Werner Landwehr ist Regionalleiter der GLS Bank Berlin und seit 1991 bei der GLS Bank. Im Interview erzählt er, was ihn bewegt – und schon immer bewegt hat.
„Selbstbestimmte Teilhabe! Als viertes von fünf Geschwistern ist mir dieses Motto wohl schon in die Wiege gelegt worden. Mit „den Anderen“ zusammen sein und „was machen“, unternehmen, zusammen wirken — das war der zentrale Wunsch meiner Kindheit in einer westdeutschen Großstadt. Die schwerste Strafe war für mich nicht die reichlich „würdig strafende Hand des Vaters“, wie das heute in neupäpstlicher Interpretation moderner Pädagogik heißt, sondern Stubenarrest, nicht raus zu „den Anderen“ dürfen.
Die Welt war geordnet und in meinem Fall auch noch streng katholisch, aber sie war in vielerlei Hinsicht nicht fertig in den frühen 1950er-Jahren. Jedes Haus in unserer Straße sah anders aus, Toiletten in der Wohnung gab es nicht, Bäder nur ganz selten. Dann wurde eine neue Siedlung gebaut. Sie hieß „die Siedlung“, und da gab es WCs und Badewannen. Dort sollte es auch, wie „die Anderen“ erzählten, etwas ganz Neues für Kinder geben. Wir hatten keine Idee, was ein Spielplatz sein könnte. Platz zum Spielen war doch überall. Aber wir sind mal hingegangen. Viel Sand, ein Fliegenpilz zum Klettern und eine kalte Rutsche, also nichts „zum Machen“, nichts, um unsere Ideen auszuleben und unsere kindliche Welt zu gestalten. Wir haben weiter wie immer gespielt.
Rückblickend war das Geschenk meiner Kindheit die grundsätzliche Erfahrung von einem wertebestimmten Weltbild. In meiner Nach-68er-Aufarbeitungsphase in Berlin-Kreuzberg habe ich lange gedacht, ich müsste die reaktionäre Wertfixierung von damals und vor allem die Werte selber endlich über Bord werfen. Bis ich begriffen habe: Die Werte an sich sind nicht das Problem, sondern die Lösung, wenn es denn die für mich richtigen Werte sind.
Aufarbeitung als tagtäglicher Diskurs auf der Suche nach den richtigen Werten wurde für mich seitdem zur treibenden Kraft. Bei den daraus erwachsenen Idealen hat mich immer die konkrete, oftmals pragmatische Erprobung im Alltag besonders interessiert — eben das Mitmachen und zusammen Wirken mit „den Anderen“. Als ich 1991 auf die Gruppe von Bankgründern um Wilhelm Ernst Barkhoff, auf Albert Fink und die GLS Bank gestoßen bin, wurde mir in den Begegnungen und im Austausch schnell klar: Das sind die Werte und das sind „die Anderen“, die ich gesucht hatte! Bis zum beruflichen Neustart 1995 vergingen noch ein paar Jahre. Doch es war die richtige Entscheidung und ich habe sie nie bereut.“
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