Archivbeitrag

Neue Grundlage für unsere Leistungen

GLS Vorstandssprecher Thomas Jorberg zum geplanten GLS Beitrag der GLS Bank

GLS Kernleistungen

Die Leistungen der GLS Bank bestanden seit ihrer Gründung stets aus weit mehr als Geld und Zinsen. Die Kernleistung der GLS Bank ist, gesellschaftliche Entwicklungen in den Bereichen Kultur, Bildung, Soziales und Ökologie wahrzunehmen, zu begleiten, zu kommunizieren sowie mit verschiedenen Instrumenten zu finanzieren. Also das Geld unserer Kundinnen und Kunden dorthin zu geben, wo es unter ganzheitlich-menschlichen Bedingungen gebraucht wird. Den Auftrag dazu haben wir von allen Kundinnen und Kunden. Sowohl von den Einlegern, die ihr Geld sinnvoll verwendet wissen wollen, als auch von den Kreditnehmern, die das Geld für ökologische und soziale Projekte einsetzen.

Die GLS Bank ist dabei das größte Instrument. Aber unsere Gesamtleistung besteht aus der Kombination von Einlagen und Krediten der GLS Bank mit Beteiligungen der GLS Beteiligungs AG sowie Stiftungen und Schenkungen durch die GLS Treuhand.  Mit diesen Instrumenten und unseren gesellschaftlichen Aktivitäten haben wir viele Entwicklungen überhaupt erst möglich gemacht, wie zum Beispiel eine vielfältige Schul- und Kindergartenlandschaft, heilpädagogische Einrichtungen, die Energiewende, den ökologischen Landbau sowie Bioläden.

Gut vernetzt

Dies können wir nur leisten, weil wir umfassend mit nachhaltigen Branchen vernetzt sind und uns dort mit Zeit und Ideen einbringen; weil wir ein Höchstmaß an Transparenz pflegen und unsere Arbeit gegenüber unseren Kundinnen und Kunden über Onlinemedien, unseren Bankspiegel, bei Veranstaltungen und in der Beratung offenlegen; weil wir immer wieder neue Finanzierungsformen entwickeln, um für gesellschaftliche Probleme einen Lösungsbeitrag zu leisten.

Nur durch diese enge, aktive Einbindung in gesellschaftliche Entwicklungen ist die GLS Bank in der Lage, die Alternative zu sein: als eine ausschließlich am Wohl der Menschen orientierte Bank. Dies macht die Attraktivität unserer Angebote aus, egal ob Girokonto, Anlage, Kredit, Beteiligung oder Stiftung. Diese Grundleistungen der GLS Bank, die andere Banken so nicht bieten, konnten wir bis heute immer aus unseren marktüblichen Zinsen und Gebühren finanzieren.

Veränderte Bedingungen

Der extreme Rückgang der Zinserträge und die erhebliche Zunahme der Kosten durch die Bankenregulierung, verbunden mit der Digitalisierung, stellt heute alle Banken in Deutschland vor existenzielle Fragen über eine Veränderung ihres Geschäftsmodells. Die um die Hälfte fallenden Zinserträge und die bestehenden Gebühren und Provisionen werden nicht mehr reichen, um die Kosten einer Bank zu decken. Da mögen viele mit Verweis auf die unmenschlichen und gesellschaftsgefährdenden Verhaltensweisen vieler Banken denken: „Na endlich geht es denen auch mal an den Kragen — die Banken haben ohnehin zu viel Geld verdient.“ So richtig das auch sein mag, eine Lösung ist das nicht, denn die Reaktionen sind in der Bankenlandschaft bereits erfahrbar: eine drastische Automatisierung aller Geschäfte ohne Beratung und Filialen mit Massenentlassungen auf der einen Seite; offene oder versteckte Gebührenerhöhungen und vor allem ein noch stärker auf Provisionen ausgerichtetes Geschäftsgebaren auf der anderen Seite. Hinzu kommt dann möglicherweise ein Minuszins auch für Privatanlegerinnen und -anleger.

