Was viele nicht wissen: Die „Rente“ meint nicht nur das Geld, das wir im Ruhestand vom Staat erhalten. Sie beschreibt auch eine Anlageform, die seit Kurzem ihr Comeback feiert. Wie die Rente funktioniert, welche nachhaltige Wirkung sie haben kann und warum gerade Privatanleger weiterlesen sollten, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Was ist eine Rente als Wertpapier?
Ob als Rentenpapier, Anleihe, Inhaberschuldverschreibung, Obligation, Bond, Note oder Treasury beschrieben: Einer dieser Begriffe ist fast jedem schon einmal über den Weg gelaufen. Im Grunde beschreiben sie alle die Anlageklasse der „Rente“.
Rente meint in diesem Zusammenhang keine Altersvorsorge, sondern ein kontinuierliches Einkommen durch Zinsen. Die irreführende Bezeichnung beruht auf unterschiedlichen Übersetzungen. Während Anleihen im Englischen mit Bonds übersetzt werden, stammt das Wort Rente aus dem Französischen und bedeutet so viel wie regelmäßiges Einkommen.
Die aktuelle Lage zur Rente als Wertpapier
Seit Rückkehr der Zinsen werden Menschen, die sich für Anlagen interessieren, oft auf Renten oder Rentenfonds verwiesen. Was derzeit neu klingt, ist eigentlich ein Comeback. Denn seit der Finanzkrise 2007 und der damit einhergehenden Nullzinsphase waren Renten bei Privatanlegern und in den Medien kaum noch gefragt. Heute zeige ich euch, warum es sinnvoll ist, sie sich wieder in Erinnerung zu rufen.
Der Rentenmarkt ist größer als der Aktienmarkt
Die bekannteste Form der Geldanlage am Kapitalmarkt ist die Aktie. Also die Unternehmensbeteiligung an einer börsengelisteten Aktiengesellschaft. Tatsächlich liegen Aktieninvestments an den globalen Kapitalmärkten rein vom Volumen her aber nur auf dem 2. Platz. Die globalen Rentenmärkte sind nämlich um ein Vielfaches größer. Grund dafür ist, dass Renten nicht nur von Unternehmen begeben werden, sondern in überwiegender Form auch von Staaten und supranationalen Organisationen. Warum sind Renten und Rentenfonds für Kleinanleger interessant?
Die Rente als Anlageform
Die Funktionsweise der Rente lässt sich vom Begriff der „Anleihe“ ableiten. Ein privater Anleger leiht einem „Emittenten“ einer Rente für einen bestimmten Zeitraum Geld in Form einer privaten Investition. Im Gegenzug erhält der Anleger für einen vorher definierten Zeitraum einen „Kupon“, also eine Zinszahlung auf den nominal zur Verfügung gestellten Geldbetrag.
Der Emittent, also der Staat, das Unternehmen oder das Projekt, kann während der Laufzeit mit dem Geld arbeiten. Am Ende der Laufzeit erhält der Anleger seinen Investitionsbetrag samt der letztjährigen Zinszahlung zurück. So die Theorie und in vielen Fällen auch Praxis.
Renten gibt es dabei in verschiedensten Formen. Man unterscheidet neben der Sektorzugehörigkeit auch noch nach der Laufzeit, dem Kupontyp und der Bonität oder dem Rating der einzelnen Emittenten. Das führt dazu, dass es wie im Aktienbereich, viele Renteninvestments gibt, die sich hinsichtlich Rendite, Risiko und Verfügbarkeit stark voneinander unterscheiden. Soweit so kompliziert.
Wer in seiner Freizeit nun in Renten investieren will, aber nicht erst Rentenspezialist werden möchte, hat eine Option. Anleger*innen können in einen breitgestreuten Korb aus nachhaltigen Renten von Ländern und Unternehmen investieren. Kurzum: Sie investieren in einen Rentenfonds.
Doch warum Renten in Betracht ziehen, wenn es Aktien gibt?
Renten versus Aktien: Die Vor- und Nachteile
Risiko
Eine wichtige Unterscheidung zwischen Renten und Aktien rührt aus der Art und Weise welche rechtliche Stellung das investierte Geld einnimmt. Als Aktionär stellt man dem jeweiligen Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung und wird de facto Miteigentümer. Als Anleger einer Rente stellt man dem Unternehmen dagegen Fremdkapital zur Verfügung, sodass man Gläubiger oder Kreditgeber des Unternehmens wird.
Daraus folgt, dass Aktionäre ein Mitspracherecht in Form von Stimmrechten genießen. Anleihegläubiger hingegen haben kein Mitbestimmungsrecht bei der Geschäftstätigkeit. Im Gegenzug sind Anleiheinhaber im Insolvenzfall des Unternehmens bei der Aufteilung der restlichen Vermögenswerte im Rang vor den Aktionären an der Reihe. Man kann also sagen, dass selbst im Worst-Case-Szenario einer Firmenpleite Anleihegläubiger besser dran sind als Aktionäre.
Aus der rechtlichen Stellung des investierten Geldes ergibt sich das Rendite-Risiko-Verhältnis beider Anlageklassen. Grundsätzlich werden Renten langfristig mit geringeren Renditen, aber auch mit geringeren Wertschwankungsrisiken verbunden. Sie werden deshalb als defensivere Anlageklasse verstanden. Ausnahmen bestätigen an dieser Stelle die Regel. Auch bei Renten gibt es besonders ertragreiche oder ertragsarme und risikoreiche oder risikoarme Investments.
