Archivbeitrag

Neue Grundlage für unsere Leistungen

GLS Vorstandssprecher Thomas Jorberg zum geplanten GLS Beitrag der GLS Bank

GLS Kernleistungen

Die Leistungen der GLS Bank bestanden seit ihrer Gründung stets aus weit mehr als Geld und Zinsen. Die Kernleistung der GLS Bank ist, gesellschaftliche Entwicklungen in den Bereichen Kultur, Bildung, Soziales und Ökologie wahrzunehmen, zu begleiten, zu kommunizieren sowie mit verschiedenen Instrumenten zu finanzieren. Also das Geld unserer Kundinnen und Kunden dorthin zu geben, wo es unter ganzheitlich-menschlichen Bedingungen gebraucht wird. Den Auftrag dazu haben wir von allen Kundinnen und Kunden. Sowohl von den Einlegern, die ihr Geld sinnvoll verwendet wissen wollen, als auch von den Kreditnehmern, die das Geld für ökologische und soziale Projekte einsetzen.

Die GLS Bank ist dabei das größte Instrument. Aber unsere Gesamtleistung besteht aus der Kombination von Einlagen und Krediten der GLS Bank mit Beteiligungen der GLS Beteiligungs AG sowie Stiftungen und Schenkungen durch die GLS Treuhand.  Mit diesen Instrumenten und unseren gesellschaftlichen Aktivitäten haben wir viele Entwicklungen überhaupt erst möglich gemacht, wie zum Beispiel eine vielfältige Schul- und Kindergartenlandschaft, heilpädagogische Einrichtungen, die Energiewende, den ökologischen Landbau sowie Bioläden.

Gut vernetzt

Dies können wir nur leisten, weil wir umfassend mit nachhaltigen Branchen vernetzt sind und uns dort mit Zeit und Ideen einbringen; weil wir ein Höchstmaß an Transparenz pflegen und unsere Arbeit gegenüber unseren Kundinnen und Kunden über Onlinemedien, unseren Bankspiegel, bei Veranstaltungen und in der Beratung offenlegen; weil wir immer wieder neue Finanzierungsformen entwickeln, um für gesellschaftliche Probleme einen Lösungsbeitrag zu leisten.

Nur durch diese enge, aktive Einbindung in gesellschaftliche Entwicklungen ist die GLS Bank in der Lage, die Alternative zu sein: als eine ausschließlich am Wohl der Menschen orientierte Bank. Dies macht die Attraktivität unserer Angebote aus, egal ob Girokonto, Anlage, Kredit, Beteiligung oder Stiftung. Diese Grundleistungen der GLS Bank, die andere Banken so nicht bieten, konnten wir bis heute immer aus unseren marktüblichen Zinsen und Gebühren finanzieren.

Veränderte Bedingungen

Der extreme Rückgang der Zinserträge und die erhebliche Zunahme der Kosten durch die Bankenregulierung, verbunden mit der Digitalisierung, stellt heute alle Banken in Deutschland vor existenzielle Fragen über eine Veränderung ihres Geschäftsmodells. Die um die Hälfte fallenden Zinserträge und die bestehenden Gebühren und Provisionen werden nicht mehr reichen, um die Kosten einer Bank zu decken. Da mögen viele mit Verweis auf die unmenschlichen und gesellschaftsgefährdenden Verhaltensweisen vieler Banken denken: „Na endlich geht es denen auch mal an den Kragen — die Banken haben ohnehin zu viel Geld verdient.“ So richtig das auch sein mag, eine Lösung ist das nicht, denn die Reaktionen sind in der Bankenlandschaft bereits erfahrbar: eine drastische Automatisierung aller Geschäfte ohne Beratung und Filialen mit Massenentlassungen auf der einen Seite; offene oder versteckte Gebührenerhöhungen und vor allem ein noch stärker auf Provisionen ausgerichtetes Geschäftsgebaren auf der anderen Seite. Hinzu kommt dann möglicherweise ein Minuszins auch für Privatanlegerinnen und -anleger.

Jede Bank wird in dieser historisch einzigartigen Situation ihren eigenen neuen Weg finden müssen. Wir kommunizieren die Frage der Bankfinanzierung und die Entwicklung einer konzeptionellen Lösung seit über einem Jahr als offenen Prozess im Bankspiegel, bei Mitgliederveranstaltungen und auch in der Presse.

