„Geld ist wie Sprache – ein Instrument der Kommunikation. Geld und Sprache wurden spontan erfunden, wo Menschen etwas austauschen wollten – Gedanken einerseits, Eigentumsrechte oder Forderungen andererseits. Wie am Sinn der Worte und Sätze in der Sprache darf sich auch am Wert des Geldes nicht schnell viel ändern, soll die Kommunikation nicht unter Missverständnissen leiden.“ (Herbert Giersch, *1921, dt. Nationalökonom).
Funktionen
Die zentralsten Funktionen des Geldes: Es dient als allgemeines Währungsmittel – ist also generell als Zahlungsmittel anerkannt – und als Wertaufbewahrungsmittel. Außerdem ist es Rechnungseinheit, Kapitalübertragungsmittel, Liquiditätsreserve, temporäre Durchgangsstation der Kaufkraft, Preis- bzw. Wertmesser und abstraktes Rechenmittel, wie es z. B. der ECU als Vorläufer des Euro einige Jahre war.
Geld als Tauschgut
Geld erleichtert den Güteraustausch entscheidend und macht damit Arbeitsteilung und Spezialisierung in der Produktion erst möglich. Nicht zuletzt ist es somit für die Steigerung des Wohlstands entscheidend (mit-)verantwortlich.
Im System der Tauschwirtschaft wäre Geld als „Zwischentauschgut“ zu verstehen. Es verringert die Transaktionskosten: Zum einen da nur noch das Austauschverhältnis der Güter zum Geld bekannt sein muss und nicht das Tauschverhältnis aller Güter untereinander. Zum anderen weil es die Unsicherheit beim Gütertausch verringert. Der Produzent eines Gutes, z.B. ein Bäcker, der ein anderes Gut erhalten möchte, tauscht nicht direkt Brot gegen Milch und muss dafür keinen passenden Tauschpartner finden. Stattdessen kann er Brot gegen Geld eintauschen und mit Geld Milch kaufen, also über das Zwischentauschgut Geld einen einfacheren Weg gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er später für Geld Milch bekommt ist höher, als die Möglichkeit des direkten Austauschs der Waren. Die Tauschakte werden getrennt und somit vereinfacht, der Güteraustausch effizienter.
Um diese Funktion als Zwischentauschgut zu erfüllen, braucht Geld bestimmte Eigenschaften. So musste es selten, haltbar, teilbar und homogen sein. Selten, um dem ihm übertragenen Wert zu entsprechen, haltbar, um Wertaufbewahrungsmittel zu sein, teilbar und homogen, um damit rechnen und zahlen zu können.
Geld als imaginäres Gut
Während bis ins 18. Jahrhundert der Wert einer Münze noch ihrem Materialwert entsprach, ist dies heute natürlich nicht mehr der Fall, da die Produktionskosten und somit der Wert von Münzen und Scheinen deutlich unter dem ihnen zugewiesenen Geldwert liegt. Zudem gibt es heute mehr Geld als Münzen geprägt und Scheine gedruckt sind. Die greifbare Definition des Geldes als Münze oder Schein mit direktem Gegenwert verschwindet, das Münz- bzw. Schein-Geld wird um das Buchgeld erweitert. In der klassischen volkswirtschaftlichen Geldmengendefinitionen wird die kleinste Geldmenge M1 als „Bargeld plus Sichteinlagen der Nichtbanken“ beschrieben; nur mit Bargeld wird somit schon lange nicht mehr gerechnet. Erweitert man diese um die „kurzfristigen Termineinlagen“ und Spareinlagen erhält man die Geldmenge M2 bzw. M3. Geld hat einen Wandel vom greifbaren Objekt mit realem Gegenwert zu einem imaginären Gut hinter sich, der auch das Wesen des Geldes veränderte. Abgesehen davon, dass Geld als gesetzliches Zahlungsmittel definiert ist, erhält es jetzt seinen Wert, da wir uns alle an diese Definition halten und darauf vertrauen, dass der Geldschein in unseren Händen auch morgen noch den gleichen Wert haben wird – abgesehen von mittelfristiger Entwertung durch Inflation. Nur durch die gesetzliche Vereinbarungen und die allgemeine Akzeptanz, also das Vertrauen in die Währung, erhält die Münze und der Geldschein oder noch abstrakter: die Zahl auf dem Kontoauszug, seinen Wert.
Rationale oder emotionale Geldgeschäfte
Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank äußerte Anfang März gegenüber der Tageszeitung „Der Tagesspiegel“: Er würde gerne ein Missverständnis ausräumen. Die Annahme nämlich, dass Geld etwas Rationales sei. „Geld“, sagt Jorberg, der es wissen muss, immerhin ist er Bankdirektor, „Geld ist mit das Emotionalste, was es überhaupt gibt“ (Der Tagesspiegel, 03.03.2009)
Gier, Sicherheit, Angst (z.B. vor Verlust an der Börse oder durch Inflation), Vertrauen seien hier nur als Stichworte genannt. Beispielsweise steckt in der heutigen Bezeichnung „Kredit“ das lateinische ‚credere’, also glauben, vertrauen. Anders gesagt ist die Vergabe eines Kredits das Vertrauen in die Fähigkeit einer Person, verliehenes Geld zurückzahlen zu können.
Geld ist also abwechslungsreicher als die zwei Seiten einer Münze vermuten lassen. Sachliche, rationale aber auch emotionale, psychologische Aspekte zeigen sich in den verschiedensten Beziehungen. Wie eng diese Seiten zusammenhängen zeigt sich auf den Finanzmärkten, wo (imaginäres) Geld im Sekundentakt hin und her verschoben wird – z.T., um spekulativ Geld mit Geld zu verdienen – und wo bei Unsicherheit und Vertrauensverlust Kurse ins Bodenlose fallen können.
Geld kann aber auch Gestaltungsmittel sein. Geld an sich ist neutral, seine Verwendung macht den Unterschied!
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