Vor Kurzem fand in Köln das erste DJV Journalistenbarcamp statt, initiiert von Ute Korinth und Christina Quast. Die GLS Bank unterstützte neben anderen Unternehmen die Veranstaltung. Unsere Mitarbeiter Julian Mertens und Marie-Christin Graener waren in Köln vor Ort, um über den Verlauf auf Twitter zu berichten.
Ein Barcamp: Was ist das?
Barcamps werden auch als sogenannte Unkonferenzen bezeichnet, die sich in der digitalen Branche etabliert haben und gleichlautende Themen behandeln. Anders als bei einer klassischen Konferenz lebt ein Barcamp von seinen interagierenden Gästen: Jede und jeder kann morgens bei der Tagesplanung ein Thema vorschlagen, über das sie oder er sprechen möchte. Findet es Anklang, wird es an das sogenannte Sessionboard gepinnt. Die Tagesplanung besteht aus einzelnen Sessions. Das sind Einheiten, in denen eine Person Impulse zu einem Thema liefert und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen diskutieren und Ideen entwickeln. Schlussendlich ergibt sich eine Timeline (ein Zeitplan) mit jeweils 45-minütigen Sessions, die parallel und nacheinander in den verschiedenen Räumen stattfinden. Je nach Interesse kann jede und jeder Interessierte wählen, an welcher Session sie oder er teilnehmen möchte.
Jedes Barcamp bekommt einen Hashtag (#) zugewiesen, unter dem die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Beiträge auf Twitter, Instagram oder Facebook veröffentlichen können. Mit einem Hashtag versehene Nachrichten funktionieren zum Beispiel auf der sozialen Plattform Twitter folgendermaßen: Wenn man in der Suchfunktion einen Hashtag (in diesem Fall: „djvcamp16“) eingibt, werden alle zugehörigen Posts direkt angezeigt. Man kann einen Hashtag also mit einem Stempel vergleichen, der die geschriebenen Nachrichten einordnet und kennzeichnet.
Wie passt ein Barcamp mit Journalismus zusammen?
Die „neuen Medien“: Sie stellen für „alte Hasen im Geschäft“ eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Dabei unterscheiden sich Online Journalistinnen und Journalisten von den klassischen im Printgeschäft, die den neuen Möglichkeiten oft noch skeptisch gegenüber stehen. Auf dem Barcamp lag der Schwerpunkt vor allem auf den positiven Aspekten, die die neuen Medien mit sich bringen.
Themenvielfalt, Innovatives und Nachhaltiges
Relevante Themen aus den Bereichen Social Media, Online Marketing und Online Journalismus fanden großen Anklang. Das Spektrum reichte von Datensicherung mit einer sicheren Cloud, die von Zuhause aus gesteuert werden kann, über die Möglichkeiten des Livestreamings (Videos mit dem Smartphone live ins Internet stellen) mit Apps wie Periscope, Hangouts oder Facebook Live für unternehmerische Zwecke bis hin zur Monetarisierung von Blogs. Aber auch der digitale Regionaljournalismus und das Snapchat Storytelling (auch eine App für das Smartphone) bekamen ihre Plattform. Wie soziale Netzwerke die journalistische Recherche unterstützen können, wurde in der Session zum Thema „Recherche mit Twitter“ veranschaulicht.
Die Diskrepanz zwischen Journalismus und Selbstdarstellung
Die Problematik wurde in einer Session über Selbstdarstellung deutlich. In einer angeregten Diskussion, ob der Journalist (oder die Journalistin) von heute die sozialen Medien nutzen soll, will und muss, stellte sich heraus, dass klassische und bekannte Wege nur ungern verlassen werden.
Die Verwendung der sozialen Medien, speziell von Blogs, wird von vielen Journalistinnen und Journalisten immer noch als qualitativ unzureichend und unprofessionell wahrgenommen. Dabei eröffnen sich gerade diesem Berufszweig viele neue Möglichkeiten. Was man wo und wie veröffentlicht, bleibt schließlich jedem selbst überlassen. Bloggerinnen und Blogger sowie Medienwissenschaftlerinnen und Medienwissenschaftler mit dem Schwerpunkt digitale Medien konnten zahlreiche Vorteile aufzeigen, wie beispielsweise den Imageaufbau, der über Social Media viel weitreichendere Ausmaße annimmt als über Printwege.
Visitenkarten, Newsletter und Blogparade: Werden gute Texte unwichtig?
In der Session zum Thema Monetarisierung des Blogs reflektierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Möglichkeiten, das Blog im Internet sichtbarer zu machen. Dabei fielen zentrale Begriffe wie Verteilung von Visitenkarten, Suchmaschinenoptimierung, Social Media Buttons, Bloggertreffen oder Blogparaden (ein Blogger gibt ein Thema vor und viele Blogger schreiben dazu etwas). Für gute Blogger nicht erwähnenswert, da Voraussetzung, ist das Schreiben guter und qualitativ hochwertiger Texte. Durch eine sich anschließende Diskussion auf Twitter wurde klar: Es muss differenziert werden. Guter Journalismus besticht weiterhin durch Qualität und nutzt die Distributionskanäle (wie der Name bereits sagt) nur zur Streuung. Es wird befürchtet, dass Aspekte wie Suchmaschinenoptimierung und Öffentlichkeitsarbeit das Inhaltliche vollkommen ausblenden. Mit den Möglichkeiten wachsen die Gefahren, weshalb ein kompetenter Umgang mit den digitalen Medien gerade für Journalistinnen und Journalisten wichtig ist.
Livestreaming und Interaktion: Aufwendig, aber effektiv
Eine Live-Interaktion mit dem Kunden oder der Kundin über das Internet mit Video-Bild und Ton ist mittlerweile über verschiedene Kanäle und Apps möglich. Hinzu kommt, dass die live übertragenen Videos auch nachträglich noch abrufbar sind. Der Clou: Während der Live-Übertragung kann der Kunde oder die Kundin im Chat Fragen stellen, die per Video sofort beantwortet werden. Das ist ganz einfach: Bei Facebook klickt man auf „Beitrag verfassen“ und dann auf „Live-Video“, um selbst einen Stream zu produzieren. Gunnar Sohn erklärte, dass gerade diese Interaktion ausschlaggebend sei und der Kunde oder die Kundin so eine Wichtigkeit erfahre. Die Einwegkommunikation müsse sich zukünftig verabschieden. Jedoch sei es wichtig, sich vorher zu überlegen, was man überhaupt erreichen möchte und wer die Zielgruppe sei. Danach seien auch die Inhalte festzumachen. Live-Material bedürfe einer intensiven Planung. Hier der Link zum Livestream der Session.
…und was ist an Digitalisierung bitte nachhaltig?
Die digitale Kommunikation birgt vor allem dann Gefahren, wenn die Technik nicht beherrscht wird. Aber die Beschäftigung damit und die Einarbeitung lohnen sich: Besonders für Journalistinnen und Journalisten. Denn was gesagt werden und gehört werden muss, sollte sich auch gut verbreiten lassen. In den Dialog mit dem Leser (oder Kunden) treten und ihn einbeziehen, wird durch die Digitalisierung einfacher und relevante Informationen gelangen schneller an mehrere Personen.
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