Ist eine Altersversorgung mit direktem Bezug zu nachhaltigen Unternehmen denkbar? Welche Ideen haben Freiberufler*innen dazu? Könnte man dieses Thema zusammen mit der GLS Bank bearbeiten?
Das fragte GLS Kunde Thomas Klug den GLS Vorstandssprecher Thomas Jorberg Anfang letzten Jahres bei einer Veranstaltung in der GLS Filiale Frankfurt. Ein Fall für die GLS Zukunftswerkstatt befand dieser. Falk Zientz, Mitglied der Projektgruppe , organisierte dazu im September 2016 einen Workshop. Das Thema nahm Fahrt auf.
Jetzt in die Qualitäten investieren, die im Alter wichtig sind!
Vor kurzem trafen sich in der GLS Bank Bochum zum zweiten Mal Menschen, um in Sachen Altersversorgung zu „spinnen, erfinden, entdecken, probieren, Geschichten erzählen, ahnen, träumen“ – so der Text aus der Einladung zum ersten Workshop. Aber nicht nur das. Wie mehrere Teilnehmer*innen sagten: „Wir sind gekommen, um zu arbeiten.“
Konsens herrscht darüber, dass die Grundlagen und Strukturen für ein gutes Leben im Alter jetzt und selbst geschaffen werden müssen. Denn die bisherigen Säulen der Altersvorsorge – gesetzliche, private und betriebliche Vorsorge – greifen zu kurz. Zum einen steht die materielle Absicherung durch Versicherungen im Vordergrund, durch Niedrigzins und Zurückfahren der Leistungen ist diese aber in Frage gestellt. Zum anderen passen sie nicht auf die Lebenssituation von Freiberufler*innen. Aspekte der Nachhaltigkeit werden bei bestehenden Vorsorgeangeboten selten berücksichtigt. Alternative, sinnvolle Angebote für ein gutes und sinnvolles Leben im Alter gibt es – bis auf Mehrgenerationenwohnen – noch nicht.
Wen interessiert das?
Zum Workshop gekommen sind meist freiberuflich tätige Menschen aus ganz Deutschland, darunter (Unternehmens)berater*innen, Journalist*innen, Sozialwissenschaftler*innen, Dozent*innen, Kreative, Aktivist*innen, Jurist*innen, einige schon in Rente oder Ruhestand, mit dabei auch zwei Eltern von Workshop-Teilnehmer*innen. Einige befassen sich beruflich mit alten Menschen oder mit Versicherungen, andere mit dem Themen Grundeinkommen, Organisationsentwicklung und Zukunftsideen. Alle gehören zum Typ: neugierig, unkonventionell, Umdenker. Allen ist wichtig, im Alter nicht alleine und möglichst selbstständig zu leben.
Warum gerade mit der GLS Bank?
Für Thomas Klug gaben die „grundsätzliche Ausrichtung, Haltung und Klientel“ den Ausschlag, sich an die GLS Bank zu wenden. „Da hatte ich den Eindruck, dass Idee und Organisation am besten passen.“ Er hatte auch mitbekommen, dass die GLS Bank mit Otto Scharmer und Katrin Käufer vom MIT eine Zukunftswerkstatt durchgeführt hatte. Klug sieht in der GLS Bank ein Netzwerk von Leuten, die an einem so außergewöhnlichen Gedanken Interesse haben könnten.
Wie wird gearbeitet?
Aus dem ersten Workshop hatte jede*r eine Aufgabe mitgenommen. Zum Beispiel alte und junge Menschen befragen, wie sie sich ein gutes Alter vorstellen. Formen der gegenseitiger Unterstützung abseits von Versicherungen im Inland und Ausland, aus der Vergangenheit und der Gegenwart zu sammeln. Zu überlegen, wo es Blockaden in der sozialen Distribution gibt, welche neuen Narrative es zum Alter geben könnte und auch, was uns am Träumen hindert. Die Ergebnisse werden dem Plenum vorgestellt und diskutiert.
Wo führt das hin?
Knapp zwei Stunden vor Ende des Workshops geht es in Arbeitsgruppen, um „etwas Umsetzbares auszuarbeiten“. Eine Gruppe macht sich auf einer abstrakteren Ebene Gedanken darüber, wie „Vorsorge für Selbständige (auch im Alter) durch den Aufbau von Netzwerken“ aussehen könnte. Sie definiert Voraussetzungen für das Funktionieren eines irgendwie gearteten solidarischen Zusammenhalts im Alter: Überschaubarkeit, gegenseitige Verantwortung, Verbindlichkeit, Vertrauen, Solidarität, Lernfähigkeit, Selbstorganisation, ein „greifbares“ Umfeld.
Eine zweite Gruppe überlegt, wie „mobile“, Sozialleistungen aussehen könnten, die nicht an einen Arbeitgeber, sondern an eine Person gebunden sind. Daraus entwickelt sich die Vorstellung eines „Sozialkontos“, in das der/die Einzelne ein Leben lang und auch Arbeitgeber anteilig einzahlen und von dem man flexibel Leistungen in Anspruch nehmen kann, sei es wegen Krankheit, Urlaub, als Einkommen im Alter oder auch, um sich weiterzubilden. Das Sozialkonto könnte für Gruppen bis zu zehn Personen funktionieren, das Geld zu 60 Prozent für den Einzelbedarf, zu 30 % für gemeinsame Anliegen der „Peergroup“ und zu 10 % für die Unterstützung weiterer Sozialkonto-Peergroups verwendet werden. Als Treuhänder für das Sozialkonto käme zum Beispiel die GLS Bank in Frage.
Nächster Schritt: Creatathon
Im Februar geht es mit einem zweitägigen Creatathon in Hannover bei den Hannoverschen Kassen weiter. Dann sollen Prototypen entwickelt werden. Wer Interesse am Thema hat, kann sich gerne bei Falk Zientz melden, falk.zientz@gls.de
Websites von einigen Teilnehmenden
cogitamus.eu
demenz-clown.de
führungsimpuls.de
Hannoversche Kassen
inzwischen.biz
mein-grundeinkommen.de
neopolis.network
sanktionsfrei.de
Fotos: GLS Archiv
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