Trotz niedriger Zinsen zahlt die GLS Bank drei Prozent Dividende auf Genossenschaftsanteile. Wie kommt das zustande?
Eva Schneeweiß-Ebinger im Gespräch mit Christoph Hillebrand, Bereichsleitung Gesamtbanksteuerung und Controlling.
Was ist der Sinn einer GLS Mitgliedschaft?
Als Genossenschaftsbank bilden die Geschäftsguthaben unserer Mitglieder die Grundlage unseres Bankgeschäfts, das wirtschaftliche Eigenkapital. Es ist die notwendige Voraussetzung dafür, dass die GLS Bank Kredite vergeben kann. Je mehr Eigenkapital vorhanden ist, umso mehr Kredite können wir sozialen und ökologischen Unternehmen zur Verfügung stellen. Von daher schaffen unsere Mitglieder die Basis für das gesamte Handeln der Bank.
Die Mitglieder erhalten jährlich eine Dividende auf ihre Anteile. Wie hoch war diese in den letzten Jahren?
Nach Einführung der Dividende wurde sie erstmalig für das Jahr 2012 ausgezahlt. Seitdem beträgt sie drei Prozent pro Jahr. Bei der Einführung wurde eine Bandbreite zwischen zwei und vier Prozent angekündigt.
Angesichts der niedrigen Zinsen für Spareinlagen ist das viel.
Das ist richtig. Man muss aber immer auch berücksichtigen, dass die Dividende im Grunde eine „Erfolgsbeteiligung“ ist – denn durch das zur Verfügungstellen von Eigenkapital trägt das Mitglied ein gewisses, wenn auch überschaubares, unternehmerisches Risiko. Und das wird vergütet. Von daher kann man nicht nur eine aktuelle Kapitalmarktsituation gegen eine Dividende stellen. Das wäre zu kurz gedacht.
Wie errechnet sich die Höhe der Ausschüttung?
Die Höhe der Dividende wird in verschiedenen Gremien festgelegt und dann im Vorfeld in der Jahresplanung berücksichtigt. Das heißt, wir stellen den Erträgen die Aufwendungen gegenüber: Wir haben Zinserträge und Zinsaufwendungen, wir erhalten Provisionen und bezahlen Provisionen, haben Personal- und Verwaltungsaufwendungen und am Ende steht ein Gewinn. Von diesem müssen wir Steuern bezahlen und Risikovorsorge bilden.
Was davon übrig bleibt, fließt zu 20 Prozent in unsere Rücklagen – das schreibt unsere Satzung vor — und 80 Prozent werden als Dividende ausgeschüttet.
Wie passen Null Prozent Zinsen auf Spareinlagen einerseits und eine dreiprozentige Dividende andererseits zusammen?
Eine Dividende ist in der Regel unabhängig von einem Kapitalmarktniveau, weil sie sich auf die Bankbilanzentwicklung bezieht und nicht unmittelbar von einem externen Zins abhängt. Natürlich kann man bei einem niedrigen Zinsniveau wie im Moment über eine Absenkung der Dividende von drei auf zwei Prozent nachdenken, um damit statt 4,6 Millionen Euro nur 3,1 Millionen Euro ausschütten zu müssen. Doch dann bestünde im umgekehrten Fall – bei einem steigenden Zinsniveau – auch die Erwartung einer Dividendenerhöhung. Angenommen, das Zinsniveau würde bei sechs Prozent liegen, müssten wir plötzlich acht Millionen Euro ausschütten. Und damit wäre die Belastung eines Jahresergebnisses natürlich entsprechend höher. Deshalb sollte man sich Anpassungen sehr genau überlegen. Natürlich sind drei Prozent gemessen am heutigen Kapitalmarkt viel, aber bei einer kontinuierlichen Ausschüttungspolitik können diese vielleicht in zehn Jahren ganz, ganz wenig sein.
Welche Mitbestimmungsrechte in Bezug auf die Dividende haben die Mitglieder?
Die Dividendenhöhe wird vom Vorstand vorgeschlagen, vom Aufsichtsrat bestätigt und von der Mitgliederversammlung beschlossen. Direkt nach der Generalversammlung findet die Auszahlung statt. Wer den Betrag nicht selbst in Anspruch nehmen möchte, kann die Dividende aber auf die GLS Bank Stiftung übertragen. Sie fördert Projekte, die sich mit dem Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft, von Wachstum und Entwicklung beschäftigen. Und sie engagiert sich für eine aktive Bürgergesellschaft.
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