Paulownia. In Deutschland ist dieser Name vor allem Hobbygärtnern ein Begriff. Der eindrucksvolle, blaublühende Baum mit seinen riesigen grünen Blättern verschönert bereits den einen oder anderen Vorgarten. Dirk Jesaitis von PLAN 8 aus Eckernförde möchte den „Blauglockenbaum“ jetzt auch unter Kapitalanlegern bekannt machen. Seit 2015 betreibt die PLAN 8 Gruppe eine rund 60 Hektar große Paulownia-Plantage in Razgrad, Bulgarien. Einige der 60.000 Bäume sind schon über sieben Meter hoch. Im Jahr 2026 soll das Holz verkauft werden.
Neues Geschäftsmodell
Dirk Jesaitis ist als Windpionier bekannt geworden. Seit 27 Jahren ist er in Sachen erneuerbare Energien unterwegs. Jesaitis hat mehrere Unternehmen mitgegründet, darunter die Naturstrom AG, sechs Jahre lang war er Vorstandsmitglied im Bundesverband WindEnergie e.V. Mit der GLS Bank verbindet ihn eine lange Geschäftsbeziehung.
PLAN 8 plant und baut Windparks auf der ganzen Welt, hinzu kommt ein kleiner Ableger für Solarenergie. Doch die Änderungen beim EEG drängen zu Änderungen des Geschäftsmodells. 2014 und 2016 sank die Einspeisevergütung, seit 2017 gelten Ausschreibungsverfahren. Jesaitis rechnet mit „einer weiteren Verschärfung des Wettbewerbs, einem höheren Risiko und weniger Ertrag.“ Zeit also, sich nach neuen Standbeinen umzusehen.
„Der Vorschlag für die Paulownia-Plantage kam von unserem Geschäftsführer in Bulgarien“, erinnert sich der 50-Jährige. PLAN 8 verfügte dort noch über ungenutzte Flächen, die ursprünglich für Solar- oder Windkraftanlagen vorgesehen waren. Jesaitis suchte nach Experten und fand sie mit Bastian Schröder und Olaf Henke von der Cathaia International GmbH & Co. KG in Hannover. Zusammen mit einem weiteren Geschäftspartner, Lorenz Dobrot aus Eckernförde, erarbeitete Jesaitis ein Paulownia-Konzept. Nach intensiven Gesprächen, besonders auch zum ökologischen Ansatz, stellte die GLS Bank ein kleines Gesellschafterdarlehen als Startkapital zur Verfügung. Den „Rest“ stemmten die Initiatoren mit weiterem Eigenkapital, viel Know How, der Beschaffung der Pflanzen, der Bewässerungssysteme sowie Personalaufbau in Bulgarien.
Vielseitig
In 10 bis 15 Jahren wird eine Paulownia bis zu 20 Meter hoch, eine Fichte braucht dafür ungefähr 70 Jahre. Das Holz ist leicht, stabil und schwer entflammbar. Es wird vielfach verwendet, etwa für Möbel, Musikinstrumente, Surfboards, Skier oder Boote. Der Baum bevorzugt ein warmes Klima und verträgt auch einmal Trockenheit. Die Pflege ist allerdings aufwendig. Um Holz hoher Qualität zu erhalten, müssen Seitentriebe in der Wachstumsphase regelmäßig entfernt werden.
„Man könnte wahrscheinlich auch im südlichen Deutschland geeignete Anbauflächen finden“, meint Jesaitis. „Allerdings wären die Kosten für die Anbauflächen um ein Vielfaches höher.“ Auch die Lohnkosten würden stärker zu Buche schlagen. „Investoren erwarten neben der Nachhaltigkeit eine angemessene Rendite“, meint Jesaitis.
Nachhaltige Plantage, geht das?
Monokultur-Plantagen mit einer Bepflanzung über 10 bis 15 Jahre sind nicht unumstritten. Insbesondere Größenordnungen von vielen hundert Hektar werden als problematisch angesehen. Auch die GLS Kundenbetreuerin fragte kritisch nach, wie es mit der Bewertung der PLAN 8 Plantage aus Naturschutz- und Klimasicht aussieht.
Bisher ist eine Zertifizierung nach ökologischen Richtlinien nicht möglich. Andererseits gibt es gegenüber intensiver Landwirtschaft einige Pluspunkte. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist vorsichtig positiv. „Wenn es gelingt, konkrete Empfehlungen in die Förderpolitik und in künftige Anbaustrategien zu integrieren, könnten zahlreiche Synergieeffekte zwischen Klima- und Naturschutz erreicht werden“, meint NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Auf der PLAN 8 Plantage wuchsen vor der Bepflanzung mit Paulownien Walnussbäume. Sie wurden nicht mehr aktiv gepflegt und waren teilweise abgestorben. Rund zwei Hektar der Fläche bleiben unberührt. Auf ihr hatte sich ein natürliches Biotop mit heimischem Baumbestand entwickelt, dieses soll erhalten bleiben. Das Laub der Paulownia dient als Futter für Kühe und Schafe, auch Bienen besuchen die Blüten. Die großen Blätter nehmen über Fotosynthese relativ viel CO2 aus der Luft auf und geben Sauerstoff ab, gut fürs Klima.
Dirk Jesaitis verweist auch auf die 15 neu geschaffenen Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region um Razgrad. Auf der PLAN 8 Plantage soll möglichst hochwertiges Holz für die Weiterverarbeitung erzeugt werden. Das Abfallholz kann zu Brenn- oder Baustoff in Form von Pellets und Spanplatten verarbeitet werden. Ein Sägewerk ist angedacht, so dass neben der Baumpflege auch einige Verarbeitungsschritte vor Ort durchgeführt werden können. Jesaitis ist vom Paulownia-Anbau begeistert: „Das ist ein bisschen wie in den 90er Jahren bei der Windkraft. Da gibt es noch keine langjährigen Erfahrungen und keine Verbandsstrukturen. Hier kann ich noch einmal Pionier sein. Das macht Spaß!“
Im eigenen Garten ist Dirk Jesaitis mit seiner Paulownia allerdings gescheitert. „Der Baum braucht viel Sonne und mein Vorgarten ist einfach zu stark verschattet.“
Mehr Informationen
Website von PLAN 8
NABU-Forschungsprojekt zu Naturschutzbelangen in kurzlaufenden Plantagen
Fotos: PLAN 8
Schreibe einen Kommentar