Ob Befürworter*in von Vollgeld oder Modern Monetary Theory, Freiwirtschaft/Zinskritik, ethischem Banking, Regional- und Komplementärwährungen bis hin zu Kryptowährungen – an einer Geldwende arbeiten in Deutschland verschiedenste Bewegungen. 18 „Geldreformer*innen“ trafen sich Anfang November in der GLS Bank Berlin, um sich kennenzulernen, Vorbehalte zu überwinden und in ein gemeinsames, kraftvolles Zusammenwirken zu kommen.
Lino Zeddies berichtet über das Vorgehen und die Ergebnisse des „Geldwende-Konvergenztreffens“ .
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Bisher haben die verschiedenen Bewegungen für ein nachhaltig-gerechtes Geld- und Finanzsystems im Dienst der Gesellschaft eher Unterschiede betont, statt auf Gemeinsamkeiten zu schauen. Da der ersehnte große Wandel des Geldes so zersplittert nicht gelingen kann, sollte die Veranstaltung erst einmal einen fruchtbaren Austausch zwischen den Menschen der verschiedenen Bewegungen ermöglichen, um Schnittmengen und gemeinsame Positionen zu finden – unter Würdigung der Unterschiedlichkeiten und der Vielfalt.
Vertrauen schaffen
Im Gegensatz zu den üblichen Fachtagungen rückte der intellektuell-fachliche Austausch fürs Erste in den Hintergrund. Stattdessen setzten die Organisatoren auf verbindende Methoden und ausreichend Zeit. Das Ziel: ein vertrauensvolles Umfeld schaffen, in dem die Teilnehmer*innen gemeinsame Werte, Ideale, Träume und Utopien erkennen konnten. Der “Graphic-Recorder” Robin Hotz hat diesen Prozess mit Leichtigkeit und Anmut sichtbar gemacht.
Das wollen alle: ein nachhaltiges und demokratisches Geldsystem
Besonders fruchtbar war der Austausch über die Vision von Gesellschaft und Geldsystem. Nachhaltig und demokratisch soll das Geldsystem sein, Zeitwohlstand schaffen, allen Menschen dienen und ihnen die Entfaltung ihrer Potenziale ermöglichen ebenso wie eine Vielfalt an Lebensentwürfen und Kulturen. Wie das Blut im menschlichen Körper, soll auch das Geld alle gesellschaftlichen Organe ausreichend versorgen und nicht wie bisher, viele andere Bereiche stark unterversorgen und gleichzeitig den Finanzsektor massiv überversorgen. Insbesondere das Erkennen dieser gemeinsamen übergeordneten Vision erzeugte eine große Verbundenheit und Annäherung der Anwesenden.
Am zweiten Tag befassten sich die Teilnehmenden mit aktuellen Projekten ihrer Organisationen. Schon beim Mittagessen entstanden viele neue Verbindungen und Kooperationsmöglichkeiten. Einige überraschende Impulse gab es dann bei einer systemischen Aufstellung zu Hindernissen für die Geldreform-Bewegung. Am Ende stand fest: der Austausch muss unbedingt fortgesetzt werden. Beim nächsten Mal soll es dann stärker um Inhalte gehen.
Fotos: Lino Zeddies, Graphic Recording: Robin Hotz
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