1974: Gründungsjahr der Junge Deutsche Philharmonie (JDPh) und der GLS Bank. Beide belegen in ihrem Metier Spitzenplätze – und auch sonst gibt es Verbindungen.
Im Großen Saal des Dr. Hoch´s Konservatoriums in Frankfurt herrscht konzentrierte Stille. 86 junge Musiker*innen der Jungen Deutschen Philharmonie warten auf ihren Einsatz. Auf dem Podest: der Erste Dirigent und Künstlerische Berater Jonathan Nott. Innerhalb von zehn Tagen studiert das Orchester das Programm für seine zweiwöchige Herbsttournee durch Südamerika ein.
„Gipfeltreffen der Titanen“ heißt das Programm. Die 18- bis 28-jährigen Orchestermitglieder spielen die Sinfonie Nr. 4 von Johannes Brahms und die Sinfonie Nr. 1 (Titan) von Gustav Mahler. Für Nott sind die Werke dieser Komponisten „Weltkulturerbe“. Darum möchte die Junge Deutsche Philharmonie diese Musik bei ihrer Konzertreise in einen anderen Kulturkreis tragen.
„Musiker sind wir, weil wir menschliche Ideen, Farben und Emotionen in Klang umsetzen möchten.“ Jonathan Nott
Gleichzeitig will Nott den Orchestermitgliedern Erlebnisse verschaffen, die ihr Leben bereichern. „Zum Beispiel, indem sie sich an anderen, unvertrauten Orten mit Menschen in Verbindung setzen müssen.“
Profis
Was sind das für junge Leute, die bis zu sechs, manchmal sogar acht Stunden täglich üben und neben ihrem Studium an mindestens zwei Projekten im Jahr teilnehmen? Eigentlich ganz normale Studierende. Wobei, so normal sind sie dann doch nicht, immerhin zählen sie zu den besten Nachwuchsmusiker*innen an den deutschsprachigen Musikhochschulen. Die Junge Deutsche Philharmonie ist ein international bekanntes Spitzenorchester.
Bevor er das ganze Stück probt, lässt Nott erst einmal Streicher*innen, Holzbläser*innen und Blechbläser*innen einzelne Teile üben, oft nur wenige Takte. Im Staccato kommentiert, singt, beschreibt er, gestenreich untermalt, wie er sich die passende Spielweise vorstellt. Die übrigen Orchestermitglieder verhalten sich still, notieren allenfalls etwas in ihre Noten.
Demokratisch
Die Junge Deutsche Philharmonie wurde von engagierten Musiker*innen gegründet, die mit 18 Jahren die Zeit im Bundesjugendorchester hinter sich hatten und ein neues Projekt suchten. Sitz der Geschäftsstelle ist im Frankfurter Ostend. Die Musiker*innen reisen aus ganz Deutschland an. Anders als andere Orchester bestimmen sie alles selbst: die Wahl ihres Dirigenten, die Programmplanung, die Fort- und Weiterbildung. Konzerte und die notwendigen Proben werden finanziell durch öffentliche Mittel, zahlreiche Stiftungen und Sponsoren aus der Wirtschaft ermöglicht.
Von- und miteinander lernen
Ein besonderes Anliegen ist der JDPh das miteinander und voneinander Lernen und der Austausch mit Jugendlichen, Kindern und Musiker*innen anderer Kulturkreise. An allen Konzertorten – Frutillar, Rio de Janeiro, São Paulo und Bogotá – finden Bildungsprojekte statt. In Chile studiert das Orchester zusammen mit chilenischen Musiker*innen ein eigenes Kammermusikprogramm ein und präsentiert rund 1000 Schüler*innen die Sinfonien von Mahler und Brahms in einem moderierten Konzert. In Brasilien und Kolumbien finden Meisterkurse und gemeinsame Kammermusik mit Studierenden sowie ein Schulkonzert statt.
„In Südamerika gehen wir an die Grenzen und überschreiten sie. Das Publikum ist anders, die Lebensumstände, die Sprache, die Musik, das Klima.“ Jonathan Nott
So entsteht aufgrund der jeweiligen Umstände an jedem Ort ein einzigartiges Konzert. Nott ist davon überzeugt, „dass man mit Musik die Welt umarmen und heilen kann.“ Überhaupt versteht sich die Junge Deutsche Philharmonie als Botschafter der deutschen Musik und der europäischen Orchestertradition. Sie setzt aber auch neue Impulse in der Orchesterarbeit. So diskutieren die Mitglieder gerade, wie man das bisherige Probespiel sowohl für die Musiker*innen als auch für das Orchester sinnvoller gestalten kann und hofft auf Nachahmung.
Politisch
Das demokratische Engagement geht über das Orchester hinaus. „Vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen betonen wir, dass wir für Vielfalt und Miteinander stehen“, so Vorstandsmitglied Johanna Bruns.
„Wir rufen zu Menschlichkeit und Toleranz auf, unabhängig von Hautfarbe oder Religion.“
Die gelebte Toleranz ist sicherlich auch ein Erfolgsfaktor für das Orchester, in dem über 30 Nationen vertreten sind. Damit passt es gut zur GLS Bank, die ähnliche Werte lebt. Mit ein Grund für die JDPh, sich für ein GLS Geschäftskonto zu entscheiden.
Zukunftsorchester
Mit dem 29. Geburtstag geht die Zeit in der Jungen Deutschen Philharmonie zu Ende. Für die Orchestermitglieder ist das keine beängstigende Aussicht. „Viele von uns haben schon vorher eine Stelle in einem Orchester oder an einer Musikhochschule“, sagt Johanna Bruns. Mittlerweile spielen in fast allen deutschen Orchestern frühere Mitglieder der Jungen Deutschen Philharmonie. Einige bekannte Ensembles sind aus ihr hervorgegangen, darunter das Frankfurter Ensemble Modern und Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. 57 neue Mitglieder hat das Orchester in diesem Jahr aufgenommen. 260 Mitglieder hat es insgesamt. Viele der Ex-Mitglieder bleiben der JDPh auch später verbunden, sei es im Freundesverein, als Dozent*innen oder auch einfach als treues Publikum. So wächst das Projekt Junge Deutsche Philharmonie von Jahr zu Jahr – es ist eben ein Zukunftsorchester.
Irgendwann ist Jonathan Nott zufrieden. Er gibt den Einsatz für alle. Im Großen Saal erklingt Gustav Mahlers 1. Sinfonie Titan. Ein Genuss – hier und sicherlich auch in Südamerika.
Mehr zu Junge Deutsche Philharmonie
Auf dem Blog der JDPH könnt ihr nachlesen, wie es in Südamerika war.
Oder schaut euch das Video an:
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Fotos: JDPH/Achim Reissner
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