Der aktuelle Stand

Unser derzeitiger Stand der Entwicklung sieht Folgendes vor:

  • Wir unternehmen derzeit alle Anstrengungen, um trotz zunehmender regulatorischer Anforderungen und dem weiterhinsehr erfreulichen Wachstum unsere Prozesse, Strukturen und Arbeitsweisen zu vereinfachen, um bis Ende 2017 eine Effizienzsteigerung von 25 Prozent zu erreichen. Seit April 2015 brauchten wir dafür außer Auszubildenden und Trainees keine neuen Mitarbeitenden einzustellen. Obwohl wir zuversichtlich sind, dieses Ziel zu erreichen, wird es nicht ausreichen, um die absehbaren Ertragseinbußen auszugleichen.
  • Um unseren Kundinnen und Kunden unsere Grundleistung weiterhin mit einer guten Beratung und transparenter Kommunikation bieten zu können, planen wir einen monatlichen Beitrag. Er soll für jede Kundin und jeden Kunden finanziell tragbar sein und aufgrund der Anzahl der Beitragszahler gleichwohl in der Gesamtsumme die rückläufigen Zinserträge teilweise kompensieren. Nur dann können wir unseren Kundinnen und Kunden die oben beschriebene Grundleistung und Werteorientierung weiterhin bieten. Denn diese sind unvereinbar mit versteckten Gebührenerhöhungen und einem provisionsgetriebenen
    Geschäftsgebaren. Sie sind auch nicht mit einer weitgehend automatisierten, beratungs- und filiallosen Bank möglich.
  • Außerdem stärken wir durch neue Entwicklungen, wie sie in diesem Bankspiegel beschrieben sind, die GLS Gemeinschaft, wobei diese deutlich über Bankdienstleistungen hinausgehen.

Zukunft sichern

Wer das liest, mag sich fragen: „Ist die GLS Bank in Not? Muss ich mir Sorgen um die GLS Bank machen?“ Wer hingegen unsere Jahresabschlusszahlen liest, mag sich fragen: „Die GLS Bank steht doch blendend da und macht Gewinne. Wo liegt das Problem?“ Unseren Kundinnen, Kunden und Mitgliedern sind wir es schuldig, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und aus einer stabilen Situation heraus so zu handeln, dass eine Not auch in Zukunft nicht eintreten wird. Es geht dabei nicht um die Frage, dass wir durch einen Beitrag insgesamt immer höhere Einnahmen generieren, sondern vielmehr darum, einen transparenten Beitrag für zurückgehende Einnahmen zu erzielen.

Einen monatlichen Beitrag dafür, dass eine Bank ihren Geschäftsbetrieb, die Infrastruktur, ihre Fähigkeiten, ihr Netzwerk und ihre Kommunikation bereitstellt und insofern jederzeit für Kundinnen und Kunden leistungsfähig ist, hat es bei einer Bank noch nie gegeben, es erscheint zunächst einmal undenkbar und damit undurchführbar.

Es gibt aber durchaus Beispiele, wo genau so eine Form der Unternehmensfinanzierung seit Jahrzehnten üblich ist, wie zum Beispiel die monatliche Rundfunkgebühr von 17,50 Euro, der monatliche Beitrag für Automobilclubs oder der monatliche Grundpreis für die Stromversorgung in Höhe von ca. acht Euro, den 19 Millionen Bundesbürgerinnen und -bürger regelmäßig zahlen.

Auch zukünftig wollen wir unsere Leistungen nach sozialen, ökologischen und am ganzheitlichen Menschen ausgerichteten Kriterien erbringen und uns nicht am höchsten Erlös orientieren, den wir
durch ein Einzelgeschäft mit dem Kunden machen. Dies war bisher möglich, weil die Kosten durch die Zinsmarge gedeckt waren. Durch die Halbierung der Zinsmarge innerhalb von voraussichtlich vier Jahren ab 2014 wird dies nicht mehr möglich sein.

Fragen und Antworten

Zum Beitrag erreichen uns zahlreiche Fragen. Auf unserer Internetseite haben wir die häufigsten Fragen beantwortet.

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388 Antworten zu „Neue Grundlage für unsere Leistungen“

  1. Avatar von Alex
    Alex

    warum wird hier immer noch von einer GV und Abstimmung zum Projekt GLS Beitrag im Dezember gesprochen, wenn intern derzeit bereits ein kurzfristigerer Termin im November angestrebt wird? – was hat das noch mit dem Grundwert der GLS Transparenz zu tun?

