Wie bringt man Menschen dazu, Nachhaltigkeit zu leben? Ich suche nach Antworten. Mittlerweile habe ich schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich im Supermarkt eine Plastiktüte kaufen muss. Ja, jetzt muss ich sie wirklich kaufen, sie kostet jetzt. Und obwohl ich sonst brav meinen Wonderwoman-Jutebeutel in die Handtasche werfe, habe ich ihn jetzt vergessen und es tut mir leid. Aber die eine Tüte ist nicht so tragisch. Ist nur eine.
Jeden Tag denke ich über das Thema Nachhaltigkeit nach. Es begegnet mir überall. Das schnelle Brötchen in der Bäckertüte, der Kaffee im To-Go-Becher, die zwei winzigen Bio-Paprika in Plastikfolie, das Auto nehmen, weils bequem ist. Einige Dinge habe ich bereits abgeschafft oder durch Alternativen ersetzt. Aber trotzdem fällt man immer in Muster zurück, weil der Gedanke, dass dieses eine Mal eben nicht so schlimm ist, das schlechte Gewissen verdrängt. Und so machen es doch eh alle – wieso soll ich Verzicht üben, während es sich die andern gut gehen lassen? Und warum soll es mir nicht einfach egal sein, was nach meinem Lebensende ist?
Das ist zu einfach.
Nur wenige rühren sich
Es ist ein sehr schöner Anfang, dass einige Menschen nicht darauf warten wollen, dass sich von selbst etwas ändert. Sie werden aktiv und wollen andere dazu bewegen, es ihnen gleich zu tun. Es äußert sich teils in zaghaften Empfehlungen, mehr das Rad anstelle des Autos zu benutzen. Es äußert sich in begeisterten Selbstversuchen über plastikfreies Leben und einem Jahr „einfach mal keine neuen Klamotten kaufen“. Es äußert sich auch als Einführung eines Veggie-Days, mit dem sich viele Menschen bevormundet fühlen.
Natürlich lautet die Botschaft im Alltag, dass jeder Gutes tun kann, wenn er nur ein klein wenig darauf achtet, was er kauft und was für ein Verkehrsmittel er benutzt. Das denkt jeder und jeder fühlt sich besser, wenn er seinen Jutebeutel dabei hat und auf die Frage des Verkäufers, ob er eine Tüte brauche, stolz sagen kann: „Nein danke, ich habe eine dabei“.
Kleine Veränderungen reichen aber nicht – sagt Volkswirt Niko Paech (in einem STERN-Interview*) und bezeichnet diesen Lebensstil als „persönliches Greenwashing“. Es ist für unsere geschwächte Erde nämlich nicht genug, mal etwas zu tun, was ihr ausnahmsweise nicht weh tut. Wir haben mit unseren alltäglichen Herausforderungen aber schon genug zu tun und können uns ja nicht um Arbeit, Familie, Freunde, Hobbies und unsere Erde kümmern. Müssen wir aber! Es ist unsere Pflicht!
Nachhaltigkeit – nur viel hilft viel?
Radikale Veränderungen bringens – aber wir bringens nicht. Die meisten Menschen können einfach nicht von heute auf morgen ihr Leben nachhaltig gestalten. Bevor wir also wieder schwanken zwischen Nichtstun und Weltretten, versuchen wir es mal anders. Stellen wir uns doch die Frage: Wie kann die Zukunft gestaltet werden?
Den Menschen nichts vorschreiben, aber sie dafür begeistern, was ihr individuelles Tun tatsächlich bewirken kann. Sie dazu bringen, sich mit ihrer Umwelt zu befassen, kreativ zu werden, um am Ende des Tages sagen zu können: Ich habe heute durch mein Handeln die Welt ein klein wenig besser gemacht. Oder brauchen die Menschen erst einen Tritt, der ihnen signalisiert, jeder ist für Morgen verantwortlich? Oder gar einen Zwang?
Am besten wäre ein Mittelweg, bei dem Politik und Menschen einen Schritt aufeinander zu gehen. Aber wer soll beginnen? Und was muss von beiden Seiten getan werden? Wie kann man Menschen begeistern, wie kann man euch begeistern? Belohnung für gutes Handeln oder Bestrafung für schlechtes Handeln? Schreibt uns eure Zukunftsvisionen, Zukunftsängste und Zukunftsideen in die Kommentare!
Foto: Stefano Tammaro / Fotolia
Dieser Artikel ist Teil der Kurzserie „Nachhaltigkeit im Denken und Tun“ . Hier Teil 1:
*„Unser Kinder werden zu Konsumäffchen abgerichtet“, Nikola Sellmair, Stern online, 15. April 2017
Lesetipp – Ein Blogbeitrag aus dem Jahr 2012: Klartext: Nachhaltigkeit
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