Umstände, in denen sie leben.
Weidehaltung mit Gras und Heu als Hauptfutterquelle kann sogar klimaschonende Effekte haben. Die Beweidung reizt das Graswachstum an, pflegt den Kohlenstoffspeicher Boden, fördert den Humusaufbau und der Dung sorgt für eine erhöhte Bodenfruchtbarkeit. Zudem sichert das Abgrasen Lebensräume für Vögel und Insekten. Auf beweideten Flächen ist die Biodiversität auffallend hoch.
Der Erhalt und die Weiterentwicklung von Weiden und Grünland sind für das Klima sehr wertvoll, denn sie speichern ein Drittel des globalen Kohlenstoffvorkommens.
Klar ist, dass tierische Produkte als Massenware nicht mehr zeitgemäß sind – den Konsum tierischer Produkte herunterzuschrauben, würde uns auch gesundheitlich nicht schaden. Dann lieber selten ein Stück Fleisch oder ein Glas Milch zu einem guten Preis, am besten vom regionalen Hof mit transparenten und umweltfreundlichen Haltungsbedingungen. Ob die Kuh ein echter Klimakiller ist, haben wir als Gesellschaft letztendlich selbst in der Hand.
Auch spannend, hier bereits im Das Blog erschienen
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