Welche grünen Aktienindizes gibt es neben den gängigen wie DAX, Dow Jones, Nikkei? Welche Aussagekraft und welche Funktionen haben sie?
Der Deutsche Aktienindex (DAX) bildet die Kursentwicklung der 30 hinsichtlich Umsatz und Marktkapitalisierung* größten deutschen Unternehmen im Prime Segment der Deutschen Böse ab. Er ist der Leitindex des deutschen Aktienmarktes. Daneben existieren heute zehntausende weiterer, internationaler Indizes für verschiedenste Branchen, Regionen oder Strategien.
Beispiele nachhaltiger Indizes
Börsenindizes, welche in ihrer Selektion oder Gewichtung Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, gibt es bereits seit 1990. Damals wurde vom US-amerikanischen Unternehmen KLD der Domini 400Social Index publiziert. Er umfasst 400 US-Unternehmen, die auf Basis von Negativ- und Positivkriterien selektiert und gemäß ihrer Marktkapitalisierung gewichtet werden. Zu den Negativkriterien gehören z.B. Tabak, Alkohol oder Kernenergie. 1999 folgte mit dem Start der Dow Jones Sustainability Index (DJSI) die Lancierung des ersten globalen Benchmarks im Nachhaltigkeitssegment. Analog zum Gesamtmarkt ist das Angebot an Sustainability Benchmarks in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Beispiele für nachhaltige Indizes sind die folgenden beiden:
Dow Jones Sustainability Indexes (DJSI)
Die Dow Jones Sustainability Indexes sind eine Familie von Aktienindizes, die in globale (DJSI-World), europäische (DJSI STOXX) und nordamerikanische (DJSI North America) Index-Gruppen unterteilt ist. Grundlage ist die Analye des Finanzdienstleisters SAM mit Sitz in Zürich. In den globalen DJSI World wird z.B. aufgenommen, wer in seiner Branche zu den besten 10 % nachhaltig wirtschaftenden unter den größten 2.500 Unternehmen weltweit zählt.
Diese Auswahl hat den Nachteil, dass kleine und mittlere – und damit z.T. sehr innovative – Unternehmen stark benachteiligt werden. Das Auswahlverfahren erfolgt nach dem Best-in-Class-Ansatz. Zusätzlich werden keine Branchen grundsätzlich ausgeschlossen. Dies ist durchaus kritisch zu sehen, denn diese Auswahl macht es möglich, dass die besten Unternehmen auch aus kritischen Branchen, die bspw. ihre Gewinne in besonderem Maße aus der Ausbeutung der Natur generieren, Einzug in ein nachhaltige Investmentuniversum bzw. Index erhalten.
Natur-Aktien-Index (NAI)
Der Natur-Aktien-Index wurde 1997 von der Redaktion des Magazins Natur & Kosmos und dem Öko-Invest-Verlag konzipiert. Der NAI ist ein ethisch-ökologisch ausgerichteter Aktienindex, der aus 30 weltweit ausgewählten, nach Ländern und Branchen gestreuten und von der Öko-Rating-Agentur imug untersuchten Aktienkursen gebildet wird. Ein Expertenausschuss entscheidet nach festgelegten Positiv- und Negativkriterien darüber, welche Unternehmen im Index vertreten sind. Um im NAI gelistet zu sein, müssen Unternehmen bestimmte Mindestanforderungen erfüllen, d.h. sie dürfen die festgelegten Negativkriterien nicht tangieren, müssen nachhaltig wirtschaften, also neben der ökologischen auch ökonomische und soziale Perspektiven schaffen und mehrheitlich einen Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro haben. Daneben werden kleinere Unternehmen in den Index aufgenommen, die die Entwicklung ökologisch innovativer Produkte betreiben.
Aufgrund dieser besonderen Zusammensetzung und der geringen Anzahl von Unternehmen kann der Index nur begrenzt Aufschluss über die Gesamtverfassung des grünen Aktienmarkts geben. Dennoch ist der NAI eine hilfreiche Orientierung.
Funktionen der Nachhaltigkeitsindizes
Performance Benchmarking
Nachhaltigkeitsindizes sind professionelle Gradmesser, um die Rendite eines Nachhaltigkeitsportfolios zu vergleichen. So können Investoren mittels Indizes beurteilen, ob ein spezifisches Portfolio, mit dem sie eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen, innerhalb dieses Segments oder auch im Vergleich mit „normalen“ Investments eine gute Performance erzielt hat.
Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien
Nachhaltigkeitsindizes dienen häufig der Erstellung nachhaltiger Geldanlageprodukte, vor allem nachhaltiger Investmentfonds. Denn, um Aussagen über die Nachhaltigkeitsqualität von Anlagen treffen zu können, bedarf es umfangreicher, fachspezifischer und kostenintensiver Analysen, die unter Verwendung der Indizes entfallen.
Engagement
Mit zunehmender Zahl von Anlegern, die in Aktien der Indizes investieren, steigt auch der Anreiz für Unternehmen, in diese aufgenommen zu werden. Die Indizes setzen also auch Maßstäbe, die es zu erreichen gilt. Durch die Auseinandersetzung von Anlegern bzw. Investoren mit den Unternehmen sollen diese zu konkreten Maßnahmen und Verbesserungen im Nachhaltigkeitsbereich bewegt werden. Diese – im besten Fall kontinuierliche – Weiterentwicklung von Unternehmen im Markt spiegelt sich auch in den ständig anzupassenden Analyseverfahren von Rating-Agenturen wider. So sind Indikatoren, die vor zehn Jahren noch eine Vorreiterrolle signalisierten, heute vielleicht schon wieder veraltet, weil sie branchenweit umgesetzt wurden.
Indizes im Vergleich
Die meisten Indizes unterliegen unterschiedlichen Bewertungsmaßstäben und Konzepten – z.B. Unterschiede in den ausgewählten Positiv- und Negativkriterien, der Verzicht oder die Anwendung des Best-In-Class-Ansatzes etc. Angesichts dieser Unterschiede ist die Transparenz der Indizes essentiell, um deren Seriosität einschätzen zu können. Doch diese ist unterschiedlich ausgeprägt. Insofern gilt: Nachhaltig ist nicht gleich nachhaltig!
Zudem ist zu beobachten, dass die meisten Nachhaltigkeitsindizes sich auf große Unternehmen konzentrieren, da sich derartige Indizes auch für Investmentfonds mit größeren Volumina eignen. Die Aufnahme von kleinen und mittleren Unternehmen in einen Index bildet eher die Ausnahme. Darüber hinaus ist der Trend erkennbar, dass Nachhaltigkeitsindizes „marktübliche“ Zusammensetzungen anstreben, um ein möglichst liquides und finanzmarkttypisches Anlagespektrum abzubilden und in Hinblick auf Risiko- und Ertragskennzahlen mit „normalen“ Indizes zu korrelieren.
* Multiplikation des Aktienkurses mit der Anzahl der herausgegebenen Aktien eines Unternehmens
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