Ökologisch und sozial verantwortungsvoll produzierte Kleidung ist ein Teil des nachhaltigen Lebensstils. Unsere Auszubildende Kerstin Bruchhaus hat sich die Branche genauer angeschaut.
Immer mehr Menschen legen Wert auf nachhaltige, biosoziale Produkte. Medien berichten über die steigende Nachfrage der Verbraucher und ein verändertes Konsumverhalten. Nachhaltige Geldanlagen, Lebensmittel, aber auch Kleidung aus biologisch angebauten und sozial verträglich hergestellten Textilien finden immer größeren Absatz.
Während meines Filialeinsatzes in der GLS Bank Hamburg hatte ich die Gelegenheit, zwei Kundengespräche mit jungen Designerinnen zu führen. Beide möchten sich selbstständig machen und Kleidung nach strengen sozial-ökologischen Kriterien herstellen. Dies und die Tatsache, dass wir vermehrt neue Kunden aus dieser Branche bei uns begrüßen dürfen, waren Anlass, um mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Was unterscheidet diese Kleidung von der konventionellen aus dem Großmarkt? Der zunächst offensichtlichste Unterschied zwischen ökosozialen und konventionellen Textilien liegt im Preis. Für die meisten ist ein günstiger Preis der ausschlaggebende Aspekt beim Kauf. Dass dabei aber schlechte Arbeitsbedingungen oder Kinderarbeit gefördert werden, ist dem Käufer oft nicht bewusst. Textilien aus nachhaltiger Produktion berücksichtigen beispielsweise in sozialer Hinsicht, dass die Bauern einen fairen Preis für ihre Erzeugnisse erhalten und nicht mit Pestiziden arbeiten müssen, die deren Gesundheit schädigen. Auch in ökologischer Hinsicht ist eine nachhaltige Produktion sinnvoll. Im Vergleich zum klassischen Anbau, wird beim Anbau von Biobaumwolle etwa ein Viertel weniger Wasser verbraucht. Der Einsatz von gesundheitsschädigenden und giftigen Chemikalien während der Stoffherstellung ist bei einer klassischen Verarbeitungsweise obligatorisch. Obwohl Arbeiter gefährdet werden und die Träger der Stoffe allergische Reaktionen aufgrund der Chemikalien erleiden können, wird daran nichts geändert.
Doch wie erkennt man, ob ein Kleidungsstück wirklich aus ökologischen Fasern besteht und fair gehandelt wurde? Auch für Bekleidung aus nachhaltiger Produktion existieren Gütesiegel, an denen sich Verbraucher orientieren können. Diese sind jedoch meist nicht so stark verbreitet und bekannt wie beispielsweise in der Lebensmittelbranche. Begriffe wie „bio“, „organic“ oder „öko“ sind im Textilbereich gesetzlich nicht geschützt. Unternehmen können diese Begriff auch ohne entsprechende Produktqualität verwenden. Verbraucher können damit in die Irre geführt werden. Um das zu verhindern wurden Gütesiegel eingeführt, die den ökologischen Anbau der Fasern und eine umweltschonende Verarbeitung garantieren und zudem soziale Aspekte berücksichtigen.
Das BEST-Siegel hat die derzeit höchsten Ansprüche an Produktion und Herstellung von Kleidung. Es wurde vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft entwickelt und übersteigt dabei sogar die vorgegebenen Richtlinien der Europäischen Union. Die Textilien müssen zu 100% aus Naturfasern bestehen. Ausnahme ist elastische Kleidung, die zu maximal fünf Prozent aus synthetischen Fasern bestehen darf. Darüber hinaus beachtet man, dass alle an der Produktion beteiligten Unternehmen eine Umweltpolitik betreiben, die beispielsweise die Reduzierung von Abfällen zum Ziel hat.
Mit dem G.O.T.S-Siegel gekennzeichnete Waren müssen ebenfalls hohen Qualitätsansprüchen genügen. Das Siegel gibt es in zwei Ausführungen, dem „grade 1“ und dem „grade 2“. Um der Ausführung „grade 1“ zu genügen, muss ein Kleidungsstück zu mindestens 95 % aus biologisch angebauten Fasern bestehen. „Grade 2“ sieht einen Anteil von mindestens 70% vor. Der relativ geringe Anteil resultiert aus der Zugabe von elastischen Stoffen, die zum Beispiel für die Herstellung von Sportbekleidung notwendig sind. Darüber hinaus wird auf eine möglichst umweltschonende Verarbeitung geachtet.
Letztlich muss aber jeder Verbraucher für sich selbst entscheiden, welche Art von Kleidung sie oder er kaufen möchte. Wesentliches Entscheidungskriterium wird für viele auch weiterhin der Preis sein. Aber vielleicht achten zukünftig mehr Menschen darauf, dass die Arbeitsbedingungen fairer werden und die Umwelt mehr geschont wird.
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