Jede Bank wird in dieser historisch einzigartigen Situation ihren eigenen neuen Weg finden müssen. Wir kommunizieren die Frage der Bankfinanzierung und die Entwicklung einer konzeptionellen Lösung seit über einem Jahr als offenen Prozess im Bankspiegel, bei Mitgliederveranstaltungen und auch in der Presse.

Der aktuelle Stand

Unser derzeitiger Stand der Entwicklung sieht Folgendes vor:

  • Wir unternehmen derzeit alle Anstrengungen, um trotz zunehmender regulatorischer Anforderungen und dem weiterhinsehr erfreulichen Wachstum unsere Prozesse, Strukturen und Arbeitsweisen zu vereinfachen, um bis Ende 2017 eine Effizienzsteigerung von 25 Prozent zu erreichen. Seit April 2015 brauchten wir dafür außer Auszubildenden und Trainees keine neuen Mitarbeitenden einzustellen. Obwohl wir zuversichtlich sind, dieses Ziel zu erreichen, wird es nicht ausreichen, um die absehbaren Ertragseinbußen auszugleichen.
  • Um unseren Kundinnen und Kunden unsere Grundleistung weiterhin mit einer guten Beratung und transparenter Kommunikation bieten zu können, planen wir einen monatlichen Beitrag. Er soll für jede Kundin und jeden Kunden finanziell tragbar sein und aufgrund der Anzahl der Beitragszahler gleichwohl in der Gesamtsumme die rückläufigen Zinserträge teilweise kompensieren. Nur dann können wir unseren Kundinnen und Kunden die oben beschriebene Grundleistung und Werteorientierung weiterhin bieten. Denn diese sind unvereinbar mit versteckten Gebührenerhöhungen und einem provisionsgetriebenen
    Geschäftsgebaren. Sie sind auch nicht mit einer weitgehend automatisierten, beratungs- und filiallosen Bank möglich.
  • Außerdem stärken wir durch neue Entwicklungen, wie sie in diesem Bankspiegel beschrieben sind, die GLS Gemeinschaft, wobei diese deutlich über Bankdienstleistungen hinausgehen.

Zukunft sichern

Wer das liest, mag sich fragen: „Ist die GLS Bank in Not? Muss ich mir Sorgen um die GLS Bank machen?“ Wer hingegen unsere Jahresabschlusszahlen liest, mag sich fragen: „Die GLS Bank steht doch blendend da und macht Gewinne. Wo liegt das Problem?“ Unseren Kundinnen, Kunden und Mitgliedern sind wir es schuldig, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und aus einer stabilen Situation heraus so zu handeln, dass eine Not auch in Zukunft nicht eintreten wird. Es geht dabei nicht um die Frage, dass wir durch einen Beitrag insgesamt immer höhere Einnahmen generieren, sondern vielmehr darum, einen transparenten Beitrag für zurückgehende Einnahmen zu erzielen.

Einen monatlichen Beitrag dafür, dass eine Bank ihren Geschäftsbetrieb, die Infrastruktur, ihre Fähigkeiten, ihr Netzwerk und ihre Kommunikation bereitstellt und insofern jederzeit für Kundinnen und Kunden leistungsfähig ist, hat es bei einer Bank noch nie gegeben, es erscheint zunächst einmal undenkbar und damit undurchführbar.

Es gibt aber durchaus Beispiele, wo genau so eine Form der Unternehmensfinanzierung seit Jahrzehnten üblich ist, wie zum Beispiel die monatliche Rundfunkgebühr von 17,50 Euro, der monatliche Beitrag für Automobilclubs oder der monatliche Grundpreis für die Stromversorgung in Höhe von ca. acht Euro, den 19 Millionen Bundesbürgerinnen und -bürger regelmäßig zahlen.

Auch zukünftig wollen wir unsere Leistungen nach sozialen, ökologischen und am ganzheitlichen Menschen ausgerichteten Kriterien erbringen und uns nicht am höchsten Erlös orientieren, den wir
durch ein Einzelgeschäft mit dem Kunden machen. Dies war bisher möglich, weil die Kosten durch die Zinsmarge gedeckt waren. Durch die Halbierung der Zinsmarge innerhalb von voraussichtlich vier Jahren ab 2014 wird dies nicht mehr möglich sein.

