Archivbeitrag

Klartext: Die Alchemie des Geldes

Seit Jahrhunderten versuchen Wissenschaftler und Gelehrte auf die eine oder andere Weise aus wertlosen Gegenständen Wertvolles zu kreieren. Die neuen Alchemisten unserer Zeit schaffen es aus dem Nichts einen Wert entstehen zu lassen, mit einem Hilfsmittel, das uns allen geläufig ist: Geld!

Geld ist das Mittel, mit dessen Einsatz etwas bewirkt, etwas entstehen kann – die Möglichkeit zu reisen, ein neues Haus zu kaufen, eine neue soziale Einrichtung zu eröffnen. Über Jahrhunderte hat sich die Zahlungsform, wie wir sie heute kennen, entwickelt.

So herrschte in der Zeit, in der es noch kein Papiergeld gab, eine Tauschgesellschaft. Ein jeder übte sein Handwerk aus und tauschte dies gegen ein benötigtes anderes Gut. Dieser Naturalientausch stellte sich mit der Zeit jedoch als schwierig dar, denn z.B. eine Ziege entspricht nun eben nicht dem Wert einer Kuh. Wichtige Eigenschaften, die unser heutiges Geld prägt, waren nicht erfüllt, wie Transportfähigkeit, Haltbarkeit oder die einfache Teilbarkeit des Gutes.

So etablierten sich zunächst als Zahlungsmittel wertvolle Waren wie Salz, Felle, Gold oder Seide, die einen guten Vergleich des Wertes einer Ware ermöglichten. Mit der Zeit wurden auch Metalle als geeignetes Tauschmittel entdeckt. Die ersten Münzen wurden in Kleinasien hergestellt, ihre Prägungen entsprachen dem genauen Materialwert der Münzen. Diese wurden sukzessive bei einer Bank hinterlegt und mit einem sogenannten „Bankschein“ quittiert. Anders als bei den Münzen, entspricht hier der Geldwert nicht dem Materialwert, das heißt ein Bankschein, der mit 10€ beschriftet ist, entspricht nicht dem gleichen Papierwert. Der Übergang zum Bankschein war die Geburtsstunde des Papiergeldes. Zu Beginn konnte es 1:1 in Gold auf der Bank zurückgetauscht werden, nach und nach wurde dieses Verhältnis aufgehoben. Die Geldmenge wächst nun jährlich 8-10 Prozent und heutzutage machen Banknoten und Münzen nur noch 5 Prozent am gesamten Geldvolumen aus.

Wie entsteht eine solche Diskrepanz?

Hierzu muss in zwei Arten der Geldentstehung unterschieden werden: zum einen in Zentralbankgeld und zum anderen in Geschäftsbankengeld. Zentralbankgeld ist das Geld, welches von der Zentralbank geschaffen wird. Es entspricht unserem Bargeld und den Sichteinlagen der Geschäftsbanken bei der Zentralbank.

Geschäftsbankengeld – auch Giral- oder Buchgeld genannt – ist das Geld von Nichtbanken, das bei den Geschäftsbanken liegt und nicht physischer Natur ist, sondern rein virtuell auf den Bankkonten existiert. Die Entstehung dieser Geldart geschieht nicht durch das Drucken von Geld, sondern durch die Kreditaufnahme der Nichtbanken, wie beispielsweise privater Haushalte oder der öffentlichen Hand.

Methoden der Geldschöpfung

Die Zentralbank ist für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Zentralbank- und Bargeld zuständig. Die Versorgung der Realwirtschaft mit Zentralbankgeld kann diese durch bestimmte, ihr zur Verfügung stehende Instrumente steuern. Eines dieser Instrumente ist zum Beispiel die Mindestreservepolitik, die Banken vorschreibt, zwei Prozent ihrer Einlagen bzw. Forderungen als Mindestreserve bei der Zentralbank zu hinterlegen.

So können die Geschäftsbanken je nach Höhe ihres Eigenkapitals Kredite vergeben. Je mehr Kreditgeld geschaffen wird, desto mehr Zentralbankgeld benötigt sie und so wird durch diesen Vorgang Geschäftsbankengeld geschaffen.

Geschäftsbanken schaffen also Geld, indem sie Kredite vergeben. Hier ist der Geldschöpfungsprozess identisch mit der Kreditschöpfung zu verstehen und entspricht einer aktiven Geldschöpfung. Darüber hinaus kann eine Bank auch passiv die Geldmenge erhöhen. Dies geschieht durch das Einzahlen einer Bargeldsumme. In beiden Fällen nimmt die Menge an Geld zu. Gäbe es nicht die erwähnten Instrumente der Zentralbank, könnte eine Geschäftsbank unendlich viele Kredite vergeben. Durch diese Restriktionen kommt es jedoch zu einer kontrollierten Art der Kreditvergabe.