    1. Avatar von Bettina Schmoll
      Bettina Schmoll

      Hallo Alex,
      im Vorfeld standen mehrere Termine für die außerordentliche Generalversammlung zur Diskussion, darunter auch Termine im November. Wir haben uns dann für den 10.12. entschieden und dieser Termin steht.
      Viele Grüße
      Bettina Schmoll

  2. Avatar von Volker aus Berlin
    Volker aus Berlin

    Im Ersten Versuch wurde mein Beitrag leider „kaputtformatiert“. Bitte entfernen Sie meinen ersten Beitrag und veröffentlichen Sie stattdessen die folgende Version. Danke!
    >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
    Sehr geehrte Frau Schmoll, sehr geehrter Herr Mertens,

    nachdem ich eine Stunde oder mehr darauf verwendet habe, die Kommentare in diesem Blog zu lesen, muss ich feststellen, dass hier kein Dialog stattfindet. Vielleicht haben Sie einfach nicht die Kompetenz (in welchem Sinne, dürfen Sie sich aussuchen), hier auch auf kritische Anmerkungen einzugehen, auf die der Vorstand bislang die Antworten schuldig geblieben ist? Ja, die Zinsmarge wird kleiner, das liegt auf der Hand. Aber:

    „Der Verzicht auf die Dividende durch die rund 44.000 GLS Mitglieder wäre auch keine dauerhafte Lösung.“ Diesen Satz wiederholen Sie in Variationen, ohne ihn je zu begründen. Die Berechtigte Frage: „Warum nicht?“ bleibt unbeantwortet.

    „Unsere sozial-ökologischen Kernleistungen gehen weit über die klassischen Bankdienstleistungen hinaus.“ Wer sagt, dass das so sein muss? Ist es nicht vermessen, und läuft den Zielen der GLS Bank wie ich sie verstehe zuwider, wenn wir Kunden, die einfach nur eine „gute“ Bank wollen, direkt die Tür weisen?

    Bevor ich jetzt einmal mehr berechtigte Kritik in Worte fasse, habe ich mir die Mühe gemacht, aus den bisherigen Beiträgen kurze Abschnitte zu zitieren, auf die Sie, liebes Online Team, bislang keine Antworten gefunden haben. Sie sollten diese Äußerungen dem Vorstand zur Stellungnahme vorlegen, und diese Stellungnahme dann hier veröffentlichen.

    >> Allerdings verfestigt sich bei mir der Eindruck, die GLS will nicht nur Kunden im klassischen Sinn (die sich gelegentlich auch einmal mit anderen Dingen als ihrer Bank beschäftigen), sondern sieht die Bank als Vehikel für ein gesellschaftspolitisches Projekt. So sehr ich die Ziele dieses Projektes begrüße, so sehr sehe ich es als eine Überfrachtung der Mitglieder und Kunden.
    (Adrian Dill, 22. September 2016 at 11:45)

    >> Der Satz „mit den GLS Kernleistungen wollen wir….zu einer nachhaltigen Wirtschaft und zu einer gerechteren Welt beitragen“ ist anzumerken, dass machen sie sehr gut mit ihren Bankgeschäften, ganz praktisch mit direkter Wirkung. Wenn sie darüber hinaus, ideell dies Art des Wirtschaftens voranbringen wollen, ist aus meiner Sicht eine Stiftung, Verein etc. die bessere Form.
    (Josef Dunkel, 24. September 2016 at 00:39)

    >> Wir werden vielleicht bald froh sein, wenn wir bei einer Bank sind, die es verstanden hat, auch im falschen System richtig zu wirtschaften und die richtigen Dinge zu finanzieren. Wenn wir eine Gemeinschaft haben, die auch in unruhigen Zeiten zusammensteht und die sich rechtzeitig Gedanken über einen Plan B gemacht hat. Aber wenn wir ein Club der Besserverdienenden werden, haben wir verloren. Das ist der Todesstoß für die GLS-Idee. Dann können wir uns, wenn es losgeht, in unseren Passivhäusern einschließen, von gebunkerten Bio-Konserven ernähren und hoffen, dass der Mob den Tesla nicht anzündet.
    (Fabian, 25. September 2016 at 13:35)

    >> Die Mitglieder wiederum haben auf ein Geschäftsmodell gesetzt, dass nicht mehr funktioniert. […] Es gäbe logische und faire Alternativen: Die Säule Beratung könnte wegfallen. Oder die Säule Beratung würde kostenpflichtig. Oder die Mitglieder verzichten auf die Dividende. Ich bin als Kunde an einem transparenten und fairen Bankgeschäft interessiert. Ich spende gerne Geld, möchte aber auch bestimmen wofür. Ich möchte nicht über eine Zwangsspende indirekt die Dividende der Mitglieder finanzieren.
    (Enttäuschter Kunde, 30. August 2016 at 15:07)

