Seit neun Jahren pflanzt die Friedensbaum Stiftung weltweit Bäume in Kooperation mit indigenen Völkern. Durch Zeremonien will sie das Bewusstsein für die Verbindung mit der natürlichen Schöpfung wieder stärken. Darüber sprachen wir mit dem Gründer Matthias Walter.
Welche Geschichten zum Bäume pflanzen kennen Sie von indigenen Völkern?
In der Tiefe des Wissens von indigenen Völkern ist da manches verborgen. Die Waitaha in Neuseeland etwa haben ihren „Song of Waitaha“ über viele Generationen geheim gehalten und dann zur Jahrtausendwende beschlossen, ihn zu veröffentlichen. Darin wird gesagt, dass ein Baum gepflanzt wird, wenn eine Frau schwanger wird, für die Seele des Kindes. Denn die Seelen kommen und gehen über die Bäume. Die Waitaha und Maori wählten aus ihrer Mitte einen Friedensbotschafter. Dieser hatte von unseren Friedensbaumpflanzungen gehört und uns darauf hin angerufen. Auf einer Europareise blieb er zwei Wochen bei uns und wir erlebten viel Gemeinsames. Zum Abschied gab er uns einen Stein als Einladung nach Neuseeland.
Was haben Sie in Neuseeland erlebt?
Sechs Wochen lang haben wir mit dem Friedensbotschafter viele Waitaha an ihren Orten besucht. Dabei hat uns die uralte Prophezeiung begleitet, dass ein Kauri-Baum für die Wale gepflanzt wird. Nach einer mythischen Erzählung hatten sich einst die Wale und die die Kauri-Bäume miteinander verbunden und als Zeichen dafür ihre Haut getauscht. Die Bäume haben eine sehr glatte Rinde und wachsen am Meer immer in Gruppen, so dass sie von ihrer Erscheinung her an Wale erinnern. In den sechs Wochen waren wir aber kaum mal richtig am Meer. In den letzten Tagen kam dann die Entscheidung, dass wir von einem Festival aus mit Vertretern verschiedener indigener Völker zu einem Ort ans Meer gefahren sind und einen Kauri-Baum gepflanzt haben, als Orientierung für die Wale, so die Prophezeiung.
Für einen Film über die Mamos haben Sie einige Auszeichnungen erhalten. Ist es nicht störend, Rituale zu filmen?
Bereits in den 1970ern haben sich die Mamos filmen lassen. Sie sprachen vom kleinen Bruder – also von uns Menschen der westlichen Kultur – der noch immer schlafe. Mit dem Film damals wollten sie uns aufwecken. Mittlerweile mussten sie aber feststellen, dass ihre Friedensbotschaft bei uns noch nicht angekommen ist. Darum haben sie die Friedensbauminitiative eingeladen. Als sie dann sahen, wie wir unter Einbezug aller Qualitäten Bäume pflanzen, da fühlten sie sich erinnert an ihre eigenen Baumpflanzungen in der Sierra Nevada. Trotzdem durften wir nicht sofort filmen. Es dauerte vier Tage, in denen sie ihre Geister befragt haben, bis wir am letzten Tag dann doch noch die Genehmigung erhalten haben.
Welche Bedeutung haben Baumpflanzungen für die Mamos?
Die Geste, einen Baum zu pflanzen, bedeutet, Leben zu pflanzen für die kommenden Generationen. Die Mamos sehen sich als die Hüter des Herzens der Mutter Erde. Unsere Pflanzungen auf der ganzen Welt beschreiben sie von der Wirkung her wie Akkupunktur. Sie seien ein Zeichen dafür, dass die Menschheit vor einer Neugeburt steht. Die Mamos haben uns darum sehr ermutigt, mit den Friedensbaumpflanzungen weiter zu machen.
Jetzt wollen Sie eine Million Friedensbäume pflanzen. Wie geht das?
Das schaffen wir nur gemeinsam mit vielen Menschen. Um diese zu erreichen sind wir derzeit auch mit verschiedenen Unternehmen im Gespräch und machen ein Crowdfunding. Wir werden Samen zur Verfügung stellen und haben schon Anleitungen erstellt, wie man bei sich zuhause im Kreise der Familie mit Kindern eine kleine Baumschule einrichten kann, zunächst in Eierkartons. Es wird eine Challenge dazu geben. Wer die meisten Bäume aus den Samen kultivieren kann, erhält attraktive Preise und wir werden viel Freude dabei haben, sie beim Aufwachsen zu sehen. Aussäen werden wir Mammutbäume. Deren Samen sind ausgesprochen klein, und daraus wachsen über 100 Meter große Bäume, die über 2000 Jahre alt werden können. Sie sind ein Bild dafür, über sich hinaus zu wachsen. Das ist jetzt auch die Herausforderung an uns als Menschheit.
Im Oktober laden wir insgesamt 88 Mitbegründer zu einem großen Fest mit unserer internationalen Stiftungsgründung im größten bewohnbaren Kunstwerk von Friedensreich Hunderwasser ein. Einige Vertreter von indigenen Völkern haben schon zugesagt und es sind noch einige Plätze frei für Menschen, die sich an unserer wertvollen Stiftungsarbeit beteiligen möchten. Wir hoffen sehr, dass dies trotz Corona alles möglich sein wird. Wir haben von den Mamos gelernt, dass wir die Bäume nicht nur in die Erde, sondern in die Herzen der Menschen pflanzen dürfen. Davor stehen wir jetzt als Menschheit.
Lest mehr zur Friedensbaum Stiftung auf unserer Website.
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