„Jetzt hast du ein Problem. Wir wollen nur noch solche Früchte essen.“
Ein Kommentar aus dem Freundeskreis von Matthias Kästner, dem Gründer und heutigen Inhaber von POIS – Natürlich Portugal., der Wirkung zeigen sollte: 2013 kommt Kästner mit fünf Kisten Orangen aus dem Portugal-Winterurlaub und verteilt diese großzügig unter seinen Freunden. Durch die darauffolgende Begeisterung entsteht die Idee, das Projekt zu verwirklichen.
Frisches Obst und Gemüse direkt vom Erzeuger
Durch die Gründung von POIS – Natürlich Portugal. will Matthias Kästner einen Import nach Deutschland von herrlich sonnenverwöhnten Orangen ermöglichen, unbehandelt und reif geerntet. Nicht aus dem Großhandel, sondern frisch vom Erzeuger. Dabei sollen Bauern faire Preise für ihre Ware erhalten, die nicht maximal vom Markt nach unten gedrückt werden. Es wird nur das importiert, was zuvor durch den Endverbraucher bestellt wurde. Dieses Vorgehen gewährleistet frische Produkte für die Kunden*innen und faire Preise für die Erzeuger. Außerdem beugt es Lebensmittelverschwendung vor.
Transporter finanziert…und ab ging’s nach Portugal
Nur, wie startet man ein solches Vorhaben? Matthias Kästner hat es „einfach gemacht“: Sich um die Finanzierung eines Transporters gekümmert, einen Anhänger ausgeliehen und ist „ab zurück nach Portugal“ gedüst. Die Idee überzeugte: Erste Kooperationen mit Bauern und Erzeugern wurden eingegangen, das Unternehmen wuchs und wuchs. Mittlerweile beschäftigt POIS acht Mitarbeiter. Eine Entwicklung, die sich innerhalb der letzten beiden Jahre abgezeichnet hat. 98 Bauern und Erzeuger sind Teil des Projektes, was einer Vervierfachung innerhalb dieser zwei Jahre entspricht.
Auch Manufakturwaren und Kunsthandwerk
Neben Orangen hat POIS weitere Obst- und Gemüsesorten im Sortiment, außerdem Wein, Oliven, Honig und portugiesisches Kunsthandwerk. Die Manufakturwaren werden teils aus Portugal importiert, teils aber auch in Winnenden nach portugiesischem Vorbild produziert.
„Wenn wir doch mal zu viele überreife Früchte oder Gemüse mit Macken haben, das niemand will, überlegen wir auch, was wir daraus Leckeres zaubern könnten.“
So sind beispielsweise Produkte wie die Tomaten Passata, die Kiwi-Limetten-Marmelade oder das Ratatouille entstanden.
POIS bemüht sich regelmäßig um neue Produkte und hat beispielsweise zuletzt eine Olivenpaste aus Évora ins Sortiment genommen. Ideen hierfür bekommt Matthias Kästner auf kleinen Erzeugermärkten in Portugal, auf denen er bei seinen Besuchen gerne unterwegs ist. „Der direkte Kontakt mit den Menschen ist uns sehr wichtig.“ Matthias Kästner kennt jeden Bauern im Projekt persönlich und ist immer wieder selbst vor Ort, um sich mit den Leuten auszutauschen.
Faire Entlohnung der Bauern
Für die Erzeuger bedeutet das Projekt oft eine enorme positive Wandlung ihres Lebensstils, oftmals können diese durch die Unterstützung brachliegende Felder wieder neu bewirtschaften. „Sie erhalten bei uns das ganze Jahr über das Vierfache von dem, was ihnen der Großhandel zahlt“, sagt Matthias Kästner. Jose Antonio Branco Rodrigues beispielsweise baut pinke Grapefruits an, „der Geschmack ist einfach ein Traum!“ schwärmt Matthias Kästner. Der Bauer verwendet keine Chemikalien im Düngerbereich. Ohne POIS hätte er wohl das Handtuch geworfen, da er nicht ausreichend Abnehmer für seine Früchte fand. „Nun kann er expandieren, was unserem Projekt sehr zuträglich ist“, erzählt Kästner stolz.
Vielfalt leckerer und gesunder Lebensmittel
Süßkartoffelbauer Paolo beliefert das Projekt mit den besten Süßkartoffeln der Westalgarve und mit Erdnüssen; die Queijaria Charrua produziert unter anderem geschmacksechten Ziegenkäse und grobes Meersalz kommt von der Salzkooperative Terras de Sal aus Castro Marim. „In Frankreich sitzen größere Produzenten, die ganz andere Mengen produzieren. Deshalb ist es für uns als kleine Kooperative schwierig, unser Salz zu vertreiben. POIS ist da eine tolle Möglichkeit“, sagt Rosa Dias.
