Auf dem Neujahresempfang der GLS Bank plädierte unser Auszubildender Tobias Bosselmann in einer Rede der Azubis dafür, gesellschaftliche Fragestellungen auf den Unterrichtsplan der Bankausbildung zu setzen. Wir sind wahnsinnig stolz, diese jungen Menschen unsere Kolleginnen und Kollegen nennen zu dürfen!
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Hier noch die ganze Rede als Text.
Wenn wir etwas für den Neujahrsempfang vorbereiten, dann möchten wir in erster Linie etwas Unterhaltsames präsentieren. Dies ist uns hoffentlich einigermaßen gelungen. Es ist uns aber wichtig, dass Sie, wenn Sie vielleicht noch einmal über diesen Abend sprechen, nicht bloß sagen: „Die Azubis haben ihre Berufsschule aufs Korn genommen.“
Uns ist auch durchaus bewusst, dass keiner unserer Lehrer der „dunkle Lord“ ist und wir wollten heute nicht mit erhobenem Zeigefinger auftreten. Die Berufsschule sollte als Aufhänger dienen, um eine Botschaft loszuwerden, die eigentlich die gesamte Gesellschaft betrifft:
Wenn neben dem Unterrichtsinhalt keine Zeit für gesellschaftliche Fragen ist und diese ja auch nicht Teil einer Abschlussprüfung sind, wie soll dann der beschworene Kulturwandel in den Banken beginnen?
Das sozialwissenschaftliche Rheingold Institut in Köln kommt in einer Analyse der Wählerstimmung zur Bundestagswahl 2013 zu dem Ergebnis: Die Stimmung vieler Bürgerinnen und Bürger sei gekennzeichnet von „einer diffusen Sehnsucht nach einer permanenten Gegenwart.“ – Das ist aber das Gegenteil von „Bewegung“, von Aufbruch.
Da ich diese Studie aufgreife, möchte ich einen der betreffenden Politiker zitieren. Peer Steinbrück hat einmal gesagt: „Der Abschied von falschen Gewissheiten ist schmerzlich, Korrekturen sind anstrengend. Deshalb blenden wir unser Wissen aus und lassen uns lieber unterhalten. „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, hieß ein berühmter Film mit James Dean. Der Film über uns müsste heißen: „Denn sie tun nicht, was sie wissen.“
Man ist sich einig, dass der Drift zwischen arm und reich zunimmt. Da kann man z. B. Thomas Picetty nennen oder auch Joseph Stiglitz, die in langen Zeitreihenuntersuchungen feststellen, welchen Drift es in der globalen Einkommens- und Vermögensverteilung gibt. Oder man sieht sich Studien an, die ausweisen, dass 85 Menschen so viel besitzen, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Gleichzeitig wissen wir mindestens seit den 70er Jahren, dass es ökologische Grenzen des Wachstums gibt.
Nun können wir geteilter Meinung sein, welche Antworten auf diese Probleme richtig sind. Aber wir können eben nicht der Erkenntnis ausweichen, dass diese Probleme existieren. Und darauf muss doch in Schulen, besonders in Berufsschulen, die in wirtschaftlichen Berufen ausbilden, eingegangen werden! Wie sonst soll eine Gesellschaft in „Bewegung“ kommen und ein Wandel stattfinden?
Dass ein Wandel –gerade im Bankensektor – vonnöten ist, ist Konsens. Und das ist es, was wir kritisieren: Es braucht dringend die Schulen und Berufsschulen als Multiplikatoren kritischer Denker! Deswegen passt es zum Leitmotiv des Abends „Bewegung“. Es braucht eben genau das: Eine Bewegung, eine Ingangsetzung des kritischen Auseinandersetzens!
Ebenso stellen wir die Frage, ob es nicht auch Vertrauen wiederherstellen würde, wenn die Öffentlichkeit wahrnimmt, dass die kritische Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Themen Teil einer Bankausbildung ist? Wenn wir nicht in einer Gesellschaft leben wollen, in dem das Motto ist: „Jeder denkt an sich, nur ich, ich denk an mich!“, dann brauchen wir dieses Verantwortungsbewusstsein. Hermann Hesse sagte mal:„Die Praxis sollte Ergebnis des Nachdenkens sein, nicht umgekehrt.“
In der Hoffnung, etwas in Bewegung gesetzt zu haben, lautet unsere Botschaft: „Bildung ist nicht das Problem, Bildung ist die Lösung.“ Für diesen Gedanken möchten wir werben.
GLS Bank Stiftung / ZS Bildung
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