(K)ein Buch mit sieben Siegeln
Es ist nicht immer einfach, im Biosiegeldschungel den Durchblick zu bewahren. Wir erklären die wichtigsten Siegel.
EU Bio-Siegel
Produkte, die das EU-Bio-Siegel tragen, enthalten Zutaten, die zu 100% aus ökologischer Herkunft stammen sollten. In Ausnahmefällen dürfen bis zu 5% konventionelle Zutaten verwendet werden, wenn die entsprechenden Öko-Zutaten nicht am Markt verfügbar sind. Das EU-Bio-Logo wurde 2010 eingeführt, um einheitliche Mindeststandards für einen breiten Markt zu sichern. Alle in Europa erzeugten Bio-Produkte müssen mindestens die Standards der europäischen Verordnung erfüllen und mit dem Logo versehen werden.
Im Mittelpunkt steht eine größtmögliche Kreislaufwirtschaft mit geschlossenen Nährstoffzyklen – mineralische Stickstoffdünger und chemisch-synthetische Pestizide sind verboten. Fruchtfolgen und mechanische Verfahren und Nützlinge sollen den Pflanzenschutz sicherstellen. Ebenso sind Naturstoffe wie Pflanzenöle und Mikroorganismen zugelassen. Das Saatgut für EU-Bioprodukte kann konventionell sein, wenn es nicht ausreichend Bioqualität am Markt gibt. Gentechnik ist prinzipiell untersagt. Verunreinigungen im Herstellungsprozess sind jedoch bis zu 0,9% zugelassen.
In der Tierhaltung dürfen z.B. mit je 230 Legehennen und 14 Mastschweinen pro Hektar und Jahr mehr Tiere als bei traditionellen Anbauverbänden gehalten werden. Zum Vergleich: Bei demeter und Bioland sind nur 140 Hennen und 10 Mastschweine zulässig. Gentechnisch verändertes Futter ist nach der EU-Verordnung nicht erlaubt, bis zu 10 % konventionelles Futter darf Geflügel und Schweinen jedoch gefüttert werden. Die EU-Verordnung gibt vor, dass Tiertransporte möglichst wenig Stress einhergehen sollen. Bei Bioland und demeter sind Transporte auf maximal vier Stunden oder 200 Kilometer limitiert.
Bioland
Lebensmittel, die das Bioland-Siegel tragen, stammen zu 100% aus ökologischer Herkunft. Die organisch-biologische Wirtschaftsweise basiert auf dem Kreislaufgedanken, bei dem synthetische Pestizide und chemisch-synthetische Stickstoffdünger verboten sind. Verwendet werden natürliche Pflanzenschutz- und Pflanzenstärkungsmittel, Nützlinge, wie z. B. der Marienkäfer, gezielt eingesetzt.
In der Tierhaltung dürfen gentechnisch veränderte Futtermittel nicht gegeben werden. Ebenso wenig konventionelles Mischfutter oder Futtermittelzusätze, die Krankheiten vorbeugen sollen. Die Aufzucht von Jungtieren dauert in Bioland-Betrieben deutlich länger als auf konventionellen Höfen. Kälber bekommen beispielsweise drei Monate lang Vollmilch; Ferkel werden mindestens 40 Tage lang von ihrer Mutter gesäugt.
Verbände mit ähnlichen Richtlinien sind: Naturland, Gäa, Biokreis, Biopark, Verbund Ökohöfe
demeter
Produkte, die mit dem Demeter-Siegel versehen sind, beinhalten zu 100 % Zutaten ökologischen und fast ausschließlich biologisch-dynamischen Ursprungs. Demeter Betriebe arbeiten biologisch-dynamisch, d. h. sie arbeiten auf der Grundlage anthroposophischer und wissenschaftlicher Menschen- und Naturerkenntnis. Die Bodenfruchtbarkeit übernimmt dabei eine Schlüsselrolle – sie wird durch die Anwendung von Präparaten aus Heilpflanzen, Kiesel und Kuhdung sowie durch eine vielfältige Fruchtfolge gefördert. Für das angebaute Getreide dürfen nur samenfeste Sorten verwendet werden, also solche, die ihren Samen eigenständig im regelmäßigen Zyklus ausbilden. Auf Kreuzungen zweier verwandter Saaten, den sogenannten Hybriden, oder Sorten aus Zellfusionstechnik wird verzichtet.
Demeter ist der einzige ökologische Anbauverband, der die Tierhaltung als unverzichtbaren Bestandteil von Landwirtschaft festschreibt. Die Tiere erhalten 100% gentechnikfreies Bio-Futter und werden bei Erkrankungen mit Naturheilverfahren behandelt. Die schmerzhafte Enthornung von Rindern, wie in der konventionellen Haltung üblich, ist verboten. Demeter zufolge liefern Kühe mit Hörnern besonders guten Mist für die Düngung und geben vollwertige Milch.
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