Alternativer Nobelpreis: Wo Insektenforscher, Whistleblower und Menschenrechtsaktivisten vereint sind

5 Jahre Right Livelihood FörderfondsHohen Besuch vom „Alternativen Nobelpreis“ empfing die GLS Treuhand vor einigen Tagen in Bochum.

Unter anderem dabei: der 2013 ausgezeichnete Preisträger Dr. Hans Rudolf Herren (Foto: links) sowie der Geschäftsführer der schwedischen Stiftung Right Livelihood Award (RLA) Stiftung, Ole von Uexküll (2.v.l.), und RLA-Vorstandsmitglied, Dr. Juliane Kronen (2.v.r. Nikolai Fuchs, Vorstand der GLS Treuhand). Gefeiert wurde das fünfjährige Bestehen des RLA-Förderfonds in der GLS Treuhand. In diesen von der GLS Treuhand verwalteten Topf fließen die Spenden aller deutschen Spenderinnen und Spender für den „Alternativen Nobelpreis“.

Offener Nominierungsprozess

Für den „Alternativen Nobelpreis“ kann jeder Mensch jeden anderen vorschlagen, unabhängig von Status oder Herkunft – das ist ein Grundprinzip. Auch kennt der RLA-Preis keine Kategorien. „Probleme sind immer vielschichtig und komplex, man kann nicht mit dem einem Thema arbeiten, ohne ein damit verbundenes außer Acht zu lassen“, begründet Dr. Juliane Kronen den offenen Nominierungsprozess. So gewinnt die Stiftung Jahr für Jahr einen Eindruck davon, welche Probleme weltweit als die dringendsten wahrgenommen werden.

Gäste diskutieren mit dem Preisträgerrla_diskussionKontinente stellen keine Grenze dar, im Gegenteil. Der Vorschlag, den Schweizer Insektenforscher Hans Rudolf Herren für den Preis zu nominieren, kam aus Indien. Der weltweit führende Experte nachhaltiger Landwirtschaft und biologischer Insektenbekämpfung kam eigens für die Feier nach Bochum, um sich den Förderinnen und Förderern sowie den interessierten Gästen vorzustellen und von seiner internationalen Arbeit zu berichten. Besonders eindrucksvoll ist sein biologisches Kontrollprogramm für die Maniokschmierlaus. Maniok ist in Afrika ein bedeutendes Grundnahrungsmittel. Millionen Menschen konnten vor Hungersnöten gerettet werden, weil Hans Herren mit seinem Team die Schlupfwespe als Feind der Laus ausmachte und erfolgreich in den Maniokfeldern einsetzte.

Schutz für bedrohte Preisträger

Eine wichtige Funktion für viele der Ausgezeichneten ist der nachhaltige Schutz für Leib und Leben, neben einer weltweiten Öffentlichkeit für ihre Arbeit und der ökonomischen Wirkung – bedingt durch das Preisgeld und das darauf folgende erhöhte Spendenaufkommen. Viele der Preisträgerinnen und Preisträger stellen sich mächtigen Interessen entgegen und riskieren dabei häufig ihre Freiheit und Gesundheit. Die Stiftungsmitarbeiter besuchen sie  direkt vor Ort, organisieren Solidaritätsbesuche oder entwickeln individuelle Notfallmaßnahmen, um eine schnelle Reaktion in Krisensituationen möglich zu machen. Denn allein mit dem Preis ist es nicht getan. Auch nach der Preisverleihung soll die Arbeit der Preisträgerinnen und Preisträger weiter bekannt gemacht werden, sollen sich die Aktivistinnen und Aktivisten über Ländergrenzen hinweg gegenseitig besuchen, austauschen und stärken können – so sieht es der Zweck der Satzung vor. Eine einzigartige Möglichkeit, sich weiter zu vernetzen.

Ehrenpreis für Edward Snowden

Überhaupt ist Rechtstaatlichkeit ein wichtiges Thema – auch in der westlichen Welt. Der nicht dotierte Ehrenpreis der Stiftung geht dieses Jahr an Edward Snowden. Diese Nachricht lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit kürzlich erst wieder auf den Preis. Ob Snowden den Preis bei der Verleihung am 1. Dezember 2014 im schwedischen Parlament persönlich entgegennehmen kann, bleibt abzuwarten.

Der Abend mit Hans Herren und der Right Livelihood Award Stiftung in der GLS machte deutlich, wie viele Menschen sich für drängende Probleme einsetzen. Der Preis ist eine unterstützende Anerkennung dafür. Infos gibt es unter www.rightlivelihood.org.

Wenn ihr den RLA unterstützen wollt, könnt ihr direkt online spenden,

Weitere Bilder von der Jubiläumsfeier findet ihr auf Flickr.

Autorin: Meike Bürvenich, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der GLS Treuhand e.V.

Fotos: Copyright GLS Treuhand e.V.

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