Erster biozertifizierter Ingwer aus Europa
Manfred ist „von der Alb nach Portugal“ ausgewandert und dort nun Bio-Bauer an der Westalgarve. Von ihm bezieht POIS Habanero-Paste, einen feurigen Würzaufstrich. Als Tüftler sind Matthias Kästner und Manfred stets an innovativen Ideen interessiert und möchten ihren Kunden immer wieder neue Produkte anbieten. Deshalb haben sie sich nun etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Von ihnen wird der erste biozertifizierte Ingwer aus Europa kommen. „Darauf sind wir ganz besonders stolz. Was viele nicht wissen ist, dass Portugal die idealen Voraussetzungen für den Anbau von Ingwer besitzt. Nachdem unser Versuch im Kleinen ein Erfolg war, wagen wir uns nun auf ein größeres Feld.“
„POIS und ich und meine Bauern, das ist einfach Glück!“
Seine Position als Unternehmenschef hat Matthias Kästner auch menschlich verändert, ihn als Person gestärkt. Etwas in unserer Gesellschaft zu bewirken, das erfüllt:
„Ich wollte in meinem Leben nochmal etwas Großes, Nachhaltiges schaffen. POIS – Natürlich Portugal. gibt mir die Chance dazu. Es ist für mich die totale Erfüllung. POIS und ich und meine Bauern in Portugal – das ist einfach Glück!“
Genaue Lieferplanung und Abholung im Raum Stuttgart
Möchte man Orangen oder andere Früchte bei POIS bestellen, kann man seine Bestellung online auf der Webseite eingeben. Diese muss bei jeder Bestellperiode bis zu einem vorgegebenen Datum erfolgen, wenn man seine Lebensmittel mit der nächsten Lieferung aus Portugal erhalten will. Sobald die Ware eingetroffen ist, kann man sie an einer der über 30 Abholstellen rund um Stuttgart bis zum Bodensee und nach Pirmasens abholen.
POIS-Läden
Eine weitere Möglichkeit ist, den POIS Hofladen in Winnenden zu besuchen. Freitags ist dieser von 15 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Dabei ist Herrn Kästner wichtig zu betonen, dass er nicht in Konkurrenz mit anderen Hofläden aus der Region steht. Und auch in der Calwer Passage in Stuttgart mischt POIS im Rahmen des FLUXUS mit: In der Shopping-Meile präsentieren sich wechselnde Shops auf Zeit. Hier gibt es von Montag bis Samstag neben Obst und Gemüse auch alle anderen Produkte wie Manufakturwaren, Käse, Wein und Keramik.
Jetzt ist Winterorangen-Saison!
Die kalten Tage nahen und somit auch die Winterorangen-Saison. Wenn man eine 10kg-Kiste (oder zwei oder drei) ergattern möchte, muss man seine Bestellung bis zum 27. November unter pois-portugal.de aufgeben.
Advent-Schnuppern vom 24. bis 26.11.17
Außerdem findet vom 24.-26. November das „Advent-Schnuppern“ im POIS-Hofladen in Winnenden statt: Neben den sehr beliebten Winterorangen kann man seinen Gaumen mit kulinarischen Köstlichkeiten aus der Region verwöhnen und in dem Angebot des Kreativmarktes stöbern, der weihnachtliche, traditionelle, aber auch innovative Unikate anbietet. Bei heißem Apfelsaft und Zimtduft kann man sich so perfekt auf die anstehende Weihnachtszeit einstimmen.
POIS heißt direkt übersetzt: weil!
…weil es möglich sein muss, Menschen fair zu entlohnen, umweltfreundlich zu wirtschaften und weil es wichtig ist, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu sich zu nehmen. Matthias Kästner findet abschließend mahnenede und wichtige Worte:
Der Mensch vernichtet nach und nach seine Ressourcen, wenn er so weitermacht wie bisher. Wenn immer mehr billig, billig, billig produziert wird, leiden am Schluss nicht nur wir, sondern es leidet dann vor allem auch das Land.
Um ein Bewusstsein hierfür zu schaffen, lässt sich Matthias Kästner für die Zukunft immer wieder neue Ideen einfallen, wie zum Beispiel eine „Erzeugerreise“, bei der die Besucher*innen unterschiedliche Erzeuger des Projektes direkt vor Ort besuchen und auch einmal selbst die ein oder andere Orange ernten können. Damit soll auch die Wertschätzung Lebensmitteln gegenüber steigen, die nicht einfach nur billig produziert wurden und ihr Geld dafür wert sind. Außerdem sieht man genau, wer sie wo und wie anbaut. „Wir haben nichts zu verbergen, unsere Kunden dürfen bei uns sehen, wie die Orangen wachsen, die sie sonst bei uns im Laden kaufen.“
Mit einem sozialen Projekt nicht nur faire Bezahlung schaffen, sondern auch für eine qualitativ hochwertige Verpflegung mit Lebensmitteln sorgen: POIS hat das geschafft.
Fotos: Nancy Eichler
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