Fragen und Antworten

Zum Beitrag erreichen uns zahlreiche Fragen. Auf unserer Internetseite haben wir die häufigsten Fragen beantwortet.

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388 Antworten zu „Neue Grundlage für unsere Leistungen“

  1. Avatar von N.W.
    N.W.

    Guten Tag,

    Ich muss anmerken, daß ich die zeitliche Nähe der doch recht massiven Erhöhung der Kontoführungsgebühren und der gleichzeitigen Einführung des GLS-Beitrags für ungünstig halte.
    Den GLS-Beitrag kann ich auf Grundlage der veröffentlichten Argumentation nachvollziehen und mittragen; eine Verdoppelung der Kontoführungsgebühr mit einer in Teilen ähnlichen Argumentation ist schwer nachvollziehbar.
    Es entsteht bei mir der Eindruck, daß aus einem Grund an zwei Schrauben gedreht wird.

    Ich würde mich über eine Antwort freuen.

    1. Avatar von Bettina Schmoll
      Bettina Schmoll

      Guten Tag,
      die Gleichzeitigkeit ist durchaus gewollt, da wir die Kosten nicht „häppchenweise“ einführen wollten. Das ist uns auch im Hinblick auf neue Kundinnen und Kunden wichtig.

      GLS Beitrag und Gebühren sind zwar beide Male „Kosten“, zielen aber auch unterschiedliche Leistungen.
      Der GLS Beitrag soll zur Finanzierung unserer Kernleistung – sinnvolle Geldverwendung, klare sozial-ökologische Kriterien für Anlagen und Finanzierung – beitragen, Gebühren und Zinsen erheben wir für individuell in Anspruch genommene Leistungen (Kontoführung, Kredit, etc.). Den GLS Beitrag sollen alle leisten, die die GLS Bank als Bank gewählt haben, Gebühren und Zinsen werden jeweils individuell in Rechnung gestellt.
      Bei der Erhöhung der Kontoführungsgebühren handelt es sich übrigens um die erste seit Einführung des Girokontos vor zehn Jahren. Wir können nachvollziehen, dass die Erhöhung von 2 Euro auf 3,80 Euro „gefühlt“ hoch ist, bewegen uns aber mit den 3,80 Euro im Vergleich dennoch nicht am oberen Ende der Gebührenskala.
      Viele Grüße
      Bettina Schmoll

