Der Wirtschaftsteil

Wirtschaftsteil

In dieser Kolumne geht es oft um den Sinn, wenn es aber um Reisen geht, dann stellt sich die Sinnfrage irgendwie nicht. Reisen will man, reisen muss man, Reisen finden alle sinnvoll. Die Reise hat den Sinn in sich, da ist sich das reisewütige Volk vollkommen einig. Da fragt man dann eher nach der Authentizität. In dem Text der Zeit geht es auch um das Sharing und um den Kein-Tourismus-Tourismus, von dem es gar nicht weit ist zum hier öfter vorkommenden Kein-Konsum-Konsum. Massentouristen und Massenkonsumenten, das sind immer die anderen. Authentisch ist richtig – und bewusster und klüger und sinnvoller und besser und individueller. Oder so.

Bei solchen Themen kann es hilfreich sein, sich das Extrem anzusehen. Den Inbegriff des Nichtauthentischen, bei dem es nur noch um Plastik und Geld geht. Das funktioniert nämlich wirtschaftlich auch, und sehr gut sogar. Das ist dann wohl authentisch künstlich. Auf Facebook gab es zu dem Artikel eine spannende und ausführliche Diskussion – ist dieser Text also arrogant, vermessen, herablassend? Werden da andere Menschen verurteilt? Oder ist das einfach nur beobachtend und humorig? Was unterscheidet die beschriebene Plastikwelt denn eigentlich von den anderen Plastikwelten, in denen man dauernd lebt, vermutlich doch auch in der FAZ-Redaktion? In der taz gibt es dazu noch eine lesenswerte Gegenkolumne. Verblüffend, wenn das Thema Reisen plötzlich so emotional wird, als ginge es um vegane Ernährung oder um die Pflicht zur Masernimpfung. Der Wunsch, etwas richtig oder wenigstens peergroupkompatibel zu machen, damit man bloß nicht zu den falschen Leuten gehört, er treibt uns eben bei jedem Thema um – und vielleicht mehr, als wir denken. Und dazu gehört auch, dass andere etwas falsch machen. Oder nicht?

Andere Touristen sehen sich statt dessen übrigens Atomkraftwerke an, das geht neuerdings nämlich auch. Wenn wir schon bei Extremen sind.

Reiseblogger, die etwas mit dem Begriff Nachhaltigkeit anfangen können, die wird man im Tropical Island in Brandenburg wohl eher nicht treffen. Wohin reisen diese Blogger denn eigentlich? Und wie? Das kann man z.B. hier nachlesen. Oder hier. Oder hier.

Es ist aber auch interessant, einen Blick hinter die Kulissen der Reiseindustrie zu werfen. Zum Beispiel auf eine Firma, auf deren Seiten wir vermutlich alle schon einmal gewesen sind – vielleicht ohne die Firma überhaupt namentlich zu kennen. Bei der nächsten Suche nach einem Hotel mal auf die Ergebnisse achten!

Brauchen wir unseren Urlaub, weil der Rest des Jahres zu problembeladen ist? Weil der Job und das Leben zu anstrengend sind? Vielleicht sogar geprägt von Erschöpfung und Verbitterung? Das wollen wir nicht hoffen. Aber ein paar Gedanken zu unserem gesellschaftlichen Gesamtzustand kann man sich natürlich schon machen. Auch oder gerade im Urlaub, zum Beispiel mit Heinz Bude.

Und zum Schluss noch der obligatorische Link für den Freundeskreis Fahrrad, diesmal besonders elternkompatibel, denn im Urlaub hat man auch mehr Zeit für die Kinder: Radfahren macht Kinder besser in Mathe! Wenn das kein Grund ist, gleich mal zu einer Radtour zu starten. Zum Beispiel über 25 Kilometer mit 17 km/h und einer Pause von 7 Minuten. Wann ist man am Ziel, wenn man um 12:00 mittags losfährt? Tja…

Diesen Artikel teilen

Eine Antwort zu „Der Wirtschaftsteil“

  1. Avatar von Patrick

    |

    Ein Blick hinter die Kulissen eines Reiseunternehmens ist wirklich interessant. Gerade in solch schwierigen Zeiten mit sinkenden Reisepreisen ist interessant zu wissen, wie solche Unternehmen überhaupt überleben können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere aktuelle Themen