Im Gastbeitrag von Meike Lobo geht es um Grundsatzfragen zum Konsum. Sie hat auch ältere Texte in ihre Ausgabe eingebaut, weil sie nicht schlecht geworden sind, weil sie noch immer aktuell sind. Weil man vielleicht auch bei Texten nicht immer nur neue konsumieren muss.
Meike Lobo ist Bloggerin und Autorin und schreibt auf fraumeike.de über gesellschaftspolitische Themen. Ihre Texte haben wir in dieser Kolumne schon öfter verlinkt. Hier ihre Linksammlung:
Es wird dieser Tage immer deutlicher, dass der Kapitalismus in seiner Form Krankheiten entwickelt hat, die ihn zu einem untragbaren, nicht zukunftsfähigen Auslaufmodell machen. Ein Grund dafür ist das endlose Wachstumsdiktat, das nur erfüllbar ist, wenn die Menschen niemals aufhören zu konsumieren. Bei überschaubaren Überlebensbedürfnissen (Hunger, Durst, warme Kleidung, Dach über dem Kopf) ein Ziel, das nicht ohne Tricksereien zu erreichen ist.
Über die Mechanismen, die Menschen dazu verlocken sollen, in möglichst kurzen Abständen möglichst oft einzukaufen, spricht der Journalist Jürgen Reuß, der bereits 2013 mit der Filmemacherin Corinna Dannoritzer das Buch „Kaufen für die Müllhalde – Das Prinzip der Geplanten Obsoleszenz“ herausgebracht hat. Dazu ein Artikel bei Heise.
Bei der Jagd auf die Kauflust der Menschen entsteht ein gnadenloser Preiskampf zwischen den Unternehmen, weil sich Kunden oft nur noch über den Preis zum Kaufen verlocken lassen. Billigkeit als Unternehmensziel führt zwangsläufig zu Ausbeutung, denn die Minimierung von Personalkosten steht meist ganz oben auf der Liste zur Gewinnmaximierung. Was das in einem der schnelllebigsten Warensegmente, der Bekleidungsindustrie, bedeutet, beleuchtet der Film „The true cost“ aus dem Jahr 2016: Shopping tötet.
Konsum und Billiglohn
Und wandern die Unternehmen von einem Billiglohnstandort ab, weil er ein zu schlechtes Image hat, wandern die schlechten Produktionsbedingungen einfach mit: Myanmar wird das neue Bangladesh.
Viele Firmen versprechen Verbesserungen durch nachhaltige Produktion, doch es ist einer der hartnäckigsten Irrtümer in Bezug auf die Krankheiten des Kapitalismus: dass man durch Kauf der richtigen Waren die Welt besser machen kann: „Kein Verzicht, keine Einschränkungen, Ende der Schuldgefühle“
Ein anderer Ansatz ist die so genannte Kreislaufwirtschaft, also eine Produktion ohne hässliches Ende, an dem Tonnen von Müll abfallen. Das Prinzip „Cradle to cradle“ bedeutet, dass möglichst alles, was für die Herstellung einer Ware benötigt wurde, nach ihrem Ende wieder in den Produktionsprozess eingeschleust wird. Doch Kreislaufwirtschaft ignoriert die Tatsache, dass endloses Wachstum in einem endlichen System, das unser Planet Erde ist, ohnehin physikalisch unmöglich ist. Englischer Text: Circular economy isn’t a magical fix for our eenvironmental woes.
Was also bleibt als Option, wenn man durch eigenes Verhalten nicht zu den unerträglichen Nebenwirkungen des Kapitalismus beitragen will? An der gnadenlosen Reduktion des eigenen Konsums führt nichts vorbei. „Wir müssen nicht nur anders, sondern vor allem weniger kaufen“
Kleidung sollte nur noch gekauft werden, wenn sie wirklich gebraucht wird (und zwar wirklich gebraucht und nicht „Oh, ich habe nichts anzuziehen für Sabines Cocktailparty“-gebraucht). Bewertungsportale wie Rankabrand helfen dabei, Unternehmen gezielt auf Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und faire Arbeitsbedingungen zu prüfen. Und wenn eine Firma schlecht bewertet wird, einfach mal zum guten alten Mittel des Boykotts greifen. Man braucht viel weniger Konsum als man glaubt, man muss es nur einmal probieren.
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[green_box]Dieser Wirtschaftsteil ist ein Gastbeitrag von Meike Lobo zum Thema Konsum. Weitere spannende Gastbeiträge anderer Autoren und Blogger findet Ihr hier.[/green_box]
Foto: (CC BY-SA 2.0) von sternenseemann / Der Tempel des Konsums
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