  2. Avatar von Patrick aus Hannover
    Patrick aus Hannover

    Sehr geehrte Damen und Herren der GLS-Bank,
    mit dieser Mitteilung möchte ich erneut mein Entsetzen – und nach mehreren Telefonaten mit Ihren MitarbeiterInnen auch meinen Frust – ob Ihres Bestrebens zur Einführung eines GLS-Beitrags in Höhe von 5,00 EURO mtl. (60,00 Euro p.a.) einzuführen – mitteilen. Da ich trotz Zusicherung bisher keinerlei postalische Nachricht bzgl. meines Anliegens erhalten habe, hier nun erneut meine Kritik an Ihrem neoliberalen Ökokapitalismus.
    Lassen Sie mich zunächst die grundsätzlichen Prämissen meiner Gedanken vorstellen, in der Hoffnung, dass ich das ein oder andere verständliche Argument so für Sie verdeutlichen kann.
    Was ist eine Bank?
    Eine Bank ist ein Kreditinstitut, das entgeltliche Dienstleistungen für den Zahlungs-, Kredit- und Kapitalverkehr anbietet. In Deutschland ist ein Kreditinstitut gesetzlich definiert als ein kaufmännisches Unternehmen, das Bankgeschäfte betreibt. Die Bezeichnung „Bank“ dürfen nach §39 KWG nur Unternehmen führen, die eine Banklizenz besitzen. Aha, also ein Geldverleihhaus mit geregelter Profitorientierung.
    Dies führt zu einer Folgefrage: Was ist ein kaufmännisches Unternehmen?
    Zunächst ist ein Kaufmann eine Person, die erwerbsmäßig ein Geschäft tätigt bzw. abwickelt, also z.B. eine Ware oder Dienstleistung einkauft und verkauft – um bei Letzterem einen finanziellen Gewinn – also Profit – zu erzielen. Ein Unternehmen ist nunmehr eine wirtschaftlich selbständige Organisations- und Struktureinheit, die Markt- und Kapitalrisiken eingeht. Donnerwetter, wer hätte das gedacht, eine Bank ist also ein Dienstleistungsunternehmen, dass auch bereit ist, Risiken einzugehen und zu tragen. Welche Risiken trägt die GLS-Bank doch gleich, wenn deutlich mehr Einnahmen über den Pauschalbetrag i.H.v. 60 EURO p.a. generiert werden, als die Refinanzierung der EZB-Geldpolitik kostet? Die Risiken – oder besser die Kosten – tragen die Kunden und Mitglieder – nicht die Bank!
    Doch was benötigt eine solche finanzielle Organisations- und Struktureinheit, um Gewinn aus unternehmerischer Tätigkeit ziehen zu können?
    Richtig, es sind genau diese erwähnten Kunden. Ein Kunde ist eine Person oder eine Institution, die ein offensichtliches Interesse am Vertragsschluss zum Zwecke des Erwerbs eines Produkts und / oder einer Dienstleistung gegenüber einem Unternehmen oder einer Institution, z.B. einer Bank, zeigt. … OK, offenbar bin ich ein Kunde, nicht zuletzt, da ich Interesse am Erwerb einer Dienstleitung habe, die mir ökonomische Vorteile oder zumindest monetäre Ausgleiche verschafft, wenn ich hart erarbeitetes Kapital ökologisch sinnvoll anzulegen gedenke.
    Zum Schluss des Prämissenfindungsprozesses der vielleicht entscheidende Begriff – jetzt bitte nicht erschrecken -: Kapitalismus. Diese possierliche Idee des sich Aneignens von monetären Vorteilen bezeichnet eine spezifische Wirtschaftsordnung, die auf Privateigentum an den Produktionsmitteln und einer Steuerung von Produktion und Konsum über einen Konsumentenmarkt beruht. Als konstitutives Merkmal wird der Akkumulationsfaktor benannt, dessen Hauptmerkmal das Streben nach Gewinn in einem kontinuierlichen, rationalen Betrieb darstellt. Dabei ist eine Erweiterung des Kapitalismusbegriffs – z.B. durch eine nachhaltig-ökologisch-soziale Ausrichtung – ein interdependenter Akt zwischen sich ergänzenden Interessen: dem Geld zu verdienen und dem die Nachhaltigkeit zu fördern.
    Ich fasse zusammen:
    1. Wir leben in einer vom Kapitalismus geprägten Welt, ob wir das nun gut finden oder nicht. Selbst die GLS-Bank muss kapitalistisch handeln, wenn sie ökonomisch überleben will. In Fall eines Beitrags handelt die GLS-Bank radikal kapitalistisch aus reinem Selbstzweck – auf Kosten ihrer Mitglieder und Kunden.
