Die vergangenen Jahre waren vermutlich die mit den meisten Meldungen über den Zustand unseres Waldes seit der Diskussion über das Waldsterben in den 1980er Jahren. Und selten gab es gute Nachrichten. „Dem Wald geht’s richtig dreckig“, schrieb zum Beispiel die ZEIT. Stürme, extreme Dürre, und damit einhergehend Waldbrände und Schädlingsbefall. Nie waren die Folgen des Klimawandels auch im Wald stärker zu spüren als heute.
Von Thomas Friemel und Jasper Holler
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ermittelte Waldschäden, die zwischen Beginn des Jahres 2018 bis Sommer 2019 in Deutschland entstanden sind: Die Experten gehen von einem Schadholzbefall von 160 Millionen Kubikmeter aus, und von einer Fläche von 245.000 Hektar, die wiederbewaldet werden muss. Das ist die Größe des Saarlandes!
BioBoden: Nachhaltige Waldentwicklung
Die BioBoden Genossenschaft hat sich neben der Sicherung von Landwirtschaftsflächen auch einer Förderung der nachhaltigen Forstwirtschaft verschrieben. Mithilfe der aktuell 6.300 Mitglieder konnten schon an drei Standorten Waldstücke gesichert werden. Von den insgesamt rund 200 Hektar befinden sich allein 150 Hektar in Jerchel in Brandenburg, wo nun Schritt für Schritt gemeinsam mit Forstexperten und der NABU-Stiftung Maßnahmen zur nachhaltigen Waldentwicklung umgesetzt werden.
„Die Strategie ist, den Wald sich erneuern zu lassen“, erklärt BioBoden Vorstand Uwe Greff. „Es wird also geschaut, welche Pflanzen sich natürlich ansiedeln, und dann gezielt eingegriffen, um die Zukunftsfähigkeit des Waldes zu fördern.“ So werde aus dem Wald ein gesunder, standortheimischer Mischwald, der sowohl vielfältig als auch zukunftsfähig ist. Gelingt dies, ist der Wald einer unserer wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel.
Wald holt Schmutzpartikel aus der Luft
Ein Hektar „normaler“ Wald – also kein Urwald oder Energieholz – liefert im Durchschnitt 30 Tonnen Sauerstoff im Jahr, filtert Staub, Gas und andere Stoffe aus der Luft. So kann dieser Hektar Wald zum Beispiel etwa 420 Kilogramm Schmutzpartikel pro Jahr aus der Luft holen. Bei insgesamt elf Millionen Hektar Wald in Deutschland (30 Prozent der Gesamtfläche) stellt dies einen großen natürlichen Filter dar.
Waldboden wandelt Wasser um
Im Boden speichert der Wald Unmengen an Wasser und verhindert so seinen Abfluss. Allein ein Quadratmeter kann bis zu 200 Liter in sich aufnehmen und langsam in hochwertiges, sauberes Trinkwasser umwandeln.
Am Beispiel Wasser zeigt sich jedoch, wie wichtig die Wahl der richtigen Baumart ist, wie BioBoden Aufsichtsrat und NABU-Vizepräsident Christian Unselt verdeutlicht: „Nadelforste in niederschlagsarmen Gebieten können pro Jahr mehr Wasser verdunsten, als es regnet. Dann findet also null Grundwasserneubildung statt und es kann sogar zu einer Absenkung des Grundwassers kommen.“
Liste der guten Taten
Bei einem gut angepassten Wald wiederum lässt sich die Liste der guten Wald-Taten lange fortsetzen: Wurzeln verhindern Bodenerosion, ein strukturreicher Wald bietet vielen Pflanzen und Tieren Lebensraum, uns Menschen dient er zur Erholung. Außerdem liefert der Wald den Rohstoff Holz.
„Ich finde es gut, dass BioBoden sich zur Waldbewirtschaftung statt Stilllegung bekennt“, freut sich deshalb Franz-Christoph Michel, BioBoden Agraranwalt und Forstwirt. Denn gerade für das nachhaltige Bauen ist ein gesunder Wald die beste Grundlage. Regionales Holz ist ein nachwachsender Baustoff, zu dessen Herstellung keine fossilen Energieträger gebraucht werden. Außerdem schließt der Baustoff über seine Nutzungsdauer hinweg Kohlenstoff ein. Er bildet damit den Kern der ökologischen Bauweise von Häusern.
Holz: der ökologischste Baustoff
Zur Verdeutlichung: In einem durchschnittlichen Dachstuhl lagern rund acht Tonnen CO2. „Wenn wir Gebäude umgestalten oder neu bauen, arbeiten wir so weit wie möglich mit Holz. Es ist der ökologischste Baustoff, den es gibt. Bei einem aktuellen Bauprojekt holen wir das Bauholz direkt aus dem nahegelegenen Wald“, sagt BioBoden Architektin Claudia Alvino.
Auch Christian Unselt hält viel von dieser Art der Waldnutzung: „Wenn wir es schafften, ähnlich dem Anteil des Öko-Landbaus an den Agrarflächen einen hohen Anteil naturgemäß bewirtschafteten Waldes zu erreichen, wäre das gut.“ Für das ökologische Gleichgewicht bleibt ein gesunder Wald unerlässlich. Und die gelungene Gestaltung eines zukunftsfähigen Waldes wird entscheidend sein.
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