GLS Kreditprojekt: Das Troxler-Haus – Leben, Bildung und Arbeit für Menschen mit Behinderung

Wie kann ein Mensch mit Behinderung ein erfülltes Leben führen? Wie lassen sich seine Fähigkeiten fördern? Wie kann er sie in die Gesellschaft einbringen? Wie kann das Leben von behinderten Menschen vom Anfang bis zum Ende angemessen begleitet werden? All diese Fragen stellt und beantwortet das Troxler-Haus in Wuppertal. Unsere Auszubildende Marisa Peter besuchte das Troxler-Haus auf dem diesjährigen Azubi-Ausflug und berichtet von ihren Erfahrungen.Troxler-Haus - sozialtherapeutische Werkstätten

Das Troxler-Haus Wuppertal  bietet mit seinen  unterschiedlichen Einrichtungen – vom integrativen Waldorfkindergarten bis zur Altenpflegestätte, von der Schule bis zur Werkstatt, von den Wohnbereichen bis zum Bauernhof – rund 600  seelenpflege-bedürftigen Menschen Entwicklungsmöglichkeiten und eine Heimat.

Die Arbeit des Troxler-Hauses basiert auf dem anthroposophischen Menschenbild und der Überzeugung, dass der Wesenskern eines Menschen nicht krank sein kann. Dazu ergänzt Rüdiger Rehbein, Vorstand der Troxler-Schule: „ Behinderung wird nicht als ein zu beseitigender Fehler angesehen, sondern es gilt, die Fähigkeiten des Einzelnen zu stärken.“

Sozial handelnder Mensch durch Arbeit

Im Troxler-Haus steht der betreute Mensch im Mittelpunkt der Werkstätten. Durch die Beschäftigung und Hinwendung zur Arbeit können individuelle Stärken entfaltet werden. In der Zusammenarbeit mit anderen wird gemeinschaftlich das Ziel bestritten, Waren herzustellen, die anderen Menschen von Nutzen sind. Dabei tritt die Behinderung selbst mit der Zeit in den Hintergrund.

Je nach Fähigkeiten und Interessenlage der Beschäftigten, können sie in 15 verschiedenen Werkstätten arbeiten, darunter Schreinerei, Keramikwerkstatt, Montage, Gärtnerei, Bäckerei, Leder- und Metallwerkstatt. Um auf Vorschlag der Ärztin oderdes Werkstattleiters den persönlichen Therapiebedarf umsetzen zu können, gibt es zusätzlich Angebote wie Musik, Malen, Heileurythmie, therapeutisches Reiten oder Sprachgestaltung. Die gefertigten Produkte werden teils selbst verwendet, teils verkauft. So beliefert das Troxler-Haus weltweit Waldorfschulen mit Heften und ist mit eigenen Holzstühlen in die Serienproduktion gegangen.

Frühstück im Troxler-HausNeben dem Bedürfnisfeld „Arbeit“ bietet die Einrichtung auch Wohnstätten. In kleineren Wohneinheiten mit rund acht Personen erleben die Betreuten eine intensive Gemeinschaft mit  vielen Aktivitäten wie Urlauben, Konzertbesuchen und Sportangeboten. Zurzeit (Dezember 2012) leben mehr als 100 Menschen mit verschiedensten Handicaps in den Wohnstätten und auf dem Bauernhof. Rund 140 Schülerinnen und Schüler besuchen die Troxler-Schule und 25 Kinder mit heilpädagischem Bedarf werden mit anderen Kindern in der integrativen Kindertagesstätte betreut und gefördert.

Wirtschaft und Soziales gehen Hand in Hand

Das Troxler-Haus beweist mit seinen vielschichtigen Ausprägungen seit 1961, dass sich Wirtschaft und Soziales verbinden lassen. Auf diesem dualen System beruhend liegt es für Peter Gutland, Vorstand des Dachvereins, „auch praktisch auf der Hand“, mit der GLS Bank als Finanzierungspartner zu kooperieren. „Wer Dinge hinterfragt“, führt er weiter aus, „für den ist diese Bank ja ein Muss.“

Fotos:  Stephan Münnich

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3 Antworten zu „GLS Kreditprojekt: Das Troxler-Haus – Leben, Bildung und Arbeit für Menschen mit Behinderung“

  1. Avatar von Karlotta
    Karlotta

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    Hallo,

    zum Thema „Wirtschaft sozial gestalten“ würde mich interessieren, was die Arbeitenden in der Werkstatt verdienen.

    1. Avatar von Berlotta
      Berlotta

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      Das würde mich auch interessieren, da Werkstätten soweit ich weiß nicht einmal Mindestlohn zahlen. Sozial ist das nicht.

      1. Avatar von Rouven Kasten

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        Guten Tag Berlotta, die Arbeitsplätze in Werkstätten für Menschen mit Behinderung werden im Rahmen unserer Sozialwirtschaft und Gesetzgebung über Kommunen refinanziert, d.h. es werden Angebote geschaffen, um Menschen mit Beeinträchtigung eine Möglichkeit der Beschäftigung zu bieten, die (noch) nicht am sogenannten ersten Arbeitsmarkt teilnehmen können. Dort werden sie angeleitet und während ihrer Tätigkeit betreut. Die Entlohnung, die gezahlt wird, steht zur freien Verfügung, denn weitere Kosten der Lebenshaltung, Miete, Sozialversicherungsbeiträge, Fahrtkosten etc. werden von den Sozialämtern getragen.

        Es gibt Werkstätten, die Tätigkeiten in Produktion / Vorproduktion für bspw. Industrie, Handel, Handwerk und andere Bereiche ausführen. Es gibt weitere Werkstätten, die eigene Arbeiten und Produkte erstellen, die über eigene Läden, Onlineshops, auf Messen und Veranstaltungen angeboten werden. Die Werkstätten, die Menschen, die Arbeiten, die Beeinträchtigungen sind individuell und vielfältig. Der Fokus der Werkstätten liegt darin, ein wie oben geschildertes Beschäftigungsangebot zu bieten. Natürlich leisten sie einen produktiven Beitrag oder bieten eine Dienstleistung, die sich aufgrund des geschilderten Rahmens (Schaffung eines angemessenen Arbeitsumfelds, Anleitung und Betreuung) nicht ganz so einfach mit einem Arbeitsverhältnis und entsprechender rechtlicher Bedingungen im ersten Arbeitsmarkt vergleichen lässt. Insofern ist die Frage, wie man diese Individualität gerecht entlohnen könnte, nicht einfach zu beantworten und auch Forderungen, wie sie für Menschen im ersten Arbeitsmarkt gemacht werden, z.B. Mindestlohn nicht 1:1 übertragbar. Grüße vom Team

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