    2. Im Kapitalismus ist der Kunde die Grundbedingung für Unternehmen, Geld zu verdienen (Gewinn zu erzielen), was auch von der GLS nicht infrage gestellt werden kann. Wohlan verärgert die GLS-Bank ihre bestehenden Kunden und schreckt neue Kunden massiv ab – denn warum sollte ich etwas zahlen, ohne eine Gegenleistung dafür zu erhalten?
    3. Banken sind lizensierte Geldhäuser mit kaufmännischen Ambitionen, also auch Sie wollen Geld verdienen und sollten – auch bzgl. der gesamten Belegschaft – insbesondere aber des Vorstands – hierzu unternehmerische Risiken eingehen.
    In Anbetracht der derzeitigen Zinspolitik der EZB, die bzw. deren Folgen ich persönlich für fatal halte, sind die unternehmerischen Risiken wieder einmal zu ihrem Ursprung zurückgekehrt – zu den Banken – auch wenn sie – wie in Ihrem Fall – ökologisch ausgerichtet sind. Dass auch die GLS-Bank für ihre Einlagen Negativzinsen zahlen muss, ist insofern marktlogisch und systemisch konsequent.
    Ihre Reaktion zeigt einen ökonomisch natürlichen Reflex in Anbetracht sinkender Einnahmen durch die Anlagepolitik Ihres Hauses – auch und gerade in Anbetracht einer gefühlten Alternativlosigkeit. Insofern Sie also mit einem Negativzins in Höhe von 0,3% von der EZB zur Kassen gebeten werden, ist es nur plausibel, die entstandenen Verluste zu sozialisieren und auf die Kunden und Mitglieder zu verteilen (so wie es ein echter Reinkapitalist es auch tun würde). Etwas anderes würde ich von einer Bank im Kapitalismus auch nicht erwarten.
    Doch erhöhen Sie mit einem Monatsbeitrag in Höhe von 5,00 Euro nicht einfach nur die Kompensationsforderungen für erbrachte Dienstleistungen, sondern gehen deutlich darüber hinaus, was m. E. entweder auf ökonomische Insubordination, brutaler Geldgier oder vielleicht doch kommunistisch-ideologischer Verblendung zurückzuführen ist. Sie fokussieren damit das Primat der Großkapitals (da nur Anlagen ab 5500,00 Euro einen Geringzinsgewinn erhoffen lassen) und verlieren kleinere Anleger, Mitglieder, als auch Kontonutzer aus dem Blick. Das müssen Sie auch, wenn Sie kurzfristige Planungssicherheit in Ihrem gewinnorientiertem Unternehmen haben wollen. Und ich dachte, der Reinkapitalismus gilt heute als überholte Denk- und Handlungsweise – auch und gerade bei der GLS-Bank … da habe ich mich wohl geirrt. Sie können sich meine Enttäuschung vorstellen, gerade da ich bisher in der GLS-Bank eine echte sinnvoll-ökologisch-ökonomische Alternative sah. Ich nehme an, als Mitglied wäre ich – auch dann, wenn ich es arbeitstechnisch unmöglich organisieren kann am 10.12.2016 in der Mitgliederversammlung mit NEIN zum Beitrag zu stimmen – verpflichtet die Gebühren zu zahlen. In diesem Fall begeht die GLS-Bank Vertragsbruch, der im Zweifel vor Gericht gebracht werden muss, sollte kein Sonderkündigungsrecht mit sofortiger Rückzahlung der Mitgliedsbeiträge bestehen.
    Werter Herr Neukirch, werter Herr Jorberg, ich finde es ehrenvoll, eine postkapitalistische Ökobank ins Leben rufen zu wollen, und dafür haben Sie meine aufrichtige Bewunderung! Doch wird das in den systemischen Bedingungen des Marktkapitalismus leider nicht möglich sein! Eine Alternative gefällig? Starten Sie eine ökonomische Revolution des ökologisch-nachhaltigen Proletariats und stürzen Sie die Kapitalismuskönige von Ihrem Thron – dazu sollten Sie mit gutem Beispiel vorangehen und von Ihren Posten zurücktreten! Eine Anleitung zur Revolution finden Sie im Hauptwerk des politischen Ökonomen Karl Marx > Das KapitalManifest der Kommunistischen Partei< holen, in dem sich der große Bärtige aus Trier mit dem Vollbärtigen aus Wuppertal – Friedrich Engels – zu einem Gespenst namens Kommunismus äußern. Doch vermute ich eher, dass Sie Anhänger des Raubtierkapitalismus nach Buffett, Trump und Co sind. Gierige Wölfe im Ökoschafspelz.