    >> Für die GLS-Genossenschaftsmitglieder ist der Beitrag besonders absurd. Man würde dort Geld einsammeln, was man anschließen wieder an sie ausschüttet (rechte-Tasche-linke-Tasche-Prinzip). Da es sich aber um einen Pauschalbetrag handelt, profitieren Großanleger auf Kosten der Kleinanleger. Die Kleinanleger zahlen für die Rendite der Großanleger. Ich möchte das gern an einem Rechenbeispiel verdeutlichen: […]
    (Marcus, 26. Juni 2016 at 16:57)

    >> Ich habe mich jetzt bewusst für eine Bank entscheiden, die auch für die Basis-Leistung Geld verlangt und somit nicht auf intransparente Quersubventionierung angewiesen ist. Jetzt nochmal zu Kasse gebeten zu werden, empfinde ich nicht nur Brüskierung bezüglich meiner Entscheidung. Eine Pauschale Grundgebühr finanziert aber irgendwas quer. Sie widerspricht damit dem was die GLS zur Thema kostenloses Girokonto gesagt hat.
    (Alex, 11. Juni 2016 at 10:02)

    Ich bin GLS Mitglied mit einer auch nach absoluten Maßstäben hohen Einlage und insofern „Profiteur“ des geplanten Beitrags. Trotzdem oder gerade deshalb bereitet es mir großes Unbehagen, dass diese berechtigten Fragen Ihrer Mitglieder und Kunden unbeantwortet bleiben!

    Herzliche Grüße aus Berlin
    Volker

    1. Avatar von Bettina Schmoll
      Bettina Schmoll

      Hallo Volker,
      uns ist sehr an einem konstruktiven Dialog mit unseren Kundinnen, Kunden, Mitgliedern und am Bankgeschäft interessierten Menschen gelegen. Ihre Fragen und Anmerkungen beantworten wir der Reihe nach.

      Dividende:
      Die GLS Bank wirkt dadurch, dass sie nachhaltiges Bankgeschäft, sinnvolle Finanzierung, Transparenz, Netzwerkarbeit, Haltung integriert und dadurch gesellschaftlichen Wandel auch praktisch vorantreibt. Diese Leistung kommt allen zugute, die mit der Bank zusammenarbeiten, deshalb halten wir es für fair, die Lasten auch auf alle Schultern zu verteilen. Die Höhe der Dividende betrug für 2015 rund 4 Millionen Euro. Die Einnahmen durch den Beitrag in der geplanten Höhe von 60 Euro pro Jahr liegen bei einer Zahl von 200.000 Kundinnen und Kunden deutlich über der Summe der ausgezahlten Dividende.
      Darüber hinaus ist die Dividende eine marktübliche Verzinsung von risikotragendem Kapital. Denn die Anteile der Mitglieder bilden das Eigenkapital, das erst sinnstiftende Kredite möglich macht. Und die strengere Regulierung führt dazu, dass mehr Eigenkapital benötigt wird. Kurzfristige Einlagen sind nicht knapp, risikotragendes Kapital dagegen schon. Die Gewinne sind überdies notwendig, um die Risikotragfähigkeit auszubauen.
      Wenn 200.000 Kundinnen und Kunden für die Kernleistungen zahlen ist der Anteil pro Kopf deutlich geringer als wenn dies auf nur 44.000 verteilt wird. Es gäbe auch Gründe zu sagen: Die Mitglieder unterstützen mit ihrem Anteil bereits die GLS Bank auf besondere Weise, die anderen Kundinnen und Kunden sollten darum mehr beitragen. So gesehen ist der einheitliche Beitrag ein Ergebnis von verschiedenen Abwägungen.

      Zu Ihrer Frage: „Ist es nicht vermessen, und läuft den Zielen der GLS Bank wie ich sie verstehe zuwider, wenn wir Kunden, die einfach nur eine „gute“ Bank wollen, direkt die Tür weisen?“
      Könnten Sie uns diese Ziele und was Sie unter einer „guten“ Bank verstehen beschreiben?
      Wir erleben, dass sich die Kundinnen und Kunden aus folgenden Gründen für uns entscheiden: Sinnvolle Finanzierung , faire und vertrauensvolle Beratung, transparenz, Netzwerk für nachhaltiges Leben. Girokonten und Kredite bieten auch viele andere Banken.
      Mit den Kernleistungen beschreiben wir, was die GLS Bank bislang anbietet und sie von anderen Banken deutlich unterscheidet. Sicherlich kann in Frage gestellt werden, ob dies so bleiben soll. In fast allen Banken wird überlegt und teilweise auch schon gehandelt, dass an deren bisherigen Besonderheiten Abstriche gemacht werden, beispielsweise am Filialnetz. Der Stand bei der GLS Bank ist allerdings bislang, dass wir unser Profil beibehalten wollen.

