Artisten, Spaß und Sensationen: „Manege frei“ für die 300 Artistinnen und Artisten des Zirkus Paletti in Mannheim.
Nach wie vor fasziniert die magische und geheimnisvolle Welt des Zirkus große und kleine Menschen und der Kinder- und Jugendzirkus Paletti ist sowohl bei den Zuschauern als auch bei Artisten sehr beliebt. Ein bis zwei Mal die Woche werden die vier bis 26 Jahre alten Hobbyartisten von lizenzierten Kinder- und Jugendturntrainern, Zirkus- und Theaterpädagogen und einem Profiartisten trainiert. Die Kinder- und Jugendlichen können Jonglieren, Seiltanzen, Akrobatik, den Umgang mit dem Diabolo oder Einrad fahren lernen.
Mehr als ein Sportverein
„Zirkus Paletti ist mehr als nur ein Sportverein“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Tilo Bender (39), „die Arbeit im Zirkus bietet Erfahrungen fürs Leben. Die jungen Artisten erlernen Fähigkeiten, die weit über sportliche Leistungen hinaus gehen.“ Den Unterschied zu anderen Sportarten sieht der Initiator darin, dass der Anreiz, gut zu sein nicht durch Wettkämpfe oder Bewertungssysteme gegeben wird, sondern der Wunsch eine gute Show zu gestalten, entscheidend für die hohe Motivation und die Leistungsbereitschaft ist. „Das gemeinsame Ziel kann nur erreicht werden, wenn die Kinder und Jugendlichen zusammenarbeiten.“ Konflikte müssen gelöst und Kompromisse gefunden werden.
Eine weitere Besonderheit bei der Zirkusarbeit ist, dass es keine Ersatzbank gibt. Jeder kann dabei sein und sich mit seinen individuellen Fähigkeiten einbringen. Durch das vielfältige Angebot im Zirkus lernen die Kinder und Jugendlichen schon früh, dass sie Stärken, aber auch Schwächen haben. Darauf aufbauend entwickeln sie ein gesundes Selbstbewusstsein und ein gutes Auftreten. Von den Fähigkeiten mit Lampenfieber umzugehen und mit unterschiedlichen Menschen zusammen zu arbeiten profitieren die Artisten auch in der Schule und später im Beruf.
Großes Interesse
Der große Mehrwert der Zirkusarbeit wurde in den letzten Jahren zunehmend von Pädagogen und Eltern erkannt, dies spiegelt sich in den hohen Anmeldezahlen, der hohen Nachfrage an Kooperationen mit Schulen und Kindergärten. Auch das Interesse der Wissenschaft wurde geweckt. Studien erforschen die Auswirkungen von der Zirkusarbeit auf andere Lebensbereiche der Hobbyartisten. Gegründet wurde der Kinder- und Jugendzirkus Paletti e.V. im März 1997. Grund dafür war Tilo Benders eigene Faszination und Freude am Zirkus. „Ich habe früher selbst als Jongleur und Clown mein Geld verdient und fand die Vorstellung, meine Leidenschaft an Kinder und Jugendliche weiterzugeben großartig.“
Am Anfang war die Arbeit noch ehrenamtlich, der Verein war an das Jugendamt Mannheim angesiedelt. Seit 2004 ist der Kinder und Jugendzirkus ein eingetragener gemeinnütziger Verein und als Sportverein Mitglied im Badischen Sportbund und im Badischen Turnerbund. Die große Nachfrage ist nicht mehr nur durch ehrenamtliche Arbeit zu bewältigen. Für Verwaltung, Organisation, PR und Marketing ist Tilo Bender inzwischen als Vollzeitkraft angestellt und wird zusätzlich von einer Teilzeitkraft unterstützt. Um das Angebot noch auszuweiten wird derzeit ein neues Zirkusgelände gebaut. Finanziert wird dieses durch Spenden und einen Kredit der GLS Bank.
Miteinander und übergreifend
Aber nicht nur der normale Regelbetrieb wird ausgebaut. Neben den regelmäßigen Trainingseinheiten für die Vereinsmitglieder arbeitet Zirkus Paletti in Schulen und Kindergärten. Die Zirkusarbeit kann dabei helfen, gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern. „Der große Vorteil ist, dass Sprache nicht entscheidend für die Zusammenarbeit im Zirkus ist. Zirkusgruppen haben schon immer unterschiedliche Nationalitäten, Charaktere und Talente vereinigt“ beschreibt Tilo Bender. Zirkus Paletti kooperiert beispielsweise mit einem Kindergarten, um die Inklusion von Kindern mit Beeinträchtigung zu fördern. Außerdem werden in Schulen und Kindergärten Kinder mit Sprachproblemen durch Zirkusarbeit gefördert. Auch das neueste Projekt des Zirkus hat eine hohe gesellschaftliche Relevanz. „ Wir sind dabei Kooperationen mit Flüchtlingsunterkünften aufzubauen, wir planen je Trainingsgruppe 2-3 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufzunehmen und unsere Trainer werden auch in den Flüchtlingsunterkünften selbst arbeiten.“
Autorin: Mirja Helene Lehleuter, Praktikantin im Marketing
Fotos: Kinder- und Jugendzirkus Paletti e.V.
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