Zum ersten Lern- und Arbeitsfest der „BildungsBande“ kamen 120 Kinder und Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren aus ganz Nordrhein-Westfalen zur GLS Bank nach Bochum. Eingeladen hatte die Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand.
Die jungen Menschen hatten viele Erfahrungen im Gepäck: Seit zwei Jahren gehen sie als Schülercoaches jede Woche in „Partnergrundschulen“ – manche auch in Kindergärten – und lernen, lesen, malen, tanzen oder spielen dort mit jüngeren Kindern.
Die Coaches bauen Beziehungen zu den Kindern auf, werden zu Vertrauten oder gar älteren Freunden und begleiten sie über einen wesentlichen Zeitraum ihrer Grundschulzeit in ihrer Entwicklung. Der Kern dieses didaktischen Ansatzes ist: „Ein Kind versteht es besser, von einem Kind zu lernen als von einem Erwachsenen“.
Prinzip Peer Learning
Die Erfahrungen gemeinsamen Lernens (sogenanntes Peer Learning oder auch „Beziehungslernen“) haben für alle Seiten einen positiven Effek. Die jüngeren Kinder – häufig mit Migrationshintergrund oder aus Schulen in sozialen Brennpunkten – erleben Interesse und Neugier bei den Älteren und finden unter den Peer Coaches eine Bezugsperson. Die Jugendlichen übernehmen Verantwortung, lernen durch das eigene Handeln und nehmen sich als selbstwirksam wahr. Gleichzeitig erwerben Schülerinnen und Schüler ein neues Rollenverständnis. Sie konsumieren nicht länger Wissen, sondern werden zu sozialen Akteuren. Das Ergebnis: das Lernen macht Sinn und beiden Seiten Spaß. Das System Schule muss sich dafür ebenfalls von seiner traditionellen Aufgabe der reinen Wissensvermittlung und des getakteten (Frontal-) Unterrichtens befreien und sich für den Sozialraum öffnen. Neue Prozesse können entstehen, Strukturen können aufbrechen.
Die Schülercoaches von acht Schulen hatten an diesem Tag erstmals Gelegenheit, sich untereinander kennenzulernen und über die schönen und auch negativen Erfahrungen, die sie mit ihren Patenkindern machen, zu sprechen. Nach diesem lebendigen Warm-Up und einigen Film-Sequenzen aus Schulen ging es für die Jugendlichen ins World-Café und an sechs Arbeits- und Lernstationen.
Einige Beispiele:
Reime schütteln
Die Jugendlichen sammelten assoziative Begriffe zur BildungsBande und schmiedeten daraus Reime:
„Schule ist so schwer wie Blei – BildungsBande macht dich frei“
„BildungsBande, die ist toll, denn es ist vom Lernen voll“
„BildungsBande ist perfekt, das hat jeder schon gecheckt!“
„BildungsBande macht mich froh, lässt mich hüpfen wie ein Floh.“
„BildungsBande heißt Vertrauen, diese sollte man auch keinem klauen.“
„BildungsBande, die ist richtig, denn nur sie ist wirklich wichtig.“
Ideale Helfer
Was sollte ein Schülercoach mitbringen? Mit welchen eigenen Eigenschaften habe ich gute Erfahrungen bei „meinem Kind“ gemacht? Aus diesen Fragen entstanden Helfermännchen (und -frauchen) mit Eigenschaften am richtigen Fleck.
Einen Anderen malen
Zusammen mit der freischaffenden „Kunst und Schule“-Künstlerin Milica Reinhart aus Kroatien suchten sich die Kinder unbemerkt jemanden aus der Gruppe aus, zeichneten die Person und schrieben dazu, was man dem Unbekannten wünscht oder sagen möchte. Im Rückblick stellte die Künstlerin fest, dass ein freies schöpferisches Schaffen in unserer heutigen Leistungsgesellschaft oftmals erst wieder gelernt werden muss.
Wie geht es weiter?
Die Ergebnisse des Fest-und Arbeitstages tragen dazu bei, das Programm der BildungsBande und die Programm-Rahmenbedingungen in den Schulen weiter zu verbessern. Mit enormer Konzentration, Teamfähigkeit, Sozialkompetenz und Selbstbewusstsein zeigten sich die 120 Jugendlichen ihren einhellig erstaunten wie begeisterten Schulleitungen , die den Tag als Zuschauer begleiteten, von einer sehr reifen Seite.
Mit einem wilden Monkey-Tanz ging die Premiere des BildungsBande Festes zu Ende. Hinterlassen hat der Tag vor allem ein Gefühl: Wie wichtig und richtig dieses Programm der Zukunftsstiftung Bildung ist.
Mehr Infos
Jede Schule kann bei dem Programm mitmachen und sich bewerben. Wie das geht, ist auf der Website der BildungsBande erklärt. Mehr zur Arbeit und zu weiteren Förderprojekten der Zukunftsstiftung Bildung.
Mehr Fotos
vom Fest gibt es bei Flickr
Wir danken der Fotografin Lena Korte-Riepe, die uns einen Großteil der Fotos vom Fest für den Blog zur Verfügung gestellt hat.
Autorin: Meike Bürvenich, GLS Treuhand
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