Bei den Texten zum Leben in der Stadt ist es oft so, dass es auf den ersten Blick gar nicht um Wirtschaft geht. Erst wenn man an die Stadtplanung und Stadtentwicklung denkt, an die wirtschaftlichen Folgen, die sie für viele hat, an Teilhabe und Chancen, erst dann wird es manchmal ein Text für den Wirtschaftsteil.
Oder nehmen wir einen Text im Tagesspiegel, einen ganz persönlich gehaltenen über die Gegenstände, die man in der Stadt so am Wegesrand findet, “zu verschenken”. Das ist nur ein kleiner Rant, aber es ist doch auch ein Text über die Frage, wie wir miteinander umgehen. “Wer wirklich Gutes tun will, macht das anders. Der wirft nicht Kaputtes, Schmutziges und Angenagtes auf die Straße, das er selbst nicht mehr brauchen kann – und auch sonst kein Mensch. Es hat Gründe, dass karitative Organisationen für die Kleiderspende dazu aufrufen, saubere Klamotten abzugeben. Und intakte. Schuhe nur paarweise, ohne Löcher.”
Und dann ein Longread, bei dem es viel klarer ist, dass es sich um einen Wirtschaftstext handelt, oder fast schon um einen Wirtschaftskrimi. Über die Mieter in einer berühmten Straße in Berlin, über Gentrification, über Mieterrechte: “Marianne Müller lebt seit ihrer Geburt in der Karl-Marx-Allee, ihr Vater hatte die Wohnung bekommen, weil er nach dem Krieg Aufbauhelfer war. Seine Tochter ist hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, sie möchte hier alt werden.”
Zum Schluß eine drastische Idee, da geht es jetzt nicht mehr um persönliche Schicksale, da geht es wie in einer BWL-Aufgabe um eine Vorstellung, die man sofort in Arbeitsgruppen ausarbeiten möchte: “Das Stadtmarketing wurde eingestellt.”
Der Wirtschaftsteil „kompakt“ ist eine Kolumne aus kuratierten Beiträgen der Wirtschaftsgazetten von Maximilian Buddenbohm heute zum Thema Leben in der Stadt.
Foto: (CC BY 2.0) von Max Stolbinsky / HH. Speicherstadt
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