Ohne diese Schule gäbe es die GLS Bank nicht: Zum 60. Jubiläum der Rudolf Steiner Schule – Waldorfschule Bochum.
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Als Wilhelm Ernst Barkhoff 1956 eines Morgens in die Straßenbahn stieg, wusste er noch nicht, dass er wohl eine der wichtigsten Entscheidungen seines Lebens treffen würde. Der ambitionierte Bochumer Rechtsanwalt setzte sich durch einen Zufall für die Gründung einer der ersten Waldorfschulen im Ruhrgebiet ein und legte somit den Grundstein zur Gründung der GLS Bank.
Die Eltern überzeugten den engagierten Juristen davon. Zuerst dachte Barkhoff, dass er nicht viel Arbeit mit der Schulinitiative hätte, doch fortan nimmt das Sammeln von Spenden und beantragen von Krediten einen großen Teil seiner Zeit ein. Der erste große Erfolg war der Erwerb einer alten Stadtvilla im Bochumer Stadtteil Langendreer im Jahr 1958. Diese muss jedoch fortlaufend renoviert und ausgebaut werden, um den Schülerinnen und Schülern ein angemessenes Lernumfeld zu bieten.
Gemeinschaft mit Mut
Dafür reichten die gesammelten Gelder aber nicht aus. Also setzte Barkhoff sich mit regionalen Banken in Verbindung um Geld für das Vorhaben zu leihen. Nur steckte das Projekt in den Kinderschuhen, es erschien weder lukrativ noch konnte es große Sicherheiten vorweisen.
Doch Barkhoff erdachte die beste Sicherheit überhaupt: Die Menschen. Er schlug vor, dass im Falle einer Insolvenz die Eltern und Lehrer mit ihren privaten Spareinlagen bürgen würden. Heute würde man von Crowdfunding sprechen. Die Gemeinschaft bewies Mut und wagte den riskanten Schritt. Zusammen mit den Eheleuten Irene und Wilhelm Wollborn, Willy Müller, Dr. Klaus Dumke, Heinz Eckhoff, Dr. Klaus-J. Fintelmann, Karl Ernst Neuhöfer, Charlotte Reineck und Dr. Gisela Reuther gründete Barkhoff die Waldorfschule.
Die Rudolf Steiner Schule Bochum (RSS) wurde am 21. April 1958 eröffnet. Anfangs lernten dort 147 Kinder verteilt auf die Klassen eins bis fünf. Der zugehörige Waldorfkindergarten startete mit gerade mal sieben Kindern.
Impuls der GLS Bank
Die Schule war der Impuls für einen menschlichen Umgang mit Geld. 1961 gründete Barkhoff zusammen mit Reuther die GLS Treuhand, die weitere Finanzierungen für soziale und ökologische Projekte verantworten sollte. Das gelang so erfolgreich, dass über ein Jahrzehnt später die Gründung der ersten sozial-ökologischen Bank gelang.
Für die RSS waren die folgenden Jahre geprägt von Erweiterungen und Ausbau, aktuell besuchen fast tausend Kinder die Waldorfschule und lernen nach anthroposophischem Bildungsmodell. Das Angebot wurde durch eine offene Ganztagsschule und einen Hort ergänzt. Für die Eltern wurde ein Elterncafé eingerichtet, um eine Plattform für den gegenseitigen Austausch zu bieten. Stetig entwickelt sich die RSS weiter, heute spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Das Gebäude und der zugehörige Hof sind nach ökologischen Gesichtspunkten ausgelegt und renoviert worden. Das Prinzip, gemeinsam für etwas Sinnvolles zu stehen, hat sich über Jahrzehnte durchgesetzt. Auch weitere Waldorfschulen, wie die in Everswinkel traten später der GLS Gemeinschaft bei.
Die Eltern und Lehrer der Schule kommen noch immer für Finanzierungen der Schule auf. Die Schüler beteiligen sich an Projekten, wie zum Beispiel an dem Musikprojekt „Jedem Kind sein Instrument“ sowie Wettbewerben und gewinnen so über die Jahre mehrere Auszeichnungen.
Heute gratulieren wir herzlichst zum 60. Jubiläum der Rudolf Steiner Waldorfschule Bochum.
[green_box] Infos zur Rudolf Steiner Waldorfschule Bochum: rssbochum.de
Infos zur Geschichte der GLS Bank: www.gls.de/geschichte [/green_box]
Fotos: Stephan Münnich
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