    Ich hoffe, meine Kritik an Ihren ökonomisch unvernünftigem Vorhaben erneut verdeutlicht zu haben und verbleibe in Erwartung einer schriftlichen Antwort mit freundlichen Grüßen

    Patrick.

    1. Avatar von Julian Mertens
      Julian Mertens

      Lieber Patrick,
      vielen Dank für Ihre ausführliche Nachricht! Vielleicht dürfen wir Ihnen unsere Prämissen erläutern: Wir sind viel mehr als nur ein Geldverleihhaus mit geregelter Profitorientierung. Anderswo kommt der Profit zuerst. Bei uns nicht. Das ureigene Interesse unserer Kundinnen und Kunden ist die sinnstiftende Verwendung von Geld. Das haben wir hier definiert: http://bit.ly/2f3l4Ry. Und daraus ergeben sich alle Leistungen, von der alle in der GLS Gemeinschaft profitieren und die wir in vorherigen Kommentaren, im aktuellen Bankspiegel und im Online-Bankspiegel beschrieben haben: http://gls.de/bankspiegel. Diese wertorientierten Leistungen mögen bei einer rein marktwirtschaftlichen Betrachtung vielleicht nicht direkt deutlich werden. Im Übrigen ist ein Gewinn weiterhin nötig, um regulatorisch vorgeschriebene Rücklagen zu bilden und die Anteile der Mitglieder zu würdigen, exemplarisch im Jahresabschluss 2015 auf Seite 34: http://bit.ly/2fzo4cr.
      Die Risiken einer Genossenschaftsbank tragen zunächst einmal die Mitglieder. Darüber hinaus gilt bei uns ein umfassender Einlagenschutz für alle Kundinnen und Kunden: http://bit.ly/2fIb0z1. Bei allen Tätigkeiten geht die GLS Bank verantwortlich vor, sie unternimmt keine risikoreichen Geschäfte, spekuliert nicht, usw. Im Jahresabschluss und auch im Offenlegungsbericht werden diese Risiken beschrieben: http://bit.ly/2fIcBov
      Die GLS Bank entwickelt und investiert in neue Instrumente. Sie arbeitet an ihren Prozessen. Doch fest steht: Die Erträge aus dem Kredit- und Provisionsgeschäft sind branchenweit sinkend, vor allem bei Banken mit dem Schwerpunkt Kreditgeschäft (wie oben im Beitrag von Herrn Jorberg und gestern auch von der Bundesbank beschrieben). Die Einlagenzinsen sind ebenfalls extrem gefallen. Das liegt daran, dass es ein Überangebot an kurzfristiger Liquidität gibt. Es ist zu viel Geld im Markt, das für Rendite investiert werden soll. Hierzu möchte ich Ihnen, auch zum Thema Kapitalismus, den Beitrag von Thomas Jorberg vom Geldgipfel empfehlen: http://bit.ly/2fYz29J
      Natürlich bekommen wir kritische Rückmeldungen und natürlich setzt der GLS Beitrag eine Wertschätzung eines werteorientierten Bankgeschäfts voraus. Aber wir erleben auch viel Zuspruch. Wir erleben auch in diesem Jahr, dass monatlich rund 2000 Neukundinnen und -kunden zu uns kommen, die von den neuen Konditionen und dem Beitrag wissen. Wir sind gestern wieder zur „Bank des Jahres“ gekürt worden, gemessen an der Kundenzufriedenheit. Auch Mitgliedsanteile wurden gezeichnet.
      Statt einfach nur die Reflexe der gesamten Branche zu wiederholen besinnen wir uns darauf, was die „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“ ausmacht. Und dass die Werte und Leistungen unverrückbar sind, damit Geld weiter sinnstiftend wirken kann.
      Herzliche Grüße,
      Julian Mertens

  3. Avatar von Volker aus Berlin
    Volker aus Berlin

    Hallo Team,

    den aktuellen „Bankspiegel“, der sich ja im Grunde durchgängig mit der Frage „Warum GLS Beitrag?“ befasst, habe ich mit großem Interesse und einiger Enttäuschung gelesen. Warum? Immer noch alles schön „fluffy“ (neudeutsch für „windelweich“), bloß keine Zahlen nennen. Mensch, die GLS Bank hat „Bank“ im Namen, da ist es doch wohl nicht zu viel erwartet, dass solche wichtigen Entscheidungen nicht bloß auf Bauchgefühl beruhen und auch nicht nur per Bauchgefühl kommuniziert werden?

