Der Natur des Menschen entspricht es nicht, immer in eine Richtung zu gehen; sie hat ihr Kommen und Gehen. (Blaise Pascal)
Wandel und Zukunft – diese Begriffe kennzeichneten das vergangene Jahr in der GLS Bank. „Banken wie wir sie heute kennen, wird es in Zukunft nicht mehr geben“, stellte Vorstandssprecher Thomas Jorberg auf der Jahrespressekonferenz fest und diskutierte diese Prognose auf seiner Filialrundreise mit vielen interessierten Menschen. Die langandauernde Niedrigzinsphase, die zunehmende Regulierung und Digitalisierung von Bankgeschäften, ein wachsendes Angebot von Finanzdienstleistungen durch sogenannte Fintechs zwingen die Banken dazu, ihr Geschäftsmodell zu überdenken und zu ändern. Dazu tragen auch die lauter werdende Forderung nach mehr Transparenz und die Übernahme von Verantwortung durch Unternehmen für die Folgen ihres Handelns bei.
Was heißt das für die GLS Bank? Einerseits finden immer mehr Menschen als Kunden und Mitglied zu uns, zeigen uns damit ihr Vertrauen in uns und stärken Bankgeschäft mit Sinn. Andererseits müssen auch wir uns weiterentwickeln, gut wirtschaften, zeitgemäße Angebote machen sowie Menschen und Ideen vernetzen. Nur so kommen wir unserem Ziel einer gerechteren Gesellschaft und einer lebenswerten Zukunft näher. Gemeinsam mit mehreren 1.000 Netzaktivisten durften wir uns dabei auf Deutschlands größter Netzkonferenz, der re:publica, in Berlin dazu austauschen und starteten unsere Online-Kampagne #mehrausgrünerKnete.
Mit der Zukunftswerkstatt wurde in der GLS Bank eine wichtige Grundlage für neue Ideen und Innovation gelegt. In ihr arbeiten zwölf Menschen aus allen Bereichen der GLS Bank über alle Hierarchieebenen hinweg daran, Zukunft schon jetzt auf die Spur zu kommen. Sie identifizieren neue Geschäftsfelder, Kommunikationswege, Lebensweisen und Wirtschaftsmodelle, die sie bei Lernreisen kennenlernen. Aus diesen Erfahrungen entstanden sogenannte Prototypen, die dazu dienen, neue Ideen schnell in die Praxis umzusetzen. Zum Beispiel der Innovation Slam oder das Colabor in Köln. Ob und welche Ideen dauerhaft umgesetzt werden, wird nach einer ersten Erprobung entschieden. Die Zukunftswerkstatt wird im kommenden Jahr fest in der GLS Bank installiert.
Praxis – und nicht mehr Zukunft – sind bei der GLS Bank seit diesem Jahr die papierlose Kontoeröffnung per Video Ident Verfahren, der Textchat zu ausgewählten Angeboten und online bezahlen per paydirekt.
Austauschen und Zuhören standen für uns auf der Jahresversammlung im Juni im Mittelpunkt. Mehr davon wünschten sich auch viele Mitglieder, z.B. auf einer Plattform, über die sie GLS Projekte in ihrer Nähe finden, sich untereinander vernetzen, und an Lösungsansätzen für gesellschaftliche Finanzierungsfragen arbeiten können. Das haben wir als Auftrag mitgenommen und arbeiten zurzeit an der konkreten Ausgestaltung zur Stärkung der GLS Community.
Auch einige „große“ Themen haben wir bewegt. Das Klima zum Beispiel. Wir arbeiten weiter an der Energiewende mit dem Ziel „100 Prozent Erneuerbare“, einerseits mit entsprechenden Angeboten, andererseits auf der politischen Ebene wie bei der Unterstützung der Umwandlung von Prokon in eine Energiegenossenschaft, Stellungnahmen zum Kleinanlegerschutzgesetz oder die Unterzeichnung des Versprechens von Paris. Mit der BioBoden Genossenschaft eG wurde 2015 ein Projekt flügge, das mit ökologischer Landwirtschaft und gesunder Ernährung ein zentrales menschliches Bedürfnis aufgreift. Auch das Thema Netzpolitik und digitale Bürgerrechte war und bleibt uns ein wichtiges Anliegen und wir freuen uns, dass wir mit unserem Aufruf zur Unterstützung von netzpolitik.org einen kleinen Beitrag leisten konnten.
Eingemischt haben wir uns auch in die Diskussion um Flüchtlinge. Nicht nur, weil uns viele Kundinnen und Kunden fragten, wie sie helfen können, sondern weil wir zutiefst davon überzeugt sind, dass man Menschen in Not beistehen MUSS, haben wir auf unserer Website Möglichkeiten zusammengestellt, wie man helfen kann. Das fand nicht jede/r gut. Eine kritische Rückmeldung dazu beantwortete Online-Redakteur Hannes Korten öffentlich – mit erstaulicher Resonanz.
In 2015 durften wir uns auch über einige Erfolge freuen: Im Sommer trat unser 40.000 Mitglied der Genossenschaft bei, wir erreichten eine Bilanzsumme von 4 Miliarden Euro, wurden von unseren Kundinnen und Kunden wieder zur Bank des Jahres des Jahres gewählt und von der Deutschen Gesellschaft für Zertifizierung (DQS) für Fair Business ausgezeichnet.
Es hat sich viel getan, viel bewegt und verändert. „Die Kernaufgabe bleibt“, betont Vorstandssprecher Thomas Jorberg. „Das Geld dorthin bringen, wo es unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten real gebraucht wird.“ Wir freuen uns über jede und jeden, der uns auf diesem Weg begleitet und unterstützt.
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