Brot

Der Wirtschaftsteil :: Nr. 232 – Gastbeitrag von Johanna Bayer – Ernährung

Johanna Bayer über ErnährungJohanna Bayer lebt bei München und bloggt unter quarkundso.de über Themen zu Ernährung und Medien. Ihr Brot verdient sie als Wissenschaftsjournalistin und Buchautorin. Weil Essen für sie buchstäblich die wichtigste Sache der Welt und außerdem politisch ist, hat sie für uns eine Linksammlung zusammengestellt:

Gegessen wird immer. So gesehen ist Essen wie Sterben, macht aber vor allem zu Lebzeiten viel mehr Spaß. Man sollte daher beizeiten so gut wie möglich essen. Das Schöne ist, dass man dabei selbst ohne Tischgesellschaft nie alleine ist, denn Essen ist keine Privatsache. Nein, Essen ist politisch: Um was Ordentliches auf den Teller zu bekommen, beuten Menschen die Natur aus und töten Tiere. Dass wir dabei nicht mehr Schaden anrichten als nötig, geht uns alle an.

Ernährung – es gibt Hoffnung

Wer nun fürchtet, wir hätten den Planeten schon verloren, darf Hoffnung schöpfen: Der agrar-industrielle Komplex steht inzwischen auch intern unter Rechtfertigungsdruck. So geht es nicht mehr weiter, das wissen alle, selbst die DLG, die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft. Sie hat Anfang 2017 Fehler im Umgang mit Umwelt und Tieren eingeräumt – eine kleine Revolution.

Visionen für eine zukünftige Landwirtschaft liefern allerdings andere, etwa Slow Food Deutschland e.V. in einem dreiteiligen Essay zur Zukunft des Essens.

„Echtes Essen“ ist dabei das Stichwort: weg von Fertigprodukten, weg von hochprozessierten Industrielebensmitteln, hin zur eigenen Küche ohne Zusatzstoffe.

Selbst in Amerika fallen inzwischen Forscher der mächtigen heimischen Industrie in den Rücken und raten von Fertiggerichten und hochprozessierten Lebensmitteln ab. Nicht, dass wir das alles in Europa nicht schon immer wussten – von den USA brauchen wir uns in puncto Ernährung weiß Gott nichts sagen zu lassen. Ein Amerikaner, dessen Bücher man zu dem Thema aber trotzdem gelesen haben sollte, ist der Autor und Food-Philosoph Michael Pollan. Er hat der FAZ ein großes Interview gegeben, das die Regeln für eine ebenso gesunde wie ethisch vernünftige Ernährung auf den Punkt bringt.

Geschmack ist das Wichtigste

Gesund hin, öko her: Schmecken muss es. Wohlschmeckendes Essen mildert Demenz und Depressionen, lässt Kinder gedeihen und beschleunigt die Genesung von Kranken. Viel kosten muss das nicht, man kann sogar mit Resten und einfachen Zutaten aufregende Sinneserfahrungen machen. Das zeigt Kultkritiker Jürgen Dollase auf einem Video-Blog der FAZ. Rund um eine simple Tomatenessenz baut er ein wundervolles kleines Geschmacksexperiment auf: Zur Suppe serviert er acht Kleinigkeiten, darunter Nüsse, Parmesanspäne, Tomatenreste aus dem Suppenrezept und Olivenöl. Sie ergänzen oder kontrastieren die Suppe mit verschiedenen Texturen, Temperaturen und Aromen. Das ist grandios einfach und toll für alle, die ihre Sinne schärfen möchten.

Wenn Luxus, dann richtig

Resteverwertung und verantwortungsvoller Genuss sind beim teuren Lebensmittel Fleisch ohnehin ein Muss. Wer sich dabei von den Edelstücken abwenden und auch mal Innereien, Zwerchfell oder Wade probieren möchte, findet auf dem einzigartigen Schweizer Blog „Zum Fressn gern“ alles dazu.

Doch selbst teure Delikatessen, die man sich nur selten gönnt, fördern die richtige Konsumeinstellung: Luxus gibt es nicht alle Tage. Aber wenn, dann kann es auch mal richtig scheppern, etwa mit einem Filetsteak vom sagenumwobenen Kobe-Rind. Das beschreibt einer, der auszog, um in Japan das Original zu kosten.

Ein ordentliches, richtig gekochtes Mittagessen hilft aber auch, wenn es kein besonderer Luxus ist. Vor allem an Arbeitstagen. Meister darin sind Franzosen und Italiener. Zwei Stunden Mittagspause, drei Gänge, ein Gläschen Wein und schon ist der Tag gerettet. Von ihnen sollten wir lernen.

Foto: (CC BY-SA 2.0) von Michael Stern / Wall_Food_10171

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