Wichtige Restriktionen für die Banken stellen zum einen der Mindestreservesatz und zum anderen eine angemessene Kapitalausstattung dar. Zum einen darf also ein Kredit nicht die zwei Prozent der Einlagen übertreffen, als auch das Verhältnis von Kredit und Eigenkapital darf eine bestimmte Quote nicht unterschreiten.

Eine Bank kann also, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben, Kredite vergeben um mit Geld aus dem Nichts etwas entstehen zu lassen. So kann sie in den unterschiedlichsten Gebieten etwas bewirken und verändern. Jede Bank legt ihren Fokus in einen anderen Bereich – die GLS Bank setzt auf die menschlichen Grundbedürfnisse und lässt ihre Kredite in soziale, ökologische und kulturelle Unternehmen, Projekte und Initiativen fließen. Aus dem Nichts wird neues Geld geschaffen und lässt etwas Reales bzw. einen Wertzuwachs entstehen – bei der GLS Bank mit einem dreifachen Gewinn: menschlich, zukunftsweisend, ökonomisch. Die Banken lassen aus einem wertlosen Gegenstand, etwas Wertvolles entstehen. Sie sind die Alchemisten unserer Zeit!

Martina Valtl, Eva Schneeweiss

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15 Antworten zu „Klartext: Die Alchemie des Geldes“

  1. Avatar von Konrad Schartner
    Konrad Schartner

    Ich finde den Artikel grundsätzlich sehr gut und lesenswert. Was mir aber an dieser Stelle abgeht ist der Hinweis, dass die Bank für die Kreditvergabe aufgrund der Geldschöpfung aus dem Nichts KEINE SPARER braucht.
    Der Hinweis von GLS dass „Der Kunde entscheidet was mit SEINEM Geld finanziert wird“ ist nämlich völlig falsch.
    Die GLS greift das gesparte Geld der Kunden nie an da sie das Geld für den Kredit ja aus dem Nichts schöpft.
    Technisch gesehen, braucht eine Bank keinen Sparer.
    Es schürt nur das Missverständnis der Menschen, dass man Geld der Bank leiht und die dann dieses Ersparte für Kredite verwendet. Das tut sie nicht. Sie erzeugt das Geld einfach und gibt es an den Kreditnehmer.

  2. Avatar von Peter Baum
    Peter Baum

    Ich finde es sehr begrüßenswert, wenn die GLS-Bank mit ähnlichen Artikeln wie diesem zur Aufklärung von Vorgängen beiträgt, die mit der Funktion des Geldes in der Real- und Finanzwirtschaft zusammenhängen. Ich würde es allerdings auch sehr begrüßen, wenn dabei auch die damit verbundenen Problematiken aus Sicht der GLS-Philosophie dargestellt würden.

    Den Abschnitt „Methoden der Geldschöpfung“ finde ich etwas ungenau. Wenn man als Euro-Geldmenge die Summe vom umlaufenden Papier- und Münzgeld und dem Buchgeld auf den Bankkonten versteht, wird sie weder am Bankautomat bei der Verwandlung von Buchgeld in Papiergeld noch bei der Verwandlung von Papiergeld in Buchgeld, etwa bei der abendlichen Bareinzahlung von den Supermärkten, wirklich verändert. Deswegen ist der Satz
    „Darüber hinaus kann eine Bank auch passiv die Geldmenge erhöhen. Dies geschieht durch das Einzahlen einer Bargeldsumme“
    zumindest irreführend, weil dadurch nur die Menge des Buchgeldes erhöht wird.

    Wenn ich mich nicht irre, findet doch der Geldschöpfungsprozess wirklich nur bei der Kreditvergabe statt, und natürlich, wenn neue Geldscheine in Umlauf gebracht werden, ohne dass dafür alte Geldscheine einbehalten werden.

    Wie wird eigentlich der Geldfluss z.B. zwischen der GLS-Bank und der Zentralbank verbucht bzw. verrechnet? Wer ist Schuldner, wer ist Gläubiger? Um welche Beträge handelt es sich? Wer kommt für die Zinsen auf?

    Gibt es auch Mechanismen in der Geldwirtschaft, die der Geldanhäufung durch Zins und Zinseszins in immer weniger Hände entgegenwirken?

    Nur wenn die Bürger das bestehende Geldsystem und seinen Einfluß auf die Realwirtschaft wirklich durchschauen, können sie seine Mängel erkennen und sich mit Reformvorschlägen produktiv auseinandersetzen.

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