Es knackt und knistert, es duftet nach Abenteuer und plötzlich gewinnt ein Alltagsprodukt seinen vergessenen Zauber zurück. Es ist Kaffee, der da langsam geröstet wird und so im beschaulichen Swisttal nahe Bonn schonend seine ganze Kraft entfalten kann. Genauer gesagt, sind es Rohkaffee-Bohnen aus Indien. Von Hand gepflückt, im Schatten der Waldvegetation des Hochlands von Kodagu gewachsen.
Nach Deutschland geholt hat sie Peter Winkler. „Es war mehr Zufall, dass ich 2004 in Indien über die Kaffeebohnen gestolpert bin“, erzählt der begeisterte Indien-Fahrer. Zu diesem Zufall gesellte sich ein Problem: „Als leidenschaftlicher Espressotrinker war ich mit der Qualität der meisten zu dem Zeitpunkt in Deutschland angebotenen Biokaffee Produkte sehr unzufrieden.“ Der 55-jährige hatte schon seit 1986 selbstständig im Lebensmitteleinzelhandel gearbeitet. Jetzt entschloss er sich, einen eigenen Kaffeeimport und eine Kaffeerösterei zu etablieren. Der Name EMPORT ist dabei Programm: „Wir sind ein Import und Handelsunternehmen, das sowohl achtsam mit den Kleinbauern und Geschäftspartnern, unserem Team, als auch mit unseren Kunden umgehen möchte. Dazu ist Empathie eine wichtige Eigenschaft.“
Nach der ersten Zufallsbegegnung über Bio-Zertifizierer hat Peter Winkler ökologisch wirtschaftende Farmer kennen gelernt und hält nun engen Kontakt. Zwei Mal im Jahr reist er selbst zu den Kaffeebauern und nimmt den Kaffee direkt bei ihnen ab. – So werden Lieferketten verkürzt und die Kaffeebauern bekommen einen fairen und angemessenen Preis für ihre Arbeit. Aber auch aus anderen Gründen ist Winkler der Kontakt zu den Partnern vor Ort wichtig. „Ich selbst bin ja kein Kaffeebauer, wusste also nicht, wie man die Qualität erzeugt, die ich suchte. Und dann habe ich umgekehrt gemerkt: Die Bauern selbst trinken überhaupt keinen Kaffee“, berichtet Peter Winkler von den ersten eigenen Lernprozessen. Um also gegenseitiges Verständnis zu erzeugen, hat Winkler kurzerhand seinen Handröster mitgebracht, um Qualitätsunterschiede ersichtlich zu machen. Gleichzeitig lernt er auf seinen Reisen die Herausforderungen für die Kaffeebauern besser kennen.
Für Winkler gilt es aber auch noch, einen ganz anderen Lerneffekt weiterzutragen, und zwar zuhause. Mit Verve setzt er sich hier für die bessere Bezahlung der Partner in Indien ein: „Das kann sich ja jeder selber ausrechnen: Wenn auf jedes Kilo Kaffee eine Kaffeesteuer von aktuell 2,19 Euro kommt, kann ja bei all den Stationen, die die Kaffeebohnen normalerweise machen, bis sie im Ladenregal stehen, nicht viel Geld für die Bauern übrig bleiben.“
Dementsprechend will der Kaffee-Röster auch für einen bewussteren Genuss werben. „Kaffe ist eben kein rein funktionelles Lebensmittel, das uns morgens heil aus der Garage bringt ohne uns die Außenspiegel abzufahren“, gibt Winkler zu bedenken und gerät ins Schwärmen über schillernde Aromen aus Afrika und schwerere, kakaoige Geschmacksnuancen aus Asien. „Ich habe gemerkt: Kaffee ist für viele Menschen ein Türöffner, um insgesamt über ihre Nahrung nachzudenken und sich wieder dafür zu interessieren, was sie da eigentlich essen.“
So ähnlich ging es auch dem Indien-Fahrer selbst. Denn angefangen mit den Rohkaffee-Bohnen importiert er mittlerweile auch Gewürze, Tees und Räucherstäbchen. Er erweitert zudem seine Bezugsquellen auf andere Kontinente. So gelangen noch mehr hochwertige Lebensmittel auf direktem Weg nach Deutschland und Menschen vor Ort werden in ihrer Arbeit unterstützt. Mit dem Geschäftsausbau bringt Peter Winkler auch den Vertrieb in Deutschland auf eine neue Ebene. Die Internetseite von EMPORT ist gerade frisch an den Start gegangen. Und so können bald viele unkompliziert den Unterschied zum „vakuumierten Brikett aus dem Supermarkt“ testen und prüfen, ob sie Peter Winklers Leitspruch: „Zuallererst muss einem der Kaffee gut schmecken.“ in seinem Kaffee wiederfinden.
Fotos: EMPORT
Autorin: Saskia Geissler
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