    Fast hätte ich mich schon vom GLS-Beitrag überzeugen lassen, aber nun werde ich ungeduldig und misstrauisch. Wo finde ich endlich einmal das Zahlenwerk, nachvollziehbar präsentiert, auf dem die Entscheidung für den GLS-Beitrag fußt? Eine Gegenüberstellung von Ausgaben und Einnahmen, sinnvoll aufgeschlüsselt und mit einer Projektion in die Zukunft, einschließlich Unsicherheitsbandbreite? Seit Monaten laufen bei der GLS Bank die Drähte heiß, werden Webseiten, Blog-Artikel und Blog-Kommentare geschrieben, Emails ausgetauscht und viele lange Telefonate geführt, alles um die Mitglieder vom GLS-Beitrag zu überzeugen. Aber eine klare, nachvollziehbare Rechnung, aus der sowohl die Notwendigkeit einer zusätzlichen Deckungsumlage als auch deren Höhe(!) abgeleitet werden kann, ist uns die GLS Bank bis heute schuldig geblieben.

    Die Reportage von Thomas Friemel ist sehr gelungen, kommt als leichte Lektüre daher, ist einigermaßen fesselnd, schön illustriert, unterhaltsam und informativ. Diese hervorragende Arbeit hat meine Kritik nicht verdient, aber: In Ermangelung einer begleitenden betriebswirtschaftlichen Argumentation bleibt der schale Nachgeschmack, dass man mich mit dem „guten Gefühl“ einlullen will.

    Um es ganz klar zu sagen: Ich bin überzeugt, die GLS Bank hat das nicht nötig, weil die Argumente für den GLS-Beitrag in dieser Form und in dieser Höhe bestimmt auf einem festen Fundament in Form einer seriösen Analyse stehen. Nur ist von dieser Analyse weder im Web noch im Bankenspiegel viel zu sehen, und das beunruhigt mich nun doch.

    Eine nette Antwort hier im Blog ist keine angemessene Antwort auf diese fundamentale Kritik Ihrer Kommunikation. Was Sie brauchen, ist eine Website mit Tabellen und Grafiken. Prosa zu dem Thema gibt es inzwischen mehr als genug, spätestens seit dem aktuellen „Bankspiegel“.

    Erneut kritische Grüße aus Berlin
    Volker

    1. Avatar von Bettina Schmoll
      Bettina Schmoll

      Hallo Volker,
      um den GLS Beitrag geht es auf verschiedenen Kanälen um verschiedene Schwerpunkte:

      • Die Einladung an die etwa 45.000 Mitglieder beinhaltet Informationen zur Generalversammlung, zu unserer Beschlussvorlage sowie zu den vier Anträgen aus der Mitgliedschaft.
      • Im Bankspiegel wird von zwei „Reisen zum Kern der GLS“ berichtet, um ein Bild davon zu geben, wofür der Beitrag gebraucht wird.
      • Auf gls-beitrag.de finden sich Originaltöne aus der Kundschaft und aus der Bank mit Positionen und Feedbacks zum Beitrag.
      • In den FAQ geht es um viele Detailfragen.

      Als rechnerisches Szenario haben wir beispielsweise folgendes für die nächsten drei Jahre veröffentlicht (auf Basis des aktuellen Kreditvolumens): Unsere Kunden werden ca. 37 Mio. Euro weniger Kreditzinsen zahlen müssen. Die Einlagenzinsen gehen gleichzeitig um ca. 17 Mio. Euro zurück. Der Rest – also ca. 20 Millionen Euro geht zu Lasten der Zinsmarge, wird also die Einnahmen der GLS Bank reduzieren. Als mögliche Einnahme aus dem GLS Beitrag könnten beispielsweise 150.000 Vollzahlerinnen und Vollzahler mit 60 Euro pro Jahr angesetzt werden.
      Bitte lesen Sie auch unsere heutige Antwort an „Mitglied mit 20 Anteilen“.

      Viele Grüße
      Bettina Schmoll

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