Elektrizität schafft Einkommen, schafft Bildung, schafft Gesundheit, schafft besseres Leben.
Der Kühlschrank hat das Leben von Diessira Diallo einschneidend verändert. Nachdem ihr Dorf Djioliba im Südwesten Malis im Jahr 2017 ans Ministromnetz von Africa GreenTec angeschlossen worden war, hat die Kioskbesitzerin das Gerät gekauft.
„In der Regen- und Erntezeit habe ich tagsüber kaum Kunden. Durch Strom und Licht kann ich mein Geschäft auch abends öffnen.“
Seither halten ihre Lebensmittel länger und sie muss weniger wegwerfen. Mittlerweile ist der Laden zu einem Treffpunkt für das ganze Dorf geworden. Diallos Einkommen hat sich vervielfacht:
„Ich ernähre mehr als 60 Menschen in meiner Familie.“
Torsten Schreiber, 48 Jahre, aus Hainburg bei Frankfurt am Main denkt aber bei Energie an Sparen. Mit der Investitionsplattform bettervest machte es sich zur Aufgabe, Energieeffizienz „investierbar und sexy“ zu gestalten. Kein Wunder, dass ihn 2014 der Besuch eines 20-Megawatt-Dieselkraftwerks in Malis Hauptstadt Bamako aufrüttelte.
„Dort werden Tag für Tag 170.000 Liter Diesel verbrannt mit einem Effizienzfaktor von zehn Prozent. In einem Land mit schier endloser Sonnenenergie.“
Mali hat Schreiber durch seine Frau Aida kennengelernt. Sie ist in Bamako geboren. Ein Schwager Aidas vermittelte den Termin mit dem malischen Energieminister. Der Verwandte war überzeugt, dass Schreiber dabei helfen konnte, die Energieprobleme des Landes in den Griff zu bekommen. So ähnlich kam es dann auch: 2016 gründete Schreiber zusammen mit seiner Frau und weiteren Partner*innen das Unternehmen Africa GreenTec. Es produziert mit innovativer Technik sogenannte Solartainer für Afrika. Die Wortschöpfung beschreibt das Prinzip: eine Solaranlage aus dem Container. Letzterer ist sowohl stabile Transporthülle als auch Schaltzentrale. Innerhalb von 48 Stunden ist die Solaranlage aufgebaut. Haushalte können direkt angeschlossen werden, abgerechnet wird per Handy. Die robusten Solartainer eignen sich ideal für Dörfer fernab des zentralen Stromnetzes.
Schreiber sieht die Elektrizität als Initialfaktor für eine Gemeinwohlökonomie. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Corporate Sustainability an der TU München untersucht Africa GreenTec die Wirkung von Strom auf lokale Dorfgemeinschaften, insbesondere auf Kleinunternehmer*innen, die den Strom produktiv nutzen. Diese Impactforschung hilft, besser zu verstehen, wie Africa GreenTec genau wirkt — nicht nur ökonomisch, sondern auch in Bezug auf die Lebenszufriedenheit und Fluchtmotivation der Kund*innen.
Messlatte sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, die SDGs.
„Die Ergebnisse spiegeln wir unseren Investor*innen zurück“,
so Schreiber.
„Wir können beziffern, wie viele Menschen für einen Betrag von X Euro eine Beschäftigung aufnehmen konnten, wie viele Frauen selbstständiger geworden sind, wie viele Kinder mehr zur Schule gehen können.“
Africa GreenTec verändert nicht nur das Leben der Menschen in Mali. Auch Schreiber selbst hat sich verändert.
„Früher war ich viel kompromissbereiter, da zählte für mich mehr der materielle Erfolg.“
Heute bezeichnet er sich als Rebell, der Klartext redet.
Africa GreenTec sucht Investoren, die nachhaltigen Impact schaffen wollen. 2018 stellte Schreiber sein Geschäftsmodell beim Mission Investing Forum der GLS Bank vor. Auch der GLS Bank Klimafonds ist seit 2017 beteiligt.
„Mit dem Geld wurde ein neuer Container installiert“,
freut sich Thomas Graf, Teamleiter des GLS Research. Nicht immer haben Fondsgelder eine solch unmittelbare Wirkung.
„Kauft man Aktien eines Unternehmens, stützt man in der Regel den Kurs, das Geld fließt nicht unbedingt unmittelbar an das Unternehmen.“
Seit 2016 hat Africa GreenTec in 17 Dörfern 100.000 Menschen erreicht. Aber Schreiber will mehr, viel mehr. Potenzielle Investoren halten sich zurzeit allerdings zurück. Zu unsicher scheint die Lage in Mali. Jetzt hat Africa Green-Tec eine Crowdinvesting-Kampagne gestartet, um weiter zu wachsen, auch in anderen Ländern.
„Mit 120 Euro können wir eine Familie im Dorf an unser Stromnetz anschließen. Wir investieren in Kleinstunternehmen, die Händlerin, die Schneider, den Schreiner, den Schweißer, die sich vor Ort etwas aufbauen möchten“,
so Schreiber. Aber statt die Lebensbedingungen der Menschen in Afrika zu verbessern und Fluchtursachen zu bekämpfen, setze Europa auf Abschreckung. Dass täglich Menschen auf der Flucht vor Krieg und Klimaveränderung im Mittelmeer ertrinken, macht Schreiber wütend — und treibt ihn weiter an.
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[green_box]Ein Artikel aus dem GLS Kundenmagazin Bankspiegel zum Thema „Wirkung – Transformation durch grünes Geld“. Diesen und viele andere spannenden Artikel finden Sie im Blog. Alle Ausgaben des GLS Bankspiegel als PDF finden Sie unter: https://www.gls.de/bankspiegel/.[/green_box]
Foto: Africa GreenTec
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