      Kommentar von Adrian Dill, 22. September 2016 at 11:45
      Die GLS Bank ist bislang dadurch wirksam, dass sie Finanzierung, Netzwerk und Haltung integriert, also gesellschaftlichen Wandel nicht nur anstößt, sondern auch mit für die praktische Umsetzung sorgt. Der Beitrag soll dafür eine verlässliche Basis schaffen. Sicherlich kann es auch andere Konzepte geben. Aber wie würden diese konkret aussehen?

      Kommentar Josef Dunkel, 24. September 2016 at 00:39
      Eine solche Trennung würde die Wirkung GLS Bank schwächen (siehe oben). In den 80ern hatten wir bereits einmal eine Diskussion in diese Richtung: Es ist besser, billige Lebensmittel einkaufen und für die Ersparnis an Naturschutzgebiete zu spenden. Aus unserer Sicht sind aber integrierte Ansätze am wirkungsvollsten.

      Kommentar Fabian, 25. September 2016 at 13:35
      Die GLS Bank wird weiterhin für alle Menschen zugänglich sein, auch beispielsweise für Hartz IV-Empfänger und Alleinerziehende mit geringem Einkommen. Mit einer kurzen Begründung können sich Kundinnen, Kunden und Mitglieder vom Beitrag freistellen lassen, ohne Formalien. Es erfolgt eine Plausibiltätsprüfung mit einem Blick auf das Konto. Wer nur das Basiskonto nutzen will, zahlt außerdem grundsätzlich keinen Beitrag, Minderjährige zahlen ebenfalls keinen Beitrag, Menschen bis 28 Jahre nur 1 Euro. Für Kunden und Mitglieder, die solidarisch einen höheren Beitrag leisten wollen, wird ein Fonds eingerichtet, so dass ein Ausgleich innerhalb der GLS Gemeinschaft stattfinden kann.

      Kommentar Enttäuschter Kunde, 30. August 2016 at 15:07
      Wir haben bereits bei uns selbst angefangen. 25 % Effizienzsteigerung wollen wir bis Ende 2017 erreichen. Wir stehen mitten in diesem Prozess und haben dazu bereits im April 2015 einen Einstellungsstopp trotz Wachstum verabredet. Es geht nicht darum, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger arbeiten, sondern dass wir unsere Prozesse, Arbeitsweisen und Angebote so verschlanken, dass wir mehr leisten können.
      Leistungen zu kürzen haben, wir bislang nicht vor. Lassen Sie uns dies aber gerne in der Mitgliedschaft diskutieren.

      Kommentar Marcus, 26. Juni 2016 at 16:57
      Unsere über 44.000 Mitglieder haben Anteile gezeichnet. Erst diese ermöglichen die sozial-ökologische Kreditvergabe, weil jeder Kredit mit Eigenkapital unterlegt werden muss. Die Mitglieder bringen sich damit mit viel Engagement ein, stellen uns ihr Geld für mindestens fünf Jahre zur Verfügung, viele Mitglieder sind schon weitaus länger bei uns. Sie entscheiden mit über Strategie, wählen die Aufsichtsratsmitglieder und würden im Zweifel sogar mit ihrem Kapital haften. Wir honorieren diesen Einsatz. Über die Höhe der Dividende entscheidet die Mitgliederversammlung, die Satzung sieht eine Spanne von zwei bis vier Prozent vor. Im Jahr 2015 waren das zwei Prozent, also 4 Millionen Euro.

      Kommentar Alex, 11. Juni 2016 at 10:02
      Mit dem GLS Beitrag sollen die Kernleistungen der GLS Bank finanziert werden, also die gesellschaftliche Wirksamkeit, die allen zugute kommt (siehe oben). Im Unterschied dazu sollen die individuell genutzten Angebote wie Konten oder Kredite weiterhin durch Zinsen und Gebühren bezahlt werden. Eine solche Differenzierung in allgemein zugängliche Leistungen und individuell genutzte Leistungen trägt aus unserer Sicht zur Transparenz bei.

      Wir haben festgestellt, dass wir im Blog an manchen Stellen an die Grenzen eines sinnvollen Dialogs stoßen. Gerne können Sie uns auch für ein persönliches Gespräch anrufen, Telefon 0234 57 97 455.

      Viele Grüße
      Bettina Schmoll

    2. Avatar von Volker aus Berlin
      Volker aus Berlin

      Liebe Frau Schmoll,
      vielen Dank für die ausführliche Stellungnahme. Die muss ich nun erstmal „verarbeiten“.

