Die GLS Bank hat jetzt einen nachhaltigen Robo Advisor gestartet. Der Wettbewerb ist groß, doch man gibt sich selbstbewusst. Dahinter steht ein interdisziplinäres Team aus allen Ressorts der Bank.
„Es geht uns um die digitale Selbstermächtigung“, sagt Christian Eichbauer im Homeoffice. Er schiebt nachdrücklich hinterher: „Kund*innen wollen Probleme selber lösen.“ Auf dem Bildschirm nicken im November 2020 drei seiner Kollegen zustimmend. Neben dem Marketingmann Eichbauer haben auch Projektkoordinator Jonathan Hoven, Projektleiter Martin Wiegers und Michael Orth, Abteilungsleiter Kundenservice und Beratung, in den letzten zwei Jahren an GLS onlineInvest mitgearbeitet – oder, um es mit Eichbauer zu sagen, am „nachhaltigsten Robo Advisor der Welt“. Am 1. Dezember 2020 ist der „Robo“, so die mittlerweile bei Anleger*innen weltweit geläufige Kurzform, online an den Start gegangen. Mitte März 2021 haben weit über tausend Kund*innen schon über acht Millionen Euro investiert.
Doch die Konkurrenz ist groß. Mehr als 30 Anbieter*innen gibt es bereits laut finanztip.de am deutschen Markt. Einige, etwa klimafonds.de, sind gemäß Eigenbeschreibung auch schon erfolgreich nachhaltig unterwegs. Der Bundesverband deutscher Banken sagt: „Das verwaltete Anlagevolumen aller Robo Advisors in Deutschland dürfte insgesamt bei einem mittleren einstelligen Milliardenbetrag liegen.“
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Nachhaltig und digital
Worum aber kümmert sich eigentlich ein Robo Advisor? Es handelt sich um einen „automatisierten Finanzberater“. Laut Definition der zuständigen staatlichen Kontrollbehörde, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), fehlen „menschliche Interaktion bzw. menschliche Eingriffe in den Beratungsprozess entweder vollständig oder sind nur in begrenztem Umfang vorhanden“. Stattdessen arbeiten hier Algorithmen, die anhand von voreingestellten Parametern agieren und Gelder platzieren. Für die BaFin haben Robos durchaus viele Vorteile, etwa geringere Kosten, aktuellere Informationen oder eine bessere Anlagetransparenz. Risiken wie Datenmissbrauch und eine mögliche Manipulation durch Dritte, also Hackerangriffe, gebe es aber dennoch.
Konkreter: In der Regel legt man als Nutzer*in im Rahmen einer Fragestrecke und danach im eigenen Konto in Form eines Sparplans fest, wie viel und wie riskant wo investiert werden darf. Der Robo eröffnet dann automatisch ein Depot und legt los bzw. kauft und verkauft: Aktien unterliegen Schwankungen, bedeuten folglich mehr Risiko, Anleihen gelten als eher stabile Investition. Auch Immobilien und Rohstoffe können als wählbare Anlageklassen vorkommen. Beliebt sind ETFs, Exchange Traded Funds, also Indexfonds.
Für das Team in Bochum war das eine Herausforderung, denn ETFs richten sich zumeist nach rein ökonomischen Kriterien. Wie ist das mit dem Nachhaltigkeitsanspruch der GLS Bank vereinbar? Die Antwort lautete: gar nicht. Hoven sagt dazu: „Ein Investment in ETFs ist aus unserer Sicht per se nicht nachhaltig, weil sich Unternehmen dauerhaft sozial-ökologisch und ökonomisch verändern.“ Bei ETFs lässt sich nicht ausschließen, dass Unternehmen und deren Töchter auftauchen, die gegen die hausinternen, zweistufigen Prüfkriterien, wenn auch möglicherweise nur zeitlich begrenzt, verstoßen.
Zocken nicht möglich
Der entscheidende Verzicht auf ETFs und die strengen Prüfkriterien wirkten sich auch prägend auf die Wahlmöglichkeiten innerhalb des Robos aus, den die GLS Bank lieber „nachhaltiger Anlage-Assistent“ nennt. „Zocken geht nicht. Eine kurzfristige, riskante Über- oder Untergewichtung ist nicht möglich“, sagt Sinan Aydogan. Er kümmert sich um das Portfoliomanagement. Der Robo bekommt nach GLS Standards per se nur nachhaltigen Input. Aydogan erklärt weiter: Man könne als Anleger*in zwischen drei Musterportfolios, die sich wiederum anteilig aus fünf von der Bank ausgewählten Fonds zusammensetzen, wählen: dem GLS Bank Klimafonds, dem GLS Bank Aktienfonds, dem B.A.U.M. Fair Future Fonds, dem FairWorldFonds und dem CSR Bond Plus. Sie zahlen unterschiedlich auf die Nachhaltigkeitsziele der UN ein.
Über eine entsprechende Fondsmischung ergeben sich drei Anlagetypen: Die sicherheitsorientierte Variante setzt sich zu 70 Prozent aus Anleihen und zu 30 Prozent aus Aktien zusammen, die mittlere gewichtet 50 zu 50 und die risikoorientierte basiert auf 30 Prozent Anleihen und 70 Prozent Aktien. Loslegen kann man mit 25 Euro monatlich oder einmalig 500 Euro.
Frage nach dem Wie entscheidend
Für die GLS Bank ist der „nachhaltige Anlage-Assistent“ ebenso Digitalisierungs- wie Überzeugungsprojekt. Viele im Haus waren skeptisch. Können Algorithmen das gewährleisten, was sich in den Leitideen der Bank manifestiert? „Wir wollen die Welt besser machen“ ist eine davon.
Aus der Frage, ob ein Robo GLS kompatibel sei, wurde bald eine, wie denn ein nachhaltiger Robo gemäß Hausstandards aussehen müsse. Denn das eingangs erwähnte Thema Selbstermächtigung hat für das Bochumer Projektteam mehrere Ebenen. So wächst vor allem die Zahl junger Kund*innen, die das nachhaltige Konzept der Bank goutieren. „Gerade in der Zielgruppe unter 28 Jahren wachsen wir deutlich stärker als alle anderen Banken“, sagt Orth überzeugt. Die Frage, was das eigene Geld bewirke, sei aber unabhängig von der Generation entscheidend.
Für die Bochumer*innen heißt Selbstermächtigung somit auch, die Wirksamkeit des Investments transparent und verständlich zu machen. Dafür gibt es mittlerweile ein eigenes Team im Haus. Der Robo Advisor der GLS Bank muss allerdings noch ohne eine entsprechende Visualisierung des Themas auskommen. Daran wird aber mit Hochdruck gearbeitet. Bis dahin muss der ausdauernde Blick auf die stringente sozial-ökologische Zusammensetzung der Fonds des Robos reichen. „Ein sinnvolles Investment mit Wirkung ist mindestens auf fünf Jahre angelegt“, sagt Aydogan.
Gekürzte Fassung aus dem enorm-Magazin von Jan Scheper, Redaktionsleiter enorm-Magazin
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https://blog.gls.de/bankspiegel/nachhaltig-anlegen-5-tipps-fuer-einsteiger/
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