Rating
Eine besondere Rolle spielt hierbei das Rating. Je besser die Kreditwürdigkeit des Emittenten durch Ratingagenturen eingeschätzt wird, desto sicherer die Anleihe und desto geringer die potenzielle Verzinsung. Und umgekehrt.
Laufzeit
Eine weitere Unterscheidung liegt in der Zeitkomponente. Während Aktien und Aktienfonds grundsätzlich unbefristete Beteiligungen darstellen, werden Renten zumeist mit Laufzeiten geführt. Das ist logisch, denn auch bei Krediten gibt es Laufzeiten, bis das Geld samt Zinsen zurückgezahlt werden muss. Bei Rentenfonds hingegen kümmert sich das Fondsmanagement darum, dass der Investmentfonds mit Renten unterschiedlicher Laufzeit bestückt und regelmäßig Renten gekauft oder verkauft werden. Damit entsteht de facto auch eine unbefristete Anlagemöglichkeit.
Dividenden und Zinsen
Die letzte Unterschied liegt in der Ertragsform. Während es bei Aktien eine Dividende für die Aktionäre gibt, erhalten Anleiheinhaber regelmäßig die bei Investition festgeschriebene Verzinsung. In beiden Fällen hängt die Zahlung jedoch von der Solvenz und der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens ab. Eine Dividende kann reduziert oder ausgesetzt werden; ein Anleiheemittent kann bei Zahlungsschwierigkeiten die versprochene Verzinsung nicht oder nur teilweise leisten.
Warum jetzt in einen Rentenfonds investieren?
Was alle Formen von Anleihen miteinander vereint ist, dass das generelle Zinsniveau einen erheblichen Einfluss auf den Kurs eines Anleiheinvestments hat. Das allgemeine Zinsniveau wird von den Zentralbanken festgelegt.
Letztes Jahr haben wir eine „historisch schnelle Anhebung“ der Zinsen gesehen. Die Zentralbanken hoffen so der gestiegenen Inflation wieder Herr zu werden und sie dauerhaft wieder zu senken.
Die Veränderung des allgemeinen Zinsniveaus wirkt sich wie folgt auf bestehende Renten und Rentenfonds aus:
Ein sinkendes Zinsniveau führt zu steigenden Renten- und Rentenfondskursen. Alle neu begebenen Anleihen haben nur noch geringere Verzinsungen zu bieten. Folgerichtig werden bestehende Renten also attraktiver, da sie höhere Verzinsungen bieten.
Ein steigendes Zinsniveau hingegen führt zu fallenden Renten- und Rentenfondskursen. Alle neu begebenen Anleihen haben dann höhere Verzinsungen zu bieten. Folgerichtig sind bestehende Renten weniger attraktiv, da sie nur noch geringere Verzinsungen garantieren.
Wer den Markt beobachtet, dem fällt also Folgendes auf: Die Leitzinserhöhungen sind weitestgehend erfolgt, eine weitere deutliche Anhebung ist nicht zu erwarten. Bestehende Rentenfonds können jetzt deutlich besser verzinste Renten ins Portfolio aufnehmen. Und wenn die Zinsen wieder fallen (der genaue Zeitpunkt steht übrigens in den Sternen!), sind entsprechend positionierte Rentenfonds für potenzielle Kursgewinne gut aufgestellt.
Für wen eignen sich Rentenfonds?
Geringes Risiko: Neben der potenziellen Rendite gibt es noch weitere Gesichtspunkte, die man vor einer Anlage bedacht haben sollte. Grundsätzlich eignen sich Rentenfonds als defensive Anlage, da sie breit streuen und damit Risiken aus Einzelinvestments deutlich reduzieren. Insbesondere, da sie in der Regel gegenüber Aktieninvestments weniger und geringer im Wert schwanken. Sie eignen sich also besonders für Menschen mit dem Ziel eines Vermögenserhalts und für Menschen, die sich selbst als risikoscheu bezeichnen würden.
Nachhaltige Wirkung: Außerdem bieten einzelne Renten und Rentenfonds deutlich bessere Möglichkeiten, eigenes Geld in eine nachhaltige Wirkung zu bringen. Bei der Neu-Emission einer Rente fließt das Geld immer direkt dem Staat oder Unternehmen zu und steht damit der operativen Geschäftstätigkeit zur Verfügung. Wem also eine Wirkung durch den Geldfluss bei seiner Anlage wichtig ist, der kann das bei Renteninvestments ganz oder teilweise mit beeinflussen. Und uns als GLS Bank damit helfen eines unserer großen Ziele zu erreichen: Geld für eine lebenswertere Zukunft bei besonders nachhaltigen Unternehmen in eine soziale und ökologische Wirkung bringen. Sozusagen als gleichberechtigte Sinnrendite neben der finanziellen Kompensation.
Fazit
- Seitdem die Leitzinsen wieder gestiegen sind, können sich Investments in Renten- oder Rentenfonds wieder lohnen.
- Sie gelten als weniger risikobehaftet und sind für langfristige Anlagen gedacht.
- Wem sozial und ökologische Aspekte wichtig sind, der kann auch beim Rentenfonds gezielt in solche Unternehmen und Projekte investieren.
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