Sophie Löhlein, Leiterin der Zukunftsstiftung Bildung der GLS Treuhand, hat gemeinsam mit Partnern den Mikrofonds Freischwimmen21 gegründet, der Kindern und Jugendlichen in der Pandemie hilft. Das Besondere daran: die einfache Antragsstellung und schnelle Auszahlung.
GLS Bank: Was ist Freischwimmen21?
Sophie Löhlein: Für Kinder war die Pandemie ein unglaublicher Einschnitt ins Leben: Isolation, Langeweile und eine Belastung besonders für Kinder, die wenig Platz und Möglichkeiten zu Hause haben. Wir wollten schnell und unbürokratisch helfen. Zentral für uns war, dass die Kinder rauskommen, aktiv sind und sich in der Gemeinschaft begegnen können. Und das Wichtigste — ihre Selbstwirksamkeit erleben.
In der Pandemie gab es viele Zuwendungen, teils auch von staatlicher Seite. Was machen Sie anders?
Bei staatlichen Förderungen ist es teilweise der Fall, dass man ein Profi sein muss, um die Anträge zu stellen. Es ist zeitaufwendig, weil kleinteilig nachgefragt wird. Man muss viele Details wissen oder noch recherchieren. Dazu muss man erst einmal in der Lage sein und Zeit haben. Dazu kommt, dass es oft sehr lange dauert, bis ich als Antragssteller eine Antwort bekomme. Dadurch wirft man eine große Gruppe von Menschen, die tolle Arbeit für die Zivilgesellschaft machen, von vornerein raus.
Welche Projekte hat der Fonds fördern können?
Ganz kleine Aktionen wie die gemeinsame Kanutour einer syrischen, deutschen und einer afghanischen Familie. Wir hatten auch Ferienlager. Wir hatten einen Graffiti-Kiezspaziergang in Berlin. Oder einen Schwimmsommer. Ein Ziel war hier, dass alle ein Schwimmabzeichen machen können. Dabei geht es nicht nur ums Schwimmen. Die Kinder verändern sich. Eine Betreuerin erzählte von einem Jungen, der vor dem Sommer in der Schule besonders stumm war. Nach dem Sommer stand er stolz vor der Klasse und hat von seinem Schwimmabzeichen erzählt.
Gibt es spezielle Anforderungen für die Projekte?
Wir achten bei der Auswahl auf drei Punkte: Es geht darum, aktiv zu sein und rauszukommen. Es geht zweitens darum, wieder in Begegnung zu gehen. Und drittens, eine Selbstwirksamkeit zu spüren. Bildung findet nicht nur in der Schule statt, sie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der viele zivilgesellschaftliche Akteure von der Feuerwehr über den Sportverein eine unglaublich wichtige Rolle spielen.
Warum muss Geld manchmal schnell sein?
In unserem Kontext war es wichtig, diesen Sommer zu nutzen. Der Winter und das Frühjahr haben die Kinder und Jugendlichen isoliert, psychisch belastet. Es war wichtig, dass es im Sommer deshalb ein schnelles Aufleben geben sollte. Innerhalb von zwei Wochen haben wir dann auch 200.000 Euro ausgezahlt, weil der Bedarf so groß war. Warum ist Solidarität so wichtig? Ich glaube, dass dieses Projekt ein Argument für mehr Mikrofonds ist. Und dafür, dass man Menschen auch auf einer anderen Ebene begegnen sollte. Die Menschen, die ihr Geld über den Fonds schnell und unkompliziert bekommen, nehmen das als ermutigend wahr. Sie müssen nicht um Geld kämpfen. Das hat etwas sehr Wertschätzendes. Man wird gesehen. Das geht über das Geld hinaus.
Geld hat nicht nur einen finanziellen Wert, sondern auch einen emotionalen Wert?
Geld hat einen Ermöglichungswert. Viele Gelder wurden für Eintritte und Verpflegung genutzt, sodass sich jedes Kind, egal, wie die finanzielle Lage zu Hause ist, zum Beispiel auf ein Stand-up-Board stellen kann.
[grey_box]Freischwimmen21
Freischwimmen21 ist ein Mikrofonds für Aktionen mit Kindern und Jugendlichen Kinder und Jugendliche in der laufenden Pandemie wieder aktivieren: Dafür unterstützt Freischwimmen21 Vereine und Initiativen in ganz Deutschland. Der Mikrofonds setzt dabei auf die Engagierten vor Ort und ihre unmittelbare Wirksamkeit bei den jungen Leuten. Der Fonds wird gemeinsam von der Zukunftsstiftung Bildung der GLS Treuhand, dem Bündnis der Bürgerstiftungen Deutschlands und Stiftungen für Bildung e. V. betrieben.
freischwimmen21.de[/grey_box]
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Foto: Severin Wohlleben
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