      Eine Anmerkung habe ich aber sofort. Es ist mir schon bei anderen Beiträgen aufgefallen, und jetzt ist Ihnen dieser Faux-pas bei mir auch passiert: Denken Sie nicht, dass es einen Grund hat, wenn ich mich hier als „Volker aus Berlin“ melde? Wir wissen beide, dass Sie wissen, wer ich bin, aber ich möchte meinen Nachnamen nicht auf dieser Website (und grundsätzlich in keinem Internet-Forum) lesen!

      Das wäre etwas anderes, wenn dieses Forum nur Mitgliedern zugänglich wäre. Das ist aber nicht der Fall: Dieses Forum steht offen im Internet und ist jedem und auch jeder Suchmaschine zugänglich. Da sollten Sie die individuelle Entscheidung der Nutzer respektieren und nicht mehr über einen Nutzer preisgeben, als der Nutzer über sich selbst preisgibt. Ich kann nur staunen, dass das offenbar keine Selbstverständlichkeit ist?

      Bitte ändern Sie Ihre Antwort entsprechend, und zwar möglichst umgehend!

      Mit besten Grüßen aus Berlin
      Volker

      1. Avatar von Bettina Schmoll
        Bettina Schmoll

        Guten Tag,
        bitte entschuldigen Sie, das ist mir durchgegangen.
        Ich finde eine persönliche Anrede höflicher, aber Sie haben Recht und das ist korrigiert.
        Viele Grüße
        Bettina Schmoll

  3. Avatar von Markus Klein
    Markus Klein

    Liebe GLS-Banker,

    wie gut, dass es diesen Blog gibt, in dem GLS-Kunden und Mitglieder zu Wort kommen und ihre Argumente vortragen können! Es ist mutig, die Diskussion so offen zu führen.
    Der Kern der Diskussion scheint zu sein: Ist ein Beitrag in gleicher Höhe für alle gerecht – und dürfen wir mitentscheiden oder gibt es nur die Alternativen des Nickens versus Weggehens?
    Viele meiner Vorschreiber haben erklärt, dass 60 Euro für Kleinanleger weniger Betuchte ganz schön happig sind. Die Idee der alternativen öko-sozialen Bank ist nach meinem Verständnis, dass alle, die dem Bankenwahnsinn den Einstieg in eine werteorientierte Genossenschaft entgegensetzen wollen, auf ihre Weise mitmachen können, unabhängig von Einkommen und Vermögen, sei es mit einem monatlichen Sparplan, mit einem Konto, einem Sparbrief, einem ethischen Aktienfond oder Genossenschaftsanteilen. Der Pflichtbeitrag setzt nun eine Hürde, die für die einen vernachlässigbar ist, während die anderen feststellen, dass sie sich diese Sparform nicht mehr leisten können. Was ist also am Pflichtbeitrag moralisch besser als die Praxis vieler Großbanken, die Kleinen zur Kasse zu bitten, aber bei einem Einkommen ab 1200 Euro oder ab 3000 Euro das Girokonto oder die Kreditkarte kostenlos anzubieten?

    Wenn der Beitrag so kommt, wie derzeit vom Vorstand vorgeschlagen, sehe ich die Gefahr, dass die GLS zu einer schicken Öko-Yuppie-Schöngeisitigkeit verkommt. In diesem Fall werde ich mich nach über 15 Jahren Mitgliedschaft aus der Genossenschaft zurückziehen.

    Wenn die Einnahmen der GLS Bank nicht ausreichen, um die Kosten des Betriebs zu decken – muss ich mir Gedanken machen, ob meine Genossenschaftseinlage noch sicher ist? Nehmen wir an, dass der Vorstand die Wahrheit sagt, dass derzeit die GLS Bank den Beitrag aus einer Position der Stärke, nicht wegen einer Notlage diskutiert. Aber dann muss ich doch vernünftige Grundsätze festlegen!
    Grundsätze könnten sein:
    1) Wir wollen zeigen, dass man eine ethisch verantwortliche öko-soziale Bank kostendeckend und nachhaltig führen kann.
    2) Wir wollen in die Gesellschaft wirken.
    Daraus ergeben sich für mich die Handlungsstrategien:
    1) Wo Kosten entstehen, müssen sie auch mit Bankgebühren, niedrigen Haben-Zinsen, höheren Soll-Zinsen ausgeglichen werden.
    2) Die Wirkung in die Gesellschaft muss von allen Beteiligten mit einem kleinen Aufschlag, insbesondere aber von den Eigentümern, also den Genossinnen und Genossen getragen werden. Umfangreicheres Engagement, z.B. Bildungs- und Netzwerkarbeit kann über die Stiftung oder einen (neuen) Verein finanziert werden, da dies kein Bankgeschäft im engeren Sinne ist. Wer beides miteinander vermengt, bringt den Grundsatz 1 in Gefahr.

