Endlich gibt es auch ein Café auf dem Vielseitenhof in Trebitz, einem Dorf zwischen Leipzig und Berlin. 2015 wurde der Um- und Ausbau des alten Stallgebäudes zum Café fertig und seitdem tauschen sich hier Hofbewohner und alteingesessene Trebitzer aus. Ab und zu kommen hungrige Fahrradfahrer vorbei, die auf dem Europaradweg durch Brandenburg in Richtung St. Petersburg unterwegs sind. Sie freuen sich besonders über den Kuchen als kleine Stärkung für die Weiterfahrt.
Mónica Vasquez und Christine Kannenberg, die Betreiberinnen des Cafés, genießen es, nun auch einen Austauschort auf ihrem Hof zu haben: „Es ist schön, hier im Dorf einen solchen Ort zu haben, der Begegnung und Vernetzung, Kultur und einfach auch gemütliches Einkehren ermöglicht. Zugleich wollen wir ein attraktives Angebot für Touristen sein, zum Beispiel für radelnde Gäste, die auf dem Europaradweg durch unser Dorf kommen und hier übernachten können.“
Der Vielseitenhof ist aber nicht nur Café und Gästezimmer, sondern viel mehr! Seit 2010 wohnen hier drei Familien, insgesamt sechs Erwachsene und acht Kinder. Sie haben sich ganz bewusst dafür entschieden, einen Hof auf dem Land zu kaufen. Die Familien wollten ein Leben mitten in der Natur für sich und ihre Kinder. Raus aus den anonymen Strukturen der Stadt und hin zu einem Raum für Kunst, Handwerk und Landwirtschaft. Einige der Erwachsenen arbeiten weiterhin in der Stadt, auf dem Hof aber wollen sie möglichst unabhängig sein. Energie, Pflege, Ernährung, Unterstützung im Alltag – hier können sie vieles selbst erzeugen und sich gegenseitig helfen und unterstützen.
Nach zweijähriger Suche fanden die Familien 2010 den 1896 erbauten Hof bei Brück und nach umfangreicher Sanierung des Wohnhauses mit nachhaltigem Energiekonzept und ökologischen Baumaterialien zog die Gruppe im Sommer 2013 ein. Die GLS Bank finanzierte das Vorhaben mit einem Kredit in Höhe von 205.000 Euro inklusive KfWMitteln. Das Projekt wird nach dem Modell des Mietshäuser Syndikat organisiert. Ein Verkauf oder eine Umwandlung in Privateigentum sind somit ausgeschlossen. Dadurch ist die Immobilie dem Kapitalkreislauf entzogen und bleibt dauerhaft ein selbst verwaltetes Wohnprojekt mit sozial verträglichen Mieten.
Heute schmieden die Familien neue Pläne. Seit einem Jahr gehört ein rüstiges Seniorenpaar zu der Gruppe, das zunächst in der Nachbarschaft untergekommen ist. Außerdem werden die Kinder immer größer. Weiteren Wohnraum zu schaffen, steht daher ganz oben auf der Wunschliste — auch gerne wieder mit der GLS Bank.
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