Beim An- und Ausbau des Firmengebäudes von Byodo in Mühldorf galt wie bei den Zutaten der Anspruch: alles bio.
Die Tage, in denen Firmengründer Michael Moßbacher 1985 in einer Münchner Garage Biotofu herstellte, den er mit einem alten VW-Bus auslieferte, sind lange vorbei. Seit 1998 hat das Unternehmen Byodo seinen Firmensitz in Mühldorf am Inn, 80 Kilometer westlich von München, mit mehr Platz bei geringeren Quadratmeterpreisen und guter Verkehrsanbindung. Der Name Byodo steht für genussvolle Premiumprodukte in 100 Prozent Bioqualität und bedeutet im Japanischen „der gemeinsame Weg“. Die Wegmarken: Umzug 1998, Neubau 2008, Anbau 2016 inklusive Bioladen und Restaurant ermöglichten Byodo jedes Mal, über sich hinauszuwachsen – stets mit dem Ziel, alle Bauvorhaben unter
ökologischen und sozialen Gesichtspunkten umzusetzen.
Leisederstraße, Mühldorf am Inn, ein typisches Gewerbegebiet. Etwas schüchtern versteckt sich hinter einer Tanne das grün-weiße Logo von Byodo. Mittelpunkt des auffällig anderen, in Ockergelb, Betongrau und kräftigem Orange gehaltenen Firmensitzes ist der Feinsinn, eine Kombinationaus Bioladen und Restaurant. Hier speisen täglich Mitarbeiter*innen, Kund*innen, aber auch viele Angestellte aus der Gegend. „Wir wollen die Menschen für genussvolle Bioküche begeistern“, schwärmt Andrea Sonnberger, Geschäftsführerin
und Mitinhaberin von Byodo. „Der Feinsinn istinzwischen kulinarischer Dreh- und Angelpunkt des Industriegebietes.“
Wie bei den Zutaten galt auch beim An- und Ausbau der Byodo-Anspruch: alles bio. 2016 wurden die Lager- und Büroflächen verdoppelt. 95 Prozent der ausführenden Firmen kamen aus einem Umkreis von 30 Kilometern. Die Materialienstammten möglichst aus der Region. „Das unbehandelte Holz in der ‚grünen Mitte‘ des neuen Anbaus stammt beispielsweise aus dem nahe gelegenen Rottal“, berichtet Josef Stellner, kaufmännischer Geschäftsführer.
Beton mit Superkräften
Neben Holz wurde auch viel Beton verbaut. Dessen Ausgangsstoffe Sand, Kies, Kalkstein und Ton werden üblicherweise lokal abgebaut und können komplett recycelt werden. Beton hält länger als andere Baustoffe und wirkt sich positiv auf das Raumklima aus. Bei Byodo bekommt er jedoch Superkräfte. Wie Leben spendende Adern verlaufen 5.500 Meter Kunststoffrohre durch die Betondecken. Darin fließt Grundwasser mit einer durchschnittlichen Temperatur von 13 Grad. Im Sommer kühlt es, im Winter wärmt es mithilfe einer Wärmepumpe. Die „Betonkernaktivierung“ ist Teil eines komplexen Klimatisierungssystems, zu dem auch Fassaden- und Dachbegrünung gehören.
Energie reichlich
Zum Erwärmen des neuen Gebäudeteils und des Brauchwassers dient die Abwärme der neuen Kühlanlagen. Hierfür wurden zwei Wärmerückgewinnungsspeicher mit Direktkondensation installiert. Ein innovatives und zentrales Steuerungssystem ermittelt stets den Bedarf und regelt alle Kühl- und Heizsysteme, sodass der Energieaufwand so gering wie möglich gehalten wird. Das spart jedes Jahr 200 Tonnen CO2 ein.
Die eigene Photovoltaikanlage auf einer Dachfläche von über 10.000 Quadratmetern mit einer Spitzenleistung von 500 kWp deckt nicht nur den Eigenenergiebedarf, sondern speist auch Ökostrom ins örtliche Stromnetz ein. So schafft es Byodo, im Betriebsgebäude vollständig auf fossile Brennstoffe zu verzichten. Über eine E-Tankstelle können auch Elektrofahrzeuge sowie die hauseigenen Hybridfahrzeuge geladen werden.
Obwohl im Byodo-Lager logistische Betriebsamkeit herrscht, spürt man hier eine besondere Stimmung. Das Licht ist beinahe schummrig, die üblichen Leuchtstoffröhren fehlen. Das bringt uns dem Geheimnis der orangefarbenen Wand, einem speziellen Lichtbauelement, auf die Spur. Diese erstreckt sich über die gesamte Südostseite des Lagers. Stellner erklärt: „Die Wand reflektiert steil einfallende Sonnenstrahlen im Sommer und lässt niedrig einfallende, wärmende Sonnenstrahlen im Winter durch.“ Die farbenfrohe Wand ist damit Teil des Wärmeregulierungs- undBeleuchtungskonzepts — und tut auch der Stimmung im hektischen Lageralltag gut.
Aus- und Einblicke
In vielen Bereichen wurden die Wünsche der Mitarbeiter*innen berücksichtigt. Die Büroräume sind hell, modern und geräumig. Viel Glas erlaubt Aus- und Einblick in die Büros — ein Zeichen für die offene Unternehmenskultur. Ein Wintergarten und viele Grünpflanzen schaffen eine angenehme Atmosphäre, ebenso wie der Teich mit Wiesen und Bäumen. „Das Außengelände wurde in einer gemeinschaftlichen Aktion von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst bepflanzt“, erzählt Stellner. Hier kann man in der Pause die Seele baumeln lassen und eifrige Insekten beim Einzug in das hauseigene Insektenhotel oder beim Sammeln des „Feinsinn-Honigs“ beobachten.
Das Firmengebäude von Byodo ist ein rundum gelungenes Beispiel für nachhaltiges Bauen. Thomas Micheler, GLS Firmenkundenbetreuer: „Wir haben die Erweiterung des Unternehmens gerne mitfinanziert. Die Zusammenarbeit war immer von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung geprägt.“
Das weitere Wachstum des Biopioniers ist finanziell gut abgesichert: Seit 2018 hält die GLS Beteiligungs AG 29,9 Prozent der Anteile an dem familiengeführten Unternehmen. Zeitgleich wurde auch Gründertochter Stephanie Moßbacher beteiligt und arbeitet aktiv an der Weiterentwicklung des Betriebs mit. Der gemeinsame Weg verläuft also auf gutem Grund.
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[green_box]Ein Artikel aus dem GLS Unternehmer*innen-Magazin Sinnmacher zum Thema nachhaltige Immobilien. Diesen und viele andere spannenden Artikel finden Sie hier im Blog. Alle Ausgaben des Sinnmachers als PDF finden Sie unter: https://www.gls.de/sinnmacher/. [/green_box]
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