    Mein Vorschlag bedeutet konkret:
    – höhere Kontogebühren, z.B. kostendeckend plus 10% für das Wirken – also 6 bis 9 Euro/Monat, kein kostenloser Dispokredit, weil dies doch auch Kosten verursacht und falsche Anreize setzt
    – niedrigere Dividende für Genossenschaftsanteile
    – null Zinsen für Guthaben (vermutlich haben wir das derzeit schon)
    – ggf. teilweise Verlagerung der gesellschaftlichen Wirkung in die Stiftung oder einen Verein

    Vorteile:
    – Wer Kosten verursacht, begleicht sie auch. Damit geht auch die an anderer Stelle geführte Diskussion zu Ende, ob ich mit einem nicht-kostendeckenden Girokonto die GLS Bank unterstütze oder ihr schade.
    – Je mehr Geld jemand bei der Bank angelegt hat, desto mehr beteiligt er sich an der Finanzierung.
    – Das Bankgeschäft kann organisatorisch/finanziell von der gesellschaftlichen Wirkung teilweise entkoppelt werden.
    – Höhere Kontoführungsgebühren können viele steuerlich absetzen werden, weniger Dividenden oder Haben-Zinsen können die Steuerlast reduzieren. Hier schenkt uns das Finamt Geld, warum wollen wir es nicht annehmen?

    Sie haben doch die Zahlen, mit denen Sie leicht ausrechnen können, wie Kontogebühren und Dividende verändert werden müssen, um die gleichen Einnahmen zu erzielen wie mit dem Einheitsbeitrag. Ich kann als GLS Kunde höhere, aber kostendeckende Gebühren akzeptieren und als Mitglied bin ich ohnehin bereit, auf Dividende für die Idee der Gemeinschaftsbank zu verzichten.
    Weshalb hat der Vorstand in dieser Diskussion nicht vorgeschlagen, die Dividende der Anteile zu reduzieren? Geht es um die Sorge, dass das Eigenkapital nicht weiter wächst – was nach Basel II zur Folge hat, dass weniger Kredite vergeben werden können, also weniger positive Wirkung der Bank? Wenn diese Sorge das Argument ist, sollte es auch offen ausgesprochen werden.

    Wie kann ich meine Meinung in die Entscheidung einbringen? Ich habe nicht vor, von Karlsruhe nach Bochum zu fahren, nur um einmal Nein zu stimmen. Die Satzung lässt leider eine Briefwahl nicht zu. Welcher Kritiker fährt zu der Mitgliederversammlung, dem ich mein Stimmrecht übertragen kann? Bitte melde dich bei mir! Oder darf ich das in diesem Blog nicht fragen??? Brauchen wir zur Vorbereitung solcher Entscheidungen doch einen passwortgeschützten Mitgliederbereich mit Diskussionsforum?

    Herzliche Grüße, Markus Klein

    1. Avatar von Bettina Schmoll
      Bettina Schmoll

      Hallo Markus,
      vielen Dank für das Lob und auch für deine ausführlichen Vorschläge und Ausführungen. Auch wenn die Beantwortung fast den Rahmen dessen sprengt, was auf einem Blog noch leistbar ist, versuchen wir es.

      Wir sind eine Bank für alle, die an einem werteorientierten, sozial-ökologischen Bankgeschäft Interesse haben. Bewusst haben wir uns für die Form einer Genossenschaft entschieden, in der jede/r die gleichen Rechte und Pflichten hat und in der wir uns gegenseitig unterstützen. Der GLS Beitrag soll für alle gelten, wie in einer genossenschaftlichen Gemeinschaft üblich. Er soll zur Finanzierung unserer besonderen Leistungen beitragen. Was ist damit gemeint? Die Möglichkeit, sinnvoll mit Geld umzugehen, die Integration von Finanzierung, Netzwerk und Haltung, unsere Transparenz, eine faire, provisionsunabhängige Beratung, dass wir bestimmte Finanzierungen nicht machen, dass wir gesellschaftlichen Wandel auch praktisch mitumsetzen. Dafür brauchen wir den Beitrag. Er lässt sich allerdings nicht so einfach wie eine Kontoführungsgebühr genau einer einzelnen Leistung zuordnen oder auf eine Stiftung auslagern. Das Besondere der GLS Bank steckt in jedem ihrer Angebote.

