Alicia Möltner und Magdalena Ziomek vor dem Ladenlokal der Smart eG in Berlin.

Smart Genossenschaft: Freiheit, Gleichheit, Gegenseitigkeit

Schwerpunktthema | Raum für Vielfalt

Die Smart Genossenschaft bietet Soloselbstständigen einen verlässlichen Rahmen. Die Diversität der Mitglieder erhöht die Stabilität der Gemeinschaft. Gerade in Krisenzeiten erweist sich hier Vielfalt als Stärke.

von UIrike Wronski

Die meisten Soloselbstständigen lieben ihre Freiheit. Gleichzeitig fehlt ihnen oftmals eine gute Absicherung – gegen Risiken wie unregelmäßige Einnahmen, bürokratische Hürden und Altersarmut. Um diese Lücke zu schließen, gründeten Magdalena Ziomek und Alicja Möltner gemeinsam mit anderen Überzeugten vor gut zehn Jahren die Smart Genossenschaft. Von ihrem Büro in Berlin aus bieten sie den Mitgliedern die Möglichkeit, ihre selbstbestimmte Arbeitsweise mit der klassischen Anstellung zu kombinieren.

Knapp vier Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland arbeiten als Soloselbstständige. Dieser Gruppe fehlt es an politischer Rückendeckung, dabei sind die Berufe, mit denen Menschen soloselbstständig sind, so vielfältig wie relevant:
Musikerinnen und IT-Fachleute zählen ebenso dazu wie Fliesenlegerinnen oder Tagesmütter und -väter.

Mit der Anstellung in der Genossenschaft verschwinden solche Hürden. Möglich ist das für all jene, die freiberufliche oder gewerbliche Dienstleistungen erbringen, ohne dass sie eine Zulassung benötigen. Als Arbeitnehmerinnen der Smart eG sind sie sozialversichert und bekommen ein Gehalt, das sich an ihrer Auftragslage orientiert. Die Akquise von Aufträgen liegt weiter in der Verantwortung der Mitglieder. Sie verhandeln auch die Verträge mit ihren Kundinnen. Was administrativ aber entlastet: Das Verwaltungsteam der Genossenschaft schreibt Rechnungen – auch ins Ausland –, mahnt säumige Kund*innen und führt Steuern und Sozialabgaben ab. Für Leistungen wie diese behält die Genossenschaft 9 Prozent der Nettoeinnahmen jedes Mitglieds ein. Beim Eintritt kaufen die Mitglieder für 50 Euro einen Anteil an der Genossenschaft. Sämtliche Gewinne verwendet die Gemeinschaft für die Erweiterung ihrer Angebote. So ermöglicht sie, was sich ihre Mitglieder als Einzelne nicht ohne Weiteres leisten könnten. Wekas Gaba ist seit sieben Jahren dabei. Er unterrichtet Deutsch als Fremdsprache, baut Webseiten, bezeichnet sich als Universalisten.

Anfang des Jahres hat Gaba dank dieses Freiraums die Sprachschule „Genau Genau“ gegründet. Mit seiner Arbeit für andere Sprachschulen erwirtschaftete er bei Smart ein Budget. Er ließ sich weniger Gehalt auszahlen und legte einen Teil zurück. So kann er es sich jetzt erlauben, einen eigenen Kundenstamm mit Privatschülerinnen aufzubauen und eine Zeit lang weniger einzunehmen.

Raum für Vielfalt

Eine artenreiche Natur, eine diverse Gesellschaft und eine vielseitige Wirtschaft bilden unverzichtbare Lebensgrundlagen. Dennoch steht all das unter Druck Die GLS Bank schafft Raum für Vielfalt – nicht erst jetzt, aber jetzt erst recht. Unser Schwerpunkt zeigt, wo es schon gelingt und wo Herausforderungen liegen.

Die Geschäftsführerinnen der Smart Genossenschaft für Soloselbstständige Alicia Möltner und Magdalena Ziomek beugen sich gemeinsam über einen Laptop
Alicja Möltner (links) und Magdalena Ziomek führen die Smart Genossenschaft gemeinsam von Berlin aus digital. Die aktuell 1.200 Mitglieder sind über ganz Deutschland verteilt.

Die Mitgliederstruktur ist vielfältig: Menschen aus 50 Nationen und 30 Berufsgruppen, von der Studentin bis zum Rentner gehören dazu. Sie arbeiten überwiegend in der Unternehmensberatung, Softwareentwicklung, in der Öffentlichkeitsarbeit und im Kreativbereich. Auch Reinigungskräfte, Stadtführer*innen und nichtmedizinische Geburtshelferinnen zählen zu den Mitgliedern.

Gerade in Zeiten der Transformation, da sich auch viele Selbstständige neu erfinden müssen, bietet Smart Raum dafür. Die Mitglieder können an Schulungen zu Vertrieb oder Stressresilienz teilnehmen. Wekas Gabas Deutschunterricht gehört ebenfalls zum Angebot – viele Genossenschaftsmitglieder sind eingewandert. Die Förderung von Vielfalt ist den Geschäftsführerinnen besonders wichtig.

Die Inspiration für die Genossenschaft der Selbstständigen stammt aus Belgien. Die belgischen Genoss*innen haben in anderen Ländern die Gründung von Genossenschaften mit vergleichbarem Zweck unterstützt. So konnte Smart 2015 auch in Deutschland starten. Die GLS Bank war von Anfang an als Hausbank dabei. Dort gebe es ein großes Verständnis für die Genossenschaft als Unternehmensform, begründet Alicja Möltner die Wahl. Wie beurteilen die Gründerinnen selbst das Genossenschaftsmodell.

Dass sie das Unternehmen nicht wie eine GmbH besitzen, stört sie nicht. „Wir stehen für eine solidarische Form des Wirtschaftens“, sagt Alicja Möltner. Statt Gewinne zum Wohle Einzelner zu maximieren, wollen die beiden Vorständinnen möglichst vielen Selbstständigen einen sicheren Rahmen geben.

Auf dem Bild zu sehen ist ein mehrfarbiger Kreis vor gelbem Hintergrund. Der Kreis ist im Kern dunkelblau. Ihn umschließen weitere Kreise in pink, flieder und pink.

Wie schafft Bank Vielfalt?

Seit ihrer Gründung fördert die GLS Bank Vielfalt. Es ist eine Aufgabe, die nie abgeschlossen ist und die uns im Alltag herausfordert. Die Entwicklungsräume sind nahezu grenzenlos.

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Der „Lebensort Vielfalt am Ostkreuz“ in Berlin will das Gute mit dem Nützlichen verbinden. In dem integrierten Wohnprojekt finden queere Menschen mit Betreuungsbedarf ein temporäres Zuhause, darunter auch Geflüchtete.

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