      Die Beitragshöhe von 5 Euro monatlich ist das Ergebnis vieler Gespräche, die wir seit Anfang 2015 geführt haben, inklusive der beiden Generalversammlungen 2015 und 2016 , sowie von qualitativen und quantitativen Befragungen von GLS Kundinnen und Kunden. Die laufenden Rückmeldungen von Mitgliedern, Kundinnen und Kunden, die wir in großer Anzahl telefonisch, persönlich und schriftlich erhalten, bestätigen dies. Im Härtefall finden wir sicherlich gemeinsam eine Lösung.
      Wir wollen und werden weiterhin für alle Menschen zugänglich sein, auch beispielsweise für Hartz IV-Empfänger und Alleinerziehende mit geringem Einkommen. Mit einer kurzen Begründung können sich Kundinnen, Kunden und Mitglieder vom Beitrag freistellen lassen. Es erfolgt eine Plausibiltätsprüfung mit einem Blick auf das Konto. Wer nur das Basiskonto nutzen will, zahlt außerdem grundsätzlich keinen Beitrag, Minderjährige zahlen ebenfalls keinen Beitrag, Menschen bis 28 Jahre nur 1 Euro. Für Kunden und Mitglieder, die solidarisch einen höheren Beitrag leisten wollen, wird ein Fonds eingerichtet, so dass ein Ausgleich innerhalb der GLS Gemeinschaft stattfinden kann.

      Zur Dividende: Die Dividende auf Risiko tragendes Kapital ist nicht vergleichbar mit der Verzinsung von Bankeinlagen. Denn die Genossenschaftsanteile der Mitglieder bilden das Eigenkapital, das erst sinnstiftende Kredite möglich macht. Hinzu kommt, dass aufgrund der zunehmenden Regulierung immer mehr Eigenkapital benötigt wird. Kurzfristige Einlagen sind also nicht knapp, risikotragendes Kapital dagegen schon. Dass wir in der Bilanz Gewinne ausweisen ist ebenfalls notwendig, um das Eigenkapital/die Risikotragfähigkeit der Bank zu erhöhen.
      Die Dividende wird aus dem Jahresüberschuss gezahlt und von der Mitgliederversammlung beschlossen, in diesem Jahr in Höhe von 2 % für 2015 (3 % 2014). Die genauen Zahlen sind im Jahresabschluss 2015 veröffentlicht.

      Zu den Zinsen für Sparanlagen/Vermögen: Bereits heute erheben wir bei großen Anlagevolumen Minuszinsen. Bei einigen kurzfristigen Sparangeboten zahlen wir keine Zinsen. Minuszinsen treffen Geschäftskunden, die eine hohe Liquidität und damti täglich fällige Anlagen vorhalten müssen (z. B. Stromversorger) stärker als Kundinnen und Kunden, die ihre Geldanlagen streuen können. Allerdings: In Zeiten niedriger Zinsen wird bei der Sparanlage die sinnvolle Verwendung des Geldes an Bedeutung wichtiger.

      Mitglieder, die nicht persönlich auf der Generalversammlung abstimmen können, können sich durch ein anderes Mitglied vertreten lassen. Das nötige Formular kann bei der GLS Bank angefordert werden.

      Viele Grüße
      Bettina Schmoll

    2. Avatar von Volker aus Berlin
      Volker aus Berlin

      Hallo Markus,

      Du sprichst mir aus der Seele. Vielen Dank, dass Du in Deinem Beitrag einige wichtige Kritik auf den Punkt gebracht und zugleich konstruktive Gegenvorschläge erarbeitet hast (die ich so teile)!

      Zu der Frage, wie Du Dich einbringen kannst: Dirk Schumacher, der auf dieser Seite auch schon einige Beiträge geschrieben hat, koordiniert Mitglieder, die „von der Basis aus“ Einfluss nehmen möchten. Es wurden drei Anträge ausgearbeitet, die eine andere Ausgestaltung des „GLS Beitrags“ oder gleich ein ganz anderes Finanzierungsmodell vorschlagen. Einiges davon passt sehr gut zu Deinen Ausführungen.

      Damit diese Anträge aber überhaupt gehört und diskutiert werden können, ist die „Unterstützung“ von 50 Mitgliedern notwendig. „Unterstützung“ steht in Anführungszeichen, weil es (noch) nicht um „pro“ oder „contra“ geht, sondern lediglich darum, ob diese Anträge den anderen Mitgliedern vorgelegt und gleichberechtigt mit dem Vorschlag des Vorstands diskutiert werden sollen. Es wäre super, wenn Du Dich bei Herrn Schumacher melden und einen oder mehrere Anträge untertützen könntest! -> d.schumacher@owako.de

      